Die Philosophen der Rundwelt
oder zumindest mit Blumen.
Unsere grazileren Vorfahren, die Cro-Magnon-Menschen, lebten zur selben Zeit wie die letzten Neandertaler, und es gibt viele Theorien darüber, was geschah, als die beiden Unterarten in Wechselwirkung traten. Die Hauptsache dabei ist, dass wir überlebten und die Neandertaler nicht …
Warum? Lag es daran, dass wir ihnen wirksamer auf den Kopf hauten als sie uns? Haben wir uns schneller vermehrt als sie? Sie zur Inzucht gebracht? Sie an den Rand gedrängt? Sie mit überlegener Extelligenz zermalmt? Wir werden später im Buch unsere eigene Theorie darlegen.
Wir hängen nicht der »rationalen« Geschichte von menschlicher Evolution und Entwicklung an, der Geschichte, der wir den anmaßenden Namen Homo sapiens sapiens verdanken. Kurz gesagt, konzentriert sich diese Geschichte auf die Nervenzellen in unseren Gehirnen und besagt, dass unsere Hirne immer größer wurden, bis wir schließlich Albert Einstein hervorbrachten. Das taten sie, und wir taten es, und Albert war in der Tat ziemlich helle; dennoch ist die Zielrichtung dieser Geschichte Unsinn, denn sie erörtert nicht, warum oder auch nur wie unsere Gehirne größer wurden. Es ist, als wollte man eine Kathedrale beschreiben und sagen: »Man fängt mit einer niedrigen Steinmauer an und fügt nach und nach Steine hinzu, sodass sie immer höher wird.« An Kathedralen ist viel mehr dran, wie ihre Erbauer bestätigen würden.
Was wirklich geschah, ist weitaus interessanter, und man sieht es heute überall ringsum weitergehen. Betrachten wir es aus der Sicht des Elfen. Wir programmieren unsere Kinder nicht rational, wie wir es bei einem Computer tun. Stattdessen füllen wir ihren Geist mit irrationalem Zeug von schlauen Füchsen, weisen Eulen, Helden und Prinzen, Zauberern und Genies, Göttern und Dämonen und von Bären, die in Kaninchenhöhlen stecken bleiben; wir ängstigen sie halb zu Tode mit Schreckensgeschichten, und sie lernen die Furcht zu genießen. Wir schlagen sie (in den letzten paar Jahrzehnten nicht mehr so sehr, aber davor ganz gewiss Jahrtausende lang). Wir hüllen die lehrreichen Botschaften in lange Sagen, in priesterliche Anordnungen und in erfundene Geschichten voller dramatischer Lehren, in Kindergeschichten, die ihnen mithilfe von Andeutungen Lehren vermitteln. Bleiben Sie in der Nähe eines Kinderspielplatzes stehen (sagen Sie heutzutage vorher auf der Polizeiwache Bescheid und tragen Sie auf jeden Fall Schutzkleidung). Peter und Iona Opie haben eben das vor vielen Jahren getan und Kinderlieder und -spiele gesammelt, manche davon Jahrtausende alt.
Die Kultur durchläuft den Strudel, den die Kindergemeinschaft darstellt, ohne zu ihrer Übertragung Erwachsene zu benötigen: Wir alle erinnern uns an Ene-mene-mu oder einen anderen Abzählvers. Es gibt eine Kinder-Subkultur, die sich fortpflanzt, ohne dass Erwachsene eingreifen, sie zensieren oder auch nur von ihr wissen.
Später sammelten die Opies die ursprünglichen Märchen wie Aschenbrödel und Rumpelstilzchen und begannen sie den Erwachsenen zu erklären.* [* Ein Teil der Erklärungen leuchtet nur auf Englisch sofort ein; gelegentlich muss daher im Folgenden auf englische Namen und Begriffe zurückgegriffen werden. Übrigens wird in deutschen Kinderbüchern von mehreren Versionen, die sich bei den Gebrüdern Grimm finden lassen, zumeist die jeweils harmloseste geboten; nicht nur sexuelle Anspielungen sind dabei ausgeblendet worden, sondern in neuerer Zeit auch möglichst viel von der märchentypischen »Grausamkeit«. – Anm. d. Übers. ] Im Mittelalter war Aschenbrödels Pantoffel (slipper) nicht aus Glas, sondern aus Pelz (fur). Und das war ein Euphemismus, denn die Mädchen (zumindest in der deutschen Fassung) gaben dem Prinzen ihren »Pelzpantoffel« zum Anprobieren … Die Geschichte ist uns übers Französische überliefert worden, und in dieser Sprache kann »verre« sowohl »Glas« als auch »Pelz« bedeuten. Die Gebrüder Grimm wählten die hygienische Variante und ersparten den Eltern peinliche Erklärungen.
Auch Rumpelstilzchen (Rumplestiltskin) war ein sexuelles Gleichnis, eine Erzählung, die die Botschaft programmieren sollte, weibliche Selbstbefriedigung führe zu Unfruchtbarkeit. Erinnern Sie sich an die eigentliche Geschichte? Die Müllerstochter, in einem Stall eingeschlossen, um »Stroh zu Gold zu spinnen«, sitzt jungfräulich auf einem kleinen Stöckchen, aus dem ein kleiner Mann wird … Das Ende der Geschichte lässt den kleinen Mann,
Weitere Kostenlose Bücher