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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einigermaßen mit dieser Epoche aus und wussten, dass es kaum einen Sinn hatte, den Bibliothekar zu sehr zu tarnen. Mit einem Wams, einem großen Schlapphut und einem falschen Bart sah er besser aus als viele Leute auf den billigen Plätzen, wo man nicht etwa saß, sondern stand. Die billigsten Plätze waren Steh plätze.
    Das Stück hieß Der bucklige König , von Arthur J. Nightingale. Es war nicht sehr gut – Rincewind hatte nie ein schlechteres gesehen. Der Bibliothekar vergnügte sich damit, heimlich Nüsse nach dem falschen Buckel des Königs zu werfen. Das Publikum sah hingerissen zu und zeigte sich besonders von einer Szene fasziniert, in der sich der König an die Adligen wandte und folgende denkwürdigen Worte sprach: »Dies ist der Dezember unserer Unzufriedenheit der Mistkerl soll endlich damit aufhören, Nüsse nach mir zu werfen!«
    Ein schlechtes Stück, aber ein gutes Publikum, dachte Rincewind, nachdem man sie hinausgeworfen hatte. Natürlich stellte das Stück eine enorme Verbesserung gegenüber all jenen Dingen dar, die sich die Muschelberg-Leute hätten einfallen lassen können – bei ihnen hätte gute Unterhaltung vermutlich den Titel »Wir haben Farbe erfunden und können beobachten, wie sie trocknet« getragen. Aber die Dialoge klangen falsch, und alles wirkte mühsam konstruiert. Dennoch waren die Zuschauer vom Geschehen auf der Bühne gefesselt gewesen.
    Einmal hatte sich Rincewind ein Auge zugehalten, sich sehr konzentriert und im Theater umgesehen. Zwar tränte das andere Auge sehr, aber er war imstande gewesen, auf den teuren Plätzen mehrere Elfen zu erkennen.
    Auch sie liebten Bühnenstücke. Natürlich. Sie wünschten sich phantasievolle Menschen. Sie hatten ihnen so viel Vorstellungskraft gegeben, dass sie ständig hungrig war und selbst die Stücke von Arthur J. Nightingale fraß.
    Phantasie erschafft Ungeheuer. Sie bewirkt, dass man sich vor dem Dunkeln fürchtet, aber die Furcht gilt nicht den realen Gefahren der Dunkelheit. Phantasie füllt die Nacht mit ihrem eigenen Schrecken.
    Und deshalb …
    Rincewind hatte eine Idee.
    »Ich glaube, wir sollten nicht länger versuchen, die Philosophen und Gelehrten zu beeinflussen«, sagte er. »Solche Leute glauben immer alles. Man kann sie gar nicht daran hindern. Und die Wissenschaft ist zu verrückt . Ich muss immer wieder an den armen Mann denken …«
    »Ja, ja, ja, darüber haben wir schon gesprochen«, sagte Ridcully müde. »Komm zur Sache , Rincewind. Kannst du uns irgendetwas Neues anbieten?«
    »Wir könnten versuchen, den Menschen Kunst beizubringen«, meinte Rincewind.
    »Kunst?«, wiederholte der Dekan. »Kunst ist was für Schwächlinge! Dadurch würde alles nur noch schlimmer! «
    »Malerei, Bildhauerei und Theater«, fuhr Rincewind fort. »Wir sollten nicht versuchen, das aufzuhalten, was die Elfen in die Wege geleitet haben. Ganz im Gegenteil. Wir sollten versuchten, es so weit wie möglich zu verstärken. Wir sollten den Menschen dabei helfen, eine größere Vorstellungskraft zu entwickeln. Noch reicht sie nicht aus.«
    »Aber das ist doch genau das, was die Elfen wollen, Mann!«, schnappte Ridcully.
    »Ja!« Eine Idee zu haben, die nicht mit Flucht in Verbindung stand – das war so neu für Rincewind, dass er sich wie berauscht fühlte. »Helfen wir den Elfen! Helfen wir ihnen dabei, sich zu zerstören.«
    Die Zauberer schwiegen. Schließlich fragte Ridcully: »Wovon redest du da?«
    »Im Theater habe ich viele Personen gesehen, die glauben wollten, dass sich die Welt von der Realität um sie herum unterscheidet«, sagte Rincewind. »Wir könnten …« Er suchte nach einem Weg in Ridcullys verschlossenen Geist. »Nun, du kennst doch den Quästor, oder?«
    »An die Existenz dieses Herrn werde ich täglich erinnert«, sagte Ridcully ernst. »Und ich bin froh, dass wir ihn diesmal bei seiner Tante gelassen haben.«
    »Und erinnerst du dich, wie wir seinen Irrsinn geheilt haben?«
    »Wir haben ihn nicht geheilt«, widersprach Ridcully. »Wir geben ihm nur eine Medizin, die ihn halluzinieren lässt, er sei normal.«
    »Genau! Wir verwenden die Krankheit als Heilmittel! Wir haben ihn noch irrsinniger und dadurch gesund werden lassen. Im Großen und Ganzen. Abgesehen von den Gewichtslosigkeitsanfällen und der Sache mit …«
    »Ja, ja, schon gut«, beeilte Ridcully sich zu sagen. »Ich warte noch immer darauf, dass du zur Sache kommst.«
    »Meinst du vielleicht, so zu kämpfen wie die Mönche bei der Mitte?«, fragte der

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