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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Kinder aller Land bewohnenden Wirbeltierarten . Wir sind gerührt von Lämmern, Rehkitzen, frisch geschlüpften Schildkröten, sogar Kaulquappen!
    Unsere verwandte Spezies, die Schimpansen, sind weitaus realistischer. Auch sie bevorzugen Jungtiere. Sie bevorzugen sie als Nahrung, weil sie zarter sind. (Menschen haben auch eine Vorliebe für Lamm, Kalb, Ferkel, Jungente … Wir können gerührt von ihnen sein und sie essen.) Bei Kriegen zwischen Schimpansengruppen, die mittlerweile gut belegt sind, töten und fressen die Sieger die Jungen der Besiegten. Männliche Löwen töten die Jungen der Rudel, die sie übernehmen, und es kommt durchaus vor, dass sie die Toten fressen. Viele Säugetierweibchen fressen ihre Jungen, wenn beide Hunger leiden, und auch sonst wird zumindest der erste Wurf auf diese Weise »wiederverwertet«.
    Nein, es ist sehr klar, dass wir wirklich die Seltsamen Menschen sind. Wir haben geistige Schaltkreise, um uns an unseren eigenen Babys zu freuen und sie zu beschützen, sodass die Mickymaus sich später bei den Konturen eines dreijährigen Knirpses einpegelte, ebenso E. T. Es ist kein Wunder, dass so viele Leute seine Telefonrechnung bezahlt haben. Doch wir sind auch von knuddeligen Jungtieren von viel zu vielen anderen Arten hingerissen. Aus biologischer Sicht ist das sehr seltsam.
    Eine Nebenprodukt unserer Zuneigung zu den Jungtieren anderer Arten war offensichtlich die Zähmung von Hunden, Katzen, Ziegen, Pferden, Elefanten, Falken, Hühnern, Rindern … Diese Symbiosen haben Milliarden von Menschen und ihren Tieren riesiges Vergnügen bereitet und erheblich zu unserer Ernährung beigetragen. Wer glaubt, wir würden die Tiere ungerecht ausnutzen, sollte überlegen, welche Alternativen es für die Tiere in der Wildnis gibt, wo sie fast alle als Jungtiere gefressen werden und nicht einmal den Vorzug eines schnellen Todes genießen.
    Die Landwirtschaft kann möglicherweise unserem Hang zum Geschichtenerzählen zugeschrieben werden. Der Samen, aus dem die Pflanze entsteht, hat als Bild für so viele neue Wörter und Gedanken gedient, für Metaphern und neues Verständnis der Natur. Und der von der Landwirtschaft erzeugte Wohlstand erlaubte es den Menschen, sich Fürsten und Philosophen zu leisten, Bauern* [* Bauern kosten nämlich.] und Päpste. Das kulturelle Kapital wuchs, indem wir unser Wissen an folgende Generationen weitergaben. Doch man hat mehr Freude an dieser Kultur, wenn es ein paar Lagerhäuser voll Gerste für Bier gibt, Weizen auf den Feldern und Kühe auf den Wiesen.
    In jüngster Zeit haben wir die ganze Sache mit der Symbiose viel stärker technisiert – jene strittigen »genetisch modifizierten Organismen« – und eine Menge eingebüßt, als wir unsere tierischen Gehilfen aus dem System herausnahmen, insbesondere Hunde und Pferde, und sie durch Maschinerie ersetzten.
    Wir haben nicht vorhersagen können, welchen Nutzen uns die Symbiosen mit Tieren und Pflanzen bringen würden, und wir wissen nicht, welche Folgen es haben wird, sie zu verlieren. Derlei Ereignisse überfallen uns plötzlich, wenn die Extelligenz jenen Anhang der Technik hinab auf Schussfahrt geht, und sie können völlig unerwartete Wirkungen haben.
    Ja, der Ford Model T machte die Motorisierung vielen Menschen zugänglich – eine sozial wichtigere Veränderung war es aber, dass er zum ersten Mal Abgeschiedenheit mit Bequemlichkeit gewährte, sodass ein gut Teil der nächsten Generation auf dem Polster des Rücksitzes gezeugt wurde. Ebenso bedeutete der Hund, als er als Symbiont zu uns stieß, dass wir erfolgreicher jagen konnten. Als Wachhund bedeutete er dann, dass private Gehöfte beschützt werden konnten und dass man eine Hilfe hatte, Tiere einzukreisen und Raubtiere, auch menschliche, fern zu halten. Schoßhündchen hatten wahrscheinlich Einfluss auf unsere sexuellen Höflichkeitsformen, insbesondere im Frankreich des 18. Jahrhunderts, und Hunde- und Katzen-Schauen haben im modernen England die oberen Mittelschichten mit der niederen Aristokratie vermengt.
    Denken Sie einen Augenblick darüber nach, was wir mit Hunden und Katzen gemacht haben. In stärkerem Maße als Pferde und Kühe wachsen sie in unseren Familien auf. Wir spielen mit ihnen wie mit unseren eigenen Kindern, und unsere Kinder sind oft in das Spiel einbezogen. Wie bei unseren Kindern bringt dieses Spiel bei unseren Haustieren einen Geist hervor. Sogar Menschenkinder sind in geistiger Hinsicht nicht besonders gut, wenn sie nicht

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