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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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durchsetzt von barbarischer Grausamkeit, dem Mittel des Königs zur Selbsterhaltung.
    Es mag Arten geben, intelligente Wesen zu erschaffen, und noch weit mehr, sie zu einer extelligenten Kultur zu verknüpfen. Die Krabbenzivilisation in Die Gelehrten der Scheibenwelt kam gut voran, bis ihr großer Sprung seitwärts von einem einfallenden Kometen platt gemacht wurde. Dieses eine Beispiel haben wir uns ausgedacht, doch wer weiß, was vor hundert Millionen Jahren passiert sein kann? Das Einzige, was wir sicher wissen – mit einem bestimmten Wert für »sicher«, denn sogar jetzt beruht viel von unserem Wissen auf Annahmen –, ist, dass sich etwas in der Art von Affen in uns verwandelt hat. Man muss auf eine besondere Art überheblich und blind sein, um diese Geschichte auf das übrige Universum zu übertragen, ohne nach Alternativen zu fragen.
    Eine erhebliche Zutat in unserer Geschichte war das Gehirn. Auf das Körpergewicht bezogen, haben Menschen viel größere Gehirne als jedes andere Tier auf dem Planeten. Das durchschnittliche Menschenhirn hat ein Volumen von etwa 1350 Kubikzentimeter, was etwa dreimal so viel ist wie bei Affen von unserer Körpergröße. Walhirne sind größer als unsere, aber Wale selbst sind noch viel größer, sodass mehr Wal als Mensch auf die jeweilige Gehirnzelle kommt. Was Gehirne angeht, ist Quantität natürlich weniger wichtig als Qualität. Aber ein Gehirn, das zu wirklich komplizierten Dingen imstande ist, wie mit Kohlenstoff-Nanoröhren zu bauen und Geschirrspüler zu reparieren, muss einigermaßen groß sein, weil kleine Gehirne einfach nicht genug Platz bieten, um etwas Interessantes zu tun.
    Wir werden bald sehen, dass Gehirne allein nicht ausreichen. Dennoch kommt man ohne Hirn oder einen angemessenen Ersatz nicht weit.
    Es gibt zwei hauptsächliche Theorien über den Ursprung des Menschen. Die eine ist ziemlich langweilig und wahrscheinlich richtig, die andere ist aufregend und höchstwahrscheinlich falsch. Nichtsdestoweniger hat die zweite eine Menge für sich, und sie ist die bessere Geschichte, also wollen wir auf beide einen Blick werfen.
    Die langweilige, konventionelle Theorie besagt, dass wir uns in den Savannen entwickelt haben. Umherstreifende Gruppen von frühen Menschenaffen zogen durch das hohe Gras und sammelten alles auf, was sie an Nahrung finden konnten – Samen, Eidechsen, Insekten –, ganz so, wie es heute Paviane tun.* [* Paviane sind allerdings keine Menschenaffen.] Während sie das taten, streiften Löwen und Leoparden durch das hohe Gras und suchten Affen. Diejenigen Affen, die besser darin waren, das verräterische Zucken des Schwanzes einer Großkatze zu entdecken und ganz schnell einen Baum zu finden, überlebten und pflanzten sich fort, die anderen taten das nicht. Die Kinder erbten diese Überlebenskünste und gaben sie an ihre Kinder weiter.
    Was man für diese Aufgaben braucht, ist Datenverarbeitungs-Kapazität. Einen Schwanz zu entdecken und einen Baum zu finden sind Probleme der Mustererkennung. Unser Gehirn muss die Schwanzform vor dem Hintergrund von ähnlich gelbbraun gefärbten Felsen und Erdflecken ausmachen; es muss einen Baum auswählen, der groß genug ist und auf den man gut klettern kann, aber nicht zu gut, und es muss das alles schnell tun können. Ein geräumiges Gehirn mit großem Gedächtnis (an vergangene Gelegenheiten, wo etwas Haariges hinter einem Felsen hervorlugte, und an die Stellen mit Bäumen, auf die man klettern kann) vermag die visuellen Spuren eines Löwen viel wirksamer zu erfassen als ein kleines. Ein Gehirn, dessen Nervenzellen Botschaften einander schneller übermitteln, kann eintreffende Daten viel schneller analysieren und »Löwe« schlussfolgern, als es ein langsameres Gehirn vermag. Es gab also einen Evolutionsdruck auf die frühen Affen, größere und schnellere Gehirne zu entwickeln. Es gab auch einen Evolutionsdruck auf die Löwen, sich wirksamer zu verbergen, damit die größeren und schnelleren Affenhirne trotzdem nichts Verdächtiges bemerkten. So entwickelte sich das »Wettrüsten« zwischen Jäger und Beute, eine positive Rückkopplungsschleife, die sowohl Löwen als auch Affen ihre ökologischen Rollen viel wirksamer ausfüllen ließen.
    Das ist die herkömmliche Geschichte von der menschlichen Evolution. Doch es gibt eine andere Geschichte, weniger orthodox, die sich auf zwei Hauptquellen stützt.
    Menschen sind sehr sonderbare Affen, sogar überhaupt sehr sonderbare Tiere. Sie haben extrem

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