Die Philosophen der Rundwelt
spielen. Und wie Jack herausgefunden und Ian gezeigt hat, können sogar wirbellose Tiere – kluge Wirbellose wie der Fangschreckenkrebs – einen Geist erlangen, wenn sie in Spiele einbezogen werden.* [* Siehe auch Kapitel 40 in Die Gelehrten der Scheibenwelt . – Anm. d. Übers. ] In Figments of Reality haben wir beschrieben, wie das geschieht. Wir wollen hier nur anmerken, dass wir unsere Symbionten mit einem »Uplift«* [* David-Brin-Fans wissen, was wir hier meinen: In den Fünf Galaxien ist nie eine Rasse (außer den seit langem nicht mehr wirkenden Progenitoren) extelligent geworden, ohne dass ihr dabei eine Patronatsrasse geholfen hätte, die es schon war. Die einzige Ausnahme sind die Menschen, denn sogar in einer SF-Geschichte müssen wir uns überlegen fühlen. Schließlich sind wir die Wahren Menschen.] in die Welt des Geistes erhoben haben. Hunde machen sich Sorgen, viel mehr, als es Wölfe tun. Also haben Hunde zumindest eine Art Empfindung von sich selbst als Wesen, die in der Zeit leben, eine Art Bewusstsein, dass sie nicht nur eine Gegenwart, sondern auch eine Zukunft haben. Geist ist ansteckend .
Für gewöhnlich stellen wir uns die Domestikation des Hundes als einen Selektionsprozess vor, der von den Absichten der Menschen vorangetrieben wurde. Der Prozess kann zufällig begonnen haben, vielleicht, als ein Stamm ein Wolfsjunges aufzog, das die Kinder mit in die Höhle gebracht hatten, doch in einem relativ frühen Stadium wurde daraus ein gezieltes Dressurprogramm. Die Proto-Hunde wurden nach ihrem Gehorsam gegenüber dem Herrn und nach nützlichen Fähigkeiten wie denen für die Jagd selektiert. Im Lauf der Zeit wurde aus Gehorsam Hingabe, und der moderne Hund betrat die Szene.
Es gibt jedoch eine anziehende Alternativtheorie: Die Hunde haben uns selektiert. Es waren die Hunde, die die Menschen dressierten. In diesem Szenario wurden Menschen, die bereit waren, Welpen in ihre Höhle zu lassen, und die sie auszubilden vermochten, von den Hunden mit der Bereitschaft belohnt, ihnen bei der Jagd zu helfen. Die Menschen, die diese Aufgaben am besten erfüllten, konnten leichter neue Welpen bekommen und neue Generationen ausbilden. Auf der Seite der Menschen war demnach die Selektion eher kulturell als genetisch, denn die Zeit reicht nicht, dass genetische Einflüsse sich in nennenswertem Maße direkt auswirken könnten. Es mag jedoch auf genetischem Niveau durchaus eine Auslese danach gegeben haben, ob der Mensch intelligent genug war, um die Vorzüge eines dressierten Wolfes würdigen zu können, oder ob er die für solch eine Dressur notwendigen allgemeinen Fähigkeiten wie Beharrlichkeit besaß. Jedenfalls hatte der Stamm als Ganzes Nutzen von jenen wenigen Individuen, die Proto-Hunde dressieren konnten, sodass der Selektionsdruck zugunsten der Gene, die allgemein die Hundedressur förderten, schwach gewesen sein muss.
Das ist keine von den Entweder-Oder-Entscheidungen: Wir sind nicht verpflichtet, eine Theorie auszuschließen, wenn wir die andere annehmen. Und das sollten wir für diese Theorie und für viele andere sehr deutlich festhalten: Die Dinge geschehen, überall und anscheinend einigermaßen wirr, und später unternimmt es die Menschheit, das alles zu »Geschichten« zu sortieren. Wir müssen es so machen, doch gelegentlich sollten wir einen Schritt zurücktreten und uns bewusst werden, was wir da eigentlich tun.
Was die Hunde angeht, so steckt aller Wahrscheinlichkeit nach in beiden Theorien eine Menge Wahrheit, und was geschehen ist, war eine verkettete Co-Evolution von Hunden und Menschen. In dem Maße, wie Hunde gehorsamer und leichter zu dressieren waren, wuchs die Bereitschaft der Menschen, sie zu dressieren; in dem Maße, wie die Menschen eher bereit waren, einen Hund zu halten, neigten die Hunde eher dazu, mitzuspielen und sich nützlich zu machen.
Bei Katzen ist die Lage vielleicht klarer. Hier hatten zu großen Teilen die Katzen das Steuer in der Pfote. Rudyard Kiplings Genau-so-Geschichte über »Die Katze, die ihrer eigenen Wege ging« akzeptiert auf zu naive Weise den Eindruck, den Katzen machen wollen – dass sie tun, was sie wollen, und Menschen, die mitspielen, gerade mal tolerieren –, doch in den meisten Fällen ist es unmöglich, eine Katze zu dressieren. Sehr wenige Katzen sind bereit, Kunststücke auszuführen, während viele Hunde an solchen Vorführungen zum Vergnügen der Menschen sichtlich Freude haben. Für die alten Ägypter waren Katzen kleine Götter
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