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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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oder Kamm, um sein zerzaustes langes Haar zu glätten. Merkwürdig, allmählich wurde ihm das alles zur Gewohnheit, und er genoss es sogar. In seinen Jugendtagen in Seaxmund’s Ham hatte es ausgereicht, ab und an in den Fluss zu springen.
    Er wurde bereits ungeduldig erwartet, als er endlich zurückkam. Das Klirren und Scheppern von Eisen auf Eisen verriet ihm, dass der Schmied bereits seine Esse anheizte.
    Der Herbstmorgen ließ sich strahlend und warm an. Anders als am Vorabend konnte Eadulf die gepflegte Umgebung genießen. Hecken umsäumten die Häuser des Vororts, hier und da standen Birken mit silberweißen Stämmen. In Holunderbüschen reiften die Dolden mit den schwarzen Beeren. Dazwischen tummelten sich Ringeltauben, und mit Trillergesang ließen sich Zaunkönige hören, wenn sie auch unsichtbar blieben.
    »Ob man den Leichnam des Fährmannssohns schon entdeckt hat?«, fragte Gormán und schaute verunsichert umher.
    »Das werden wir schneller erfahren, als uns lieb ist.« Fidelma hatte ihren trockenen Humor wiedergewonnen.
    Auf einer breiten Straße kamen sie zum Hauptplatz des Ortes. Dort hatten Eadulf und Gormán das trübsinnige Mädchen angetroffen, das verlassen dasaß und Brot und Käse verkaufen sollte. Jetzt war der Platz sehr belebt. Kaufleute hatten ihre Stände aufgeschlagen, Jongleure und Akrobaten zeigten ihre Kunststücke. Der Lärm war ohrenbetäubend. Jedermann ging seinen Geschäften nach oder schien sich zu vergnügen. Man mochte meinen, unter den vielen Fremden, die über den Marktplatz schlenderten, fielen sie gar nicht auf.
    Am Rande des Platzes blieben sie stehen und betrachteten das bunte Treiben. Händler und Besucher aus anderen Gegenden waren zahlreich, vermutlich waren die meisten am Tage zuvor auf dem Fest der Prinzessin Gelgéis gewesen. Sie verweilten nicht lange, ein steiler Anstieg stand ihnen bevor, und Fidelma ging entschlossen voran. Der Weg führte unmittelbar zu den gewaltigen Holztoren der Festung Durlus Éile, nach der auch der Ort benannt war. Die Festung überragte die Vielzahl kleiner Häuser, die sich von den Anlegestellen am Flussufer hinaufzogen bis zu einer unsichtbaren Grenze unterhalb der Mauern. Die Baumeister wären nicht Meister ihres Fachs gewesen, hätten sie geduldet, dass sich andere Gebäude zu dicht an die Mauern drängten und die Sicherheit der Burganlage gefährdeten.
    Die Flügel des Tors standen weit offen, nur von einem Krieger bewacht. Der hatte sich dazwischen aufgepflanztund versperrte den Zugang zum Innenhof. Eine Hand hatte er in die Seite gestemmt, mit der anderen umfasste er den Griff seines Schwertes. Die Herannahenden hatte er voll im Blick. Sie blieben vor ihm stehen, und Gormán rief in gebieterischem Ton: »Fidelma von Cashel verlangt, empfangen zu werden von Gelgéis, der Stammesfürstin der Éile.«
    Der Schwertträger starrte Gormán an, gewahrte den goldenen Halsreif, den er wieder angelegt hatte. Auch Fidelma hatte ihr Rangabzeichen aus dem Kammbeutel genommen. Noch zögerte der Krieger, blickte von einem zum anderen, senkte dann aber vor Fidelma den Kopf. »Folgt mir«, sagte er ruhig, wandte sich um und führte sie durch das hochgewölbte Tor über den mit großen Steinplatten ausgelegten Hof, auf dem Gruppen von Kriegern und Bediensteten herumstanden oder hin und her liefen. Der Haupthof der Festung sah wie ein geschäftiger Marktplatz aus, auf dem auch eine Schmiede ihren Platz hatte. Krieger waren dabei, ihre Waffen an einem Schleifstein zu schärfen. Händler entluden ihre Waren von Maultierkarren oder beluden sie mit anderen Sachen. Andere übten sich in Müßiggang und plauderten miteinander. Man hatte das Gefühl, hier herrsche ruhige Wohlhabenheit.
    Auf den Stufen zum Haupthaus stand ein gedrungener Mann mit grauem Haar, dunklen Augen und stechendem Blick. Misstrauisch sah er ihnen entgegen. Er war glatt rasiert, die gelbliche Haut umspannte straff die kantigen Kiefer. Gekleidet war er wie ein Mann von höherem Rang. Ein Krieger war er nicht, doch trug er ein Kurzschwert an seinem Gürtel, und eine Amtskette hing ihm um den Hals.
    Der bewaffnete Torhüter machte vor ihm Halt und salutierte.»Fidelma von Cashel wünscht von Prinzessin Gelgéis empfangen zu werden«, übermittelte er ihr Anliegen und ersetzte dabei diplomatisch Gormáns »verlangt« durch »wünscht«.
    Der Mann ließ seinen Blick über die Ankömmlinge gleiten und verneigte sich vor Fidelma.
    »Ich bin Spealáin, Hofmeister der Prinzessin«, sagte er

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