Die Philosophen der Rundwelt
aristokratischer Barbarei und der Traditionsgebundenheit der Stammensgesellschaft in die wirkliche Zivilisation, wie wir sie kennen. Und dennoch …, er scheint ein Widerspruch zu sein: erhabene Gefühle in einem barbarischen Zeitalter. Das liegt daran, dass er an einem Brennpunkt der Geschichte stand. Und darum ist er in unseren ungeradzahligen Kapiteln ein Geschöpf der Elfen. Die Elfen haben nach etwas gesucht, was zum Menschen wird, und mischen sich auf der Rundwelt ein, um sicherzustellen, dass sie es bekommen. Shakespeare ist eins der Ergebnisse.
Wir kennen bereits ihr Rohmaterial. Die Elfen sind nicht die einzigen Bewohner der Scheibenwelt, die sich auf der Rundwelt eingemischt haben: Die Zauberer haben sich ihrerseits mit einem »Uplift« im Sinne von David Brin* [* Im Uplift-Zyklus von David Brin ( Sternenflut, Sonnentaucher, Entwicklungskrieg und weitere Bände) entstehen vernunftbegabte Arten üblicherweise dadurch, dass sie durch Eingriffe einer anderen intelligenten Spezies zur Intelligenz »erhoben« werden. Siehe auch die Fußnote zu »Uplift« in Kapitel 10 des vorliegenden Buches. – Anm. d. Übers. ] versucht, wobei sie die Techniken von Arthur C. Clarke verwendeten. Gegen Ende von Die Gelehrten der Scheibenwelt sitzen die Affen der Rundwelt in ihrer Höhle und beobachten eine Manifestation aus einer anderen Dimension, ein rätselhaftes schwarzes Rechteck … Der Dekan der Unsichtbaren Universität klopft mit seinem Zeigestock dagegen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und schreibt mit Kreide die Buchstaben S … T … E … I … N. »Stein. Kann mir jemand sagen, was man damit anstellt?« Doch das Einzige, was die Affen interessiert, ist S … E … X.
Als die Zauberer das nächste Mal einen Blick auf die Rundwelt werfen, stützt gerade der Weltraumlift ein. Die Planetenbewohner sind in großen, aus Kometenkernen gebauten Schiffen unterwegs hinaus ins Weltall.
Etwas sehr Dramatisches ist zwischen den Affen und dem Weltraumlift passiert. Was war das? Die Zauberer haben keine Ahnung. Sie zweifeln sehr, dass es mit jenen Affen zu tun haben kann, die so ziemlich das Falsche waren.
Im ersten Band von Die Gelehrten der Scheibenwelt haben wir nicht weiter nachgeforscht. Wir haben eine Lücke gelassen. Nach den geologischen Maßstäben, die alles bis zu den Affen beherrschten, war es ein winziger Teil der Historie, doch eine ziemlich große Lücke nach den Begriffen der Veränderung auf dem Planeten. Doch jetzt haben sogar die Zauberer erkannt, dass die Affen, so wenig verheißendes Material sie auch sein mögen, sich tatsächlich zu den Wesen entwickelt haben, die den Weltraumlift gebaut haben und von einem sehr gefährlichen Planeten geflohen sind, um einen Ort zu finden, wo einem, wie es Rincewind ausdrücken würde, nicht regelmäßig Steine auf den Kopf geworfen werden. Und anscheinend war die Einmischung der Elfen ein entscheidender Schritt in ihrer Evolution.
Wie war es wirklich auf der Rundwelt? Hier dauerte der ganze Prozess gerade mal fünf Millionen Jahre. Vor hunderttausend Großvätern* [* Ein Zeitmaß, das wir in Die Gelehrten der Scheibenwelt als »menschliche« Art für die Messung großer Zeiträume entwickelt haben. Es beträgt fünfzig Jahre, den »typischen« Altersunterschied zwischen Großeltern und Enkeln. Die meisten wirklich interessanten Abschnitte der menschlichen Entwicklung haben in den letzten 150 Großvätern stattgefunden. Vergessen Sie nicht: Was man im Rückspiegel sieht, ist näher, als es den Anschein hat.] hatten wir mit dem Schimpansen einen fernen Vorfahren. Der schimpansenähnliche Vorfahr des Menschen war auch der menschenähnliche Vorfahr des Schimpansen. Für uns hätte er erstaunlich einem Schimpansen ähnlich gesehen, doch für einen Schimpansen erstaunlich wie ein Mensch.
Die DNS-Analyse zeigt ohne den Anflug eines vernünftigen Zweifels, dass unsere nächsten lebenden Verwandten Schimpansen sind: der gewöhnliche (»robuste«) Schimpanse Pan troglodytes und der schlankere (»grazile«) Bonobo Pan paniscus , oft politisch inkorrekt als Zwergschimpanse bezeichnet. Unser Genom hat mit beiden 98 Prozent gemein, was Jared Diamond veranlasste, den Menschen (im gleichnamigen Buch) Der dritte Schimpanse zu nennen.
Dieselben DNS-Indizien weisen darauf hin, dass wir und die heutigen Schimpansen uns vor jenen fünf Millionen Jahren (100 000 Großvätern) als biologische Arten getrennt haben. Über diese Zahl lässt sich streiten, aber sie kann nicht sehr
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