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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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afrikanischen Genpools geerbt: Wir sind genetisch verarmt, aber gut durchmischt.
    Gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts herrschte ein paar Jahre lang die Ansicht, der Homo sapiens sei eine polyphyletische Spezies. Das Wort bedeutet, dass sich verschiedene Gruppen von Homo sapiens an verschiedenen Orten aus verschiedenen Gruppen von Homo erectus entwickelten. Das, so glaubte man, könnte die Rassenunterschiede erklären, insbesondere Unterschiede in der Hautpigmentierung, die gut zur Geographie zu passen schienen. Aus Untersuchungen der DNS wissen wir heute, dass diese Theorie nicht wahr sein kann. Im Gegenteil, es gab in unserer Evolution einen Flaschenhals, als wir aus Afrika kamen – die Menschheit war auf ziemlich kleine Zahlen geschrumpft –, und wir alle, die wir heute leben, all die aus Afrika gekommenen Rassen, stammen von dieser kleinen Population ab. Alle Vertreter des Homo erectus sind ausgestorben. Die Anzeichen sprechen vorerst dafür, dass es nur einen Auszug aus Afrika gegeben hat, an dem mindestens rund 100 000 Menschen teilnahmen. Wir alle waren in potentia in jener winzigen Population enthalten, Japaner und Eskimos und Norweger und Sioux und Glockenbecher-Leute und Mandarin-Chinesen, Inder und Juden und Iren. Auf dieselbe Weise waren alle gegenwärtigen Hundesorten im ursprünglich domestizierten Wolf (angenommen, es war ein Wolf) »anwesend« – das heißt, sie befanden sich im Raum der angrenzenden Möglichkeiten des Wolfes –, und wir haben Bernhardiner und Chihuahuas und Labradors und King-Charles-Spaniels und Pudel aus jenem lokalen Bereich des Organismen-Raums herausgezogen.
    Vor etwa dreißig Jahren war das Konzept der »Mitochondrien-Eva« für kurze Zeit in Mode, und viele Berichte in den Medien scheinen die Idee aufgegriffen zu haben, an jenem Flaschenhals unserer Vorfahren habe sich eine einzige Frau befunden, eine wahrhaftige Eva. Das ist Unsinn, doch die Berichte untermauerten diesen Glauben. Die wahre Geschichte war wie üblich ein wenig komplizierter, und sie geht so: In den Zellen von Menschen, eigentlich von den meisten Tieren und Pflanzen, gibt es Mitochondrien. Dies sind über Milliarden von Generationen hinweg die Nachkommen symbiotischer Bakterien, und sie besitzen noch immer etwas von ihrem alten DNS-Erbe, Mitochondrien-DNS genannt. Mitochondrien der Mutter gehen in die Zellen des Embryos über, nicht aber die des Vaters: Diese sterben oder gehen nur in die Plazenta ein. Jedenfalls werden die Mitochondrien praktisch nur über die Mutter vererbt. Die Mitochondrien-DNS akkumuliert im Laufe der Zeit Mutationen, wobei sich wichtige Gene weniger verändern (vermutlich weil die so entstehenden Kinder, wenn überhaupt welche entstehen, Defekte haben), und manche DNS-Sequenzen verändern sich ziemlich rasch. Das erlaubt es uns, anhand der akkumulierten Unterschiede in mehreren DNS-Sequenzen zu beurteilen, wie weit die gemeinsame Vorfahrin zweier beliebiger Frauen zurück liegt. Überraschenderweise laufen fast alle solche Sequenzen von sehr verschiedenen Frauen zu einer einzigen übereinstimmenden Sequenz zusammen, die ungefähr siebzigtausend Jahre zurück liegt.
    Eine einzige Frau, Vorfahrin von uns allen.
    Eva?
    Nun ja, das war die Geschichte, auf die sich die Medien stürzten, und man sieht, warum. Sie ist jedoch nicht schlüssig. Das Auftreten von nur einer Sequenz von Mitochondrien-DNS bedeutet nicht, dass es nur eine Frau mit dieser Sequenz gegeben hat oder dass sie die Vorfahrin aller anderen Frauen war, deren DNS-Sequenzen verglichen wurden. Die gegenwärtige Vielfalt verschiedener Gene weist darauf hin, dass es in der menschlichen Population vor siebzigtausend Jahren mindestens fünfzigtausend Frauen gab, und viele davon werden jene spezielle DNS-Sequenz gehabt haben – oder eine, die anhand der heute feststellbaren Daten nicht davon zu unterscheiden ist. Die Abstammungslinien der Frauen, die jene Sequenz nicht besaßen, dauerten noch eine Weile an, starben aber schließlich aus: Ihr »Zweig« am Stammbaum der Menschheit reicht nicht bis in die Gegenwart. Wir wissen nicht genau, warum jene Linien ausstarben, doch in mathematischen Modellen tauchen derlei Effekte häufig auf. Vielleicht waren die Frauen mit der heute noch zu rekonstruierenden Sequenz »tüchtiger«, oder sie haben die anderen rein zufällig verdrängt. Es kann sogar sein, dass die Auswahl zeitgenössischer Frauen, die untersucht wurden, irgendwie verfälscht war und dass es bei heutigen Frauen mehr

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