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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ein Plan ist eine Geschichte mitsamt der Absicht, sie wahr zu machen.
    In der Rundwelt, wie sie so in ihrer Glaskugel in den Wänden der Bibliothek der Unsichtbaren Universität schwebt, nähert sich unsere Geschichte ihrem Höhepunkt. Will Shakespeare hat ein Stück geschrieben (das ist natürlich »Ein Sommernachtstraum«), von dem die Elfen glauben, dass es ihre Macht über den menschlichen Geist festigen wird. Die Handlung dieses Stücks ist mit Rincewinds geistigem Modell seiner Absichten kollidiert, und an den fliegenden Funken hat sich eine Fabel entzündet. Wie wird das alles ausgehen? Das ist einer der zwingenden Aspekte einer Geschichte. Man muss einfach abwarten und sehen.
    Wir haben gesehen, wie die Weltgeschichte eine emergente Dynamik entwickelt, sodass, obwohl alles strengen Regeln folgt, sogar die Geschichte selbst abwarten und sehen muss, wie alles ausgeht. Ja, alles folgt den Regeln, doch es gibt keine Abkürzung, die einen zum Ziel führt, ehe die Regeln selbst es erreicht haben. Die Weltgeschichte ist keine von den Geschichten, die in einem Buch stehen, jenes fatalistische »es steht geschrieben«. Es ist eine Geschichte, die sich selbst aus der Bewegung heraus erschafft, wie eine Geschichte, die jemand vorliest und der man lauscht. Sie wird gerade geschrieben …
    Aus philosophischer Sicht müsste es einen großen Unterschied zwischen einer Geschichte geben, die bereits geschrieben ist, und einer, die Wort für Wort entsteht, während man sie liest. In der einen Geschichte ist jeder Satz vorherbestimmt; nicht allein, dass es nur ein einziges Ende geben kann, das Ende ist auch bereits »bekannt«. In der anderen Geschichte existiert der nächste Satz noch nicht; wie sie ausgeht, ist sogar dem Erzähler unbekannt. Sie lesen gerade die erste Art von Geschichte, doch als wir sie schrieben, war es die zweite Art. Eigentlich fing sie als eine völlig andere Geschichte an, doch die haben wir nie geschrieben. Die Philosophen haben vor langer Zeit erkannt, dass es nicht leicht ist, festzustellen, welche Art Geschichte zu unserer Welt passt. Wenn wir die Fähigkeit besäßen, die Welt abermals ablaufen zu lassen, würden wir vielleicht entdecken, dass sie beim zweiten Mal andere Dinge tut, und dann wäre die Geschichte des Universums eine Geschichte, die sich aus der Bewegung entwickelte, keine bereits dem Papier anvertraute.
    Doch das sieht nicht nach einem machbaren Experiment aus.
    Unsere Faszination für Geschichten macht uns anfällig für eine Vielzahl von Irrtümern in Bezug auf unser Verhältnis zur Außenwelt. Die rasche Ausbreitung von Gerüchten beispielsweise ist der Art geschuldet, wie unsere Vorliebe für eine saftige Geschichte über unsere Kritikfähigkeit triumphiert. Der Mechanismus ist genau derselbe, vor dem uns die wissenschaftliche Methode nach Kräften zu bewahren sucht: etwas zu glauben, weil man gern möchte, dass es wahr ist. Oder im Falle mancher Gerüchte, weil man fürchtet, es könnte wahr sein. Ein Gerücht ist eines der Beispiele für ein allgemeineres Konzept, das Dawkins 1976 in Das egoistische Gen eingeführt hat. Er kam darauf, um ein Evolutionssystem erörtern zu können, welches sich von der Darwin’schen Evolution der Organismen unterscheidet. Es ist das Mem . Das damit verbundene Gebiet der »Memetik« ist der Versuch der Wissenschaft, die Macht der Geschichten zu erfassen.
    Das Wort »Mem« ist absichtlich analog zu »Gen« geprägt worden und die »Memetik« zur »Genetik«. Gene werden von einer Generation von Organismen an die nächste weitergegeben, Meme von einem menschlichen Geist an einen anderen. Ein Mem ist eine Idee, die für menschliche Geister derart anziehend ist, dass sie sie an andere weitergeben wollen. Das Lied »Happy birthday to you« ist ein äußerst erfolgreiches Mem; lange Zeit war das auch der Kommunismus, bei dem es sich allerdings um ein kompliziertes System von Ideen handelte, einen Memplex . Ideen existieren als kryptische Aktivitätsmuster in Gehirnen, ein Gehirn und der zugehörige Geist bieten also eine Umwelt, in der Meme existieren und sich fortpflanzen können. Und sich sogar vermehren, denn wenn man einem Kind beibringt, »Happy birthday to you« zu singen, vergisst man das Lied selbst auch nicht. Das Igellied ist ein ebenso erfolgreiches Scheibenwelt-Mem.
    Als sich der PC über den Erdball ausbreitete und untrennbar mit der Extelligenz des Internets verknüpft wurde, entstand eine Umwelt, die eine tückische Form von Memen auf

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