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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Entsprechungen) nette Leute, die viel Positives tun, doch im Kollektiv können sie sehr negative Wirkungen haben. Es ist dieses Missverhältnis, das den Kern unserer Diskussion bilden wird, denn es sagt uns interessante Dinge darüber, was es bedeutet, Mensch zu sein.
    Wir sind sehr winzige, verletzliche Wesen in einem riesigen, unkontrollierbaren Universum. Die Evolution hat uns nicht nur mit Augen ausgestattet, damit wir das Universum sehen, sondern auch mit einem Geist, um kleine Modelle davon in uns zu bewahren, das heißt, damit wir uns Geschichten darüber erzählen können.
    Im Lauf der Jahrtausende haben wir gelernt, mehr und mehr Einfluss auf unsere Welt auszuüben, doch jeden Tag sehen wir Beweise dafür, dass unsere Fähigkeit, unser eigenes Leben nachhaltig zu beeinflussen, außerordentlich beschränkt ist. In der Vergangenheit waren Krankheit, Tod, Hunger und Raubtiere Teil des alltäglichen Daseins. Man hatte unter Kontrolle, was man an Pflanzen anbaute, aber nicht, wann der Regen kam, und wenn man sich gerade bückte, um Unkraut auszurupfen, konnte ein Rudel Löwinnen über einen herfallen.
    Es ist sehr unangenehm, wenn man ohne Hilfe mit solch einer Welt zurechtkommen muss, und viele Menschen müssen das auch noch. Allen ist viel wohler zumute, wenn sie glauben , es gäbe Möglichkeiten, Regen und Löwinnen unter Kontrolle zu bringen.
    Nun ist der menschliche Geist ein unablässiger Muster-Sucher und findet sogar dort Muster, wo es keine gibt. Jede Woche suchen Millionen von völlig normalen Menschen nach Mustern in den Lottozahlen und vergessen, dass es in Zufallszahlen keinerlei bedeutungsvolle Struktur gibt. Der Glaube an die Fähigkeit, Gewalt über Regen oder Löwinnen zu haben, braucht also nicht mit der tatsächlichen Fähigkeit zu korrespondieren. Wir alle wissen, dass Dinge auch dann schief gehen können, wenn wir sie unter Kontrolle haben, also wird unser Glaube selten ernsthaft in Frage gestellt, egal, was geschieht.
    Die Idee, es gebe eine Regengöttin, die entscheidet, wann es regnet, oder einen Löwengott, der einen entweder vor Löwenangriffen schützt oder die Löwen auf einen loslässt, hat unwiderstehliche Vorteile. Man kann nicht über den Regen gebieten, und über die Regengöttin natürlich auch nicht, doch mit den richtigen Riten kann man hoffen, ihre Entscheidungen zu beeinflussen. Hier nun tritt die Priesterschaft auf den Plan, denn sie kann als Mittler zwischen jedermann und den Göttern dienen. Sie kann die angemessenen Rituale vorschreiben – und wie alle guten Politiker können die Priester den Erfolg für sich in Anspruch nehmen und jemand anderem die Schuld zuschieben, wenn sie etwas falsch machen. »Was, Henry ist von einem Löwen gefressen worden? Nun ja, dann wird er wohl nicht den richtigen Respekt gezeigt haben, als er dem Löwengott sein tägliches Opfer darbrachte.« – »Woher wisst Ihr das?« – »Na, wenn er den richtigen Respekt gezeigt hätte, wäre er nicht gefressen worden.« Nehmen Sie dazu noch die von den Priestern rasch erworbene Macht, Sie den irdischen Vertretern des Löwengottes vorzuwerfen, wenn Sie widersprechen, und Sie sehen, dass der Kult des Löwengottes eine Menge für sich hat.
    Die Menschen blicken auf das Universum ringsum und empfinden überwältigende Ehrfurcht. Es ist so groß, so unverständlich – und dennoch scheint es nach einer Melodie zu tanzen. Menschen, die in einer Kultur aufwachsen – insbesondere in einer mit langer Geschichte und gut entwickelten Techniken, um Häuser zu bauen, Landwirtschaft zu betreiben, Tiere zu jagen, Boote zu bauen –, erkennen sofort, dass sie sich etwas gegenüber sehen, das viel größer ist als sie selbst. Woraus sich sogleich alle großen philosophischen Fragen ergeben: Wo kommt es her, wozu dient es, warum bin ich hier? Und so weiter.
    Stellen Sie sich vor, wie es Abraham vorgekommen sein muss, einem der Gründungsväter des Judaismus. Er war wahrscheinlich ein Schafhirte und lebte wahrscheinlich in Ur, einem der ersten echten Stadtstaaten, und in der Umgebung. Er war umringt von den Bildern einfältiger Religionen: von goldbelegten Idolen, Masken, Altären. Sie beeindruckten ihn überhaupt nicht. Es waren triviale Dinge, kleingeistig. Sie wurden nicht annähernd der Ehrfurcht gebietenden Größe der Natur und ihrer frappierenden Macht gerecht. Zudem war ihm bewusst, dass »etwas« viel Größeres als er selbst jene Welt regierte. Es wusste, wann die Felder zu bestellen und wann die Ernte

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