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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf Erden, verkörpert in der Katzengöttin Bastet. Bastet wurde ursprünglich in der Gegend von Bubastis im Nildelta verehrt und hatte einen Löwenkopf, der sich später in einen Katzenkopf verwandelte. Der Bastet-Kult breitete sich nach Memphis aus, wo sie mit Sachmet verschmolz, der einheimischen löwenköpfigen Göttin. Bastet war eine verallgemeinerte Göttin für Dinge, die für Frauen besonders wichtig waren, wie Fruchtbarkeit und sichere Geburt. Katzen wurden als göttliche Verkörperungen von Bastet verehrt und wegen ihrer religiösen Bedeutung oft mumifiziert. Es gab auch eine Art Hundegott, den schakalköpfigen Anubis, doch der Unterschied bestand daran, dass er eine wesentliche praktische Aufgabe hatte: Er war der Gott des Einbalsamierens, und seine Rolle war es, den Übergang der Toten in die Unterwelt zu erleichtern (oder zu erschweren). Anubis urteilte, ob der Tote des Lebens nach dem Tode würdig war. Die einzigen Pflichten, die die göttlichen Katzen hatten, bestanden darin, sich von den Menschen verehren zu lassen.
    Also nichts Neues.
    Sogar heute machen Katzen gewissenhaft den Eindruck, sie seien unabhängig; sie kommen selten, wenn man sie ruft, und verschwinden garantiert im Handumdrehen aus Gründen, die nicht so recht klar sind. Alle Katzenbesitzer wissen jedoch, dass dieser Eindruck oberflächlich ist: Ihre Katzen brauchen Zuwendung und wissen das. Doch dieses Bedürfnis zeigt sich indirekt. Beispielsweise kommt Ians Katze »Ms. Garfield« für gewöhnlich an die Haustür, wenn die Familie mit dem Wagen zurückkommt, doch ihre Freude am Auftauchen des Wagens wird gründlich als heftiger Vorwurf getarnt: »Wo, zum Teufel, habt ihr euch denn herumgetrieben?« Wenn die Familienmitglieder im Urlaub oder außer Landes waren und sich nach der Rückkehr im Garten aufhalten, stellen sie jedes Mal fest, dass die Katze im selben Teil des Gartens ist – aber entweder schläft oder anscheinend gerade nur vorübergeht. Es hat den Anschein, dass Hauskatzen die Schlacht um ihre Zähmung allmählich verlieren, aber einen harten Kampf liefern. Bei wilden Katzen ist es etwas anderes, und richtige Arbeitskatzen wie die auf Bauernhöfen sind oft wirklich unabhängig. Heutzutage werden viele Katzen auf dem Lande allerdings weitgehend wie Hauskatzen behandelt. Jedenfalls sind über die Co-Evolution der frühen Menschen und ihrer Haustiere noch ein paar gute Forschungsprojekte durchzuführen.
    In einem anderen Strang dieser Co-Evolution machte das Pferd Reiterkulturen möglich und erlaubte es den Mongolen, die größten und am besten kontrollierten Reiche der menschlichen Geschichte zu errichten. Es heißt, dass unter den Khanen eine Jungfrau unbelästigt von Sevilla bis Hangchou wandern konnte. Erst im zwanzigsten Jahrhundert war das wieder möglich, wobei man etwas Glück brauchte und wahrscheinlich länger nach der Jungfrau suchen musste. Die Spanier brachten Pferde nach Amerika, wo die Menschen etwa 13 000 Jahre zuvor mehrere Pferdearten ausgerottet hatten* [* Seien Sie immer vorsichtig im Hinblick auf die im 20. Jahrhundert kursierende »Geschichte« von »den Eingeborenen, die in Harmonie mit ihrer Umwelt leben«. Dabei wird meistens die Tatsache unterschlagen, dass sie in der Vergangenheit alle wirklich großen Tiere ausrotteten, und nun bleibt ihnen nur die Wahl zwischen Harmonie oder Tod.], und veränderten das Leben vieler nordamerikanischer Indianerstämme – und der Cowboys natürlich. Und etwas später das Leben in Hollywood.
    Das Pferd hat auch Wunder für die Genetik der Menschen vollbracht. Man sagt ja, dass die Erfindung des Fahrrads die Leute in East Anglia davor bewahrt hat, an Inzucht einzugehen; ebenso waren die Menschen, die Afrika verließen, nur ein winziger Teil von der genetischen Vielfalt des frühen Homo sapiens. Alle neueren Untersuchungen der DNS-Genetik menschlicher Populationen stimmen darin überein, dass die genetische Vielfalt außerhalb von Afrika nur ein winziger Bruchteil der Vielfalt ist, die man heute noch auf diesem Kontinent vorfindet. Diejenigen, die Afrika verlassen haben, um bis nach Australien und China zu wandern, nach Westeuropa oder über die Arktis nach Amerika, sind insgesamt weniger vielfältig als viele kleine einheimische Völkerschaften in Afrika. Mit dem Pferd wurde es für Händler möglich, Waren – und Gen-Allele – sehr wirksam über weite Entfernungen zu transportieren. Die Menschen außerhalb Afrikas haben also einen relativ kleinen Teil des

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