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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ein und beobachtete, wie Ponder an dem Kreis arbeitete. »Keine Leute, die man als ›Leute‹ bezeichnen könnte. Darauf hat HEX hingewiesen.«
    »Es gab Affen«, erwiderte Rincewind. »Oder Dinge wie Affen.« In dieser Hinsicht hatte er eigene Vorstellungen, obgleich auf der Scheibenwelt die weit verbreitete Ansicht herrschte, dass Affen die Nachkommen von Menschen waren, die sich nicht genug Mühe gegeben hatten.* [* Der Bibliothekar hingegen vertrat die Auffassung, dass Menschen Affen waren, die sich nicht genug Mühe gegeben hatten. Sie brachten es einfach nicht fertig, in Harmonie mit ihrer Umwelt zu leben, eine funktionierende soziale Struktur zu wahren und, was noch wichtiger war, sich im Schlaf an einem Ast festzuhalten.]
    »Oh, die Affen «, sagte Ridcully scharf. »Ich erinnere mich an sie. Völlig unnütz. Interessierten sich nur für Dinge, die man fressen oder mit denen man Sex haben konnte. Blödelten die ganze Zeit herum.«
    »Ich glaube, dies war noch vorher«, meinte Ponder. Er richtete sich auf und klopfte Kreidestaub von seinem Mantel. »HEX vermutet, dass die Elfen etwas anstellten, und zwar mit … etwas. Mit etwas, aus dem Menschen wurden.«
    »Sie haben sich eingemischt?«, fragte der Dekan.
    »Ja. Wir wissen, dass sie mit ihrem Gesang das Denken beeinflussen können …«
    »Aus dem Menschen wurden ?«, wiederholte Ridcully.
    »Ja, Herr. Entschuldige, Herr, aber ich möchte das nicht noch einmal durchkauen, Herr. Auf der Rundwelt werden Dinge zu anderen Dingen. Besser gesagt, einige Dinge werden zu anderen Dingen. Ich behaupte nicht, dass so etwas auf der Scheibenwelt geschieht, Herr, aber HEX ist ziemlich sicher, dass es hier passiert. Können wir einfach mal davon ausgehen, dass es stimmt?«
    »Rein theoretisch?«
    »Ja, rein theoretisch – und um weitere Diskussionen zu vermeiden«, erwiderte Ponder. Mustrum Ridcully konnte ziemlich lange am Thema der Evolution festhalten.
    »Na schön«, sagte der Erzkanzler widerstrebend.
    »Wir wissen, dass Elfen das Denken und Empfinden geringerer Geschöpfe beeinflussen können …«
    Rincewind hörte nicht mehr hin. Er war weit genug herumgekommen – die ewige Flucht hatte ihn praktisch überall hingeführt, durch Wildnis, Wälder und Wüsten –, um sich mit den Elfen auszukennen. Sie fanden keinen Gefallen an den Dingen, die nach Rincewinds Ansicht das Leben lebenswert machten, wie Städte, Mahlzeiten und nicht ständig mit Steinen auf den Kopf geschlagen zu werden. Er wusste nicht, ob sie tatsächlich etwas aßen , und nicht nur zum Vergnügen. Sie verhielten sich so, als verzehrten sie vor allem die Furcht anderer Geschöpfe.
    Bestimmt waren sie hoch erfreut gewesen, als sie die Menschheit entdeckt hatten. Menschen waren sehr kreativ, wenn es darum ging, Angst zu haben. Sie verstanden sich gut darauf, die Zukunft mit Entsetzen zu füllen.
    Und dann ruinierten die Menschen alles, indem sie ihren wundervollen, Furcht erzeugenden Verstand gebrauchten, um sich Dinge einfallen zu lassen, welche die Furcht vertrieben, wie zum Beispiel Kalender, Schlösser, Kerzen und Geschichten. Vor allem Geschichten. Darin starben die Ungeheuer.
    Während die Zauberer miteinander sprachen, sah Rincewind nach dem Bibliothekar. Der Orang-Utan hatte das weite Gewand abgelegt, trug aber noch immer eine Halskrause, um dem lokalen Bekleidungsstandard gerecht zu werden. Er wirkte so glücklich wie … nun, wie ein Bibliothekar inmitten von Büchern. Dee war ein passionierter Sammler. Bei den meisten Büchern ging es um Magie oder Zahlen – oder um Magie und Zahlen. Allerdings waren sie nicht sehr magisch. Sie blätterten nicht einmal von allein um.
    Die Kristallkugel war auf ein Regal gelegt worden, damit HEX zusehen konnte.
    »Der Erzkanzler möchte, dass wir alle in die Vergangenheit reisen und den Elfen das Handwerk legen«, sagte Rincewind und nahm auf einem Bücherstapel Platz. »Er will sie angreifen, bevor sie irgendetwas anstellen. Was mich betrifft … Ich glaube nicht, dass es klappen wird.«
    »Ugh?«, fragte der Bibliothekar. Er beschnüffelte ein Bestiarium und legte es beiseite.
    »Meistens geht irgendetwas schief. Das ist selbst bei gut ausgearbeiteten Plänen der Fall. Und dies dürfte wohl kaum ein gut ausgearbeiteter Plan sein. ›Wir springen mal kurz in die Vergangenheit und erschlagen die Elfen mit Eisenstangen‹ – klingt das etwa nach einem gut ausgearbeiteten Plan? Was findest du so komisch?«
    Die Schultern des Bibliothekars bebten. Er

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