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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eine ernste Angelegenheit.«
    »Ich habe es ernst gemeint.«
    »Ich schätze, wir können nicht viel machen«, warf der Dekan ein. »Die hiesigen Menschen brauchten Elfen, die ihr Denken beeinflussten. Als wir es verhinderten, bestand das Ergebnis aus den Muschelberg-Leuten. Als wir uns daran hinderten, etwas gegen die Elfen zu unternehmen, bekamen wir Leute wie Dee, deren Kopf voller Unsinn steckt.«
    »Ich kenne eine Person, die über solche Dinge Bescheid weiß«, sagte Ridcully nachdenklich. »Können wir in unsere Welt zurückkehren, Stibbons? Um eine Semaphor-Nachricht zu schicken?«
    »Ja, Herr, aber wir brauchen gar nicht zurückzukehren«, erwiderte Ponder. Es gelang ihm nicht, die nächsten Worte zurückzuhalten. »HEX kann die Nachricht für uns abschicken.«
    »Wie?«, fragte Ridcully.
    »Ich … äh … habe ihn mit dem Semaphor verbunden, kurz nachdem du gegangen bist, Herr. Äh … es war nur eine Frage von Rollen und Dingen. Auf dem Dach des Forschungstrakts für hochenergetische Magie habe ich einige Signalarme installiert und, äh, einen Wasserspeier damit beauftragt, Ausschau zu halten, wir brauchten dort ohnehin einen, weil die Tauben recht zahlreich geworden sind … äh …«
    »HEX kann also Nachrichten senden und empfangen?«, fragte Ridcully.
    »Ja, Herr. Die ganze Zeit über. Äh …«
    »Aber das kostet ein Vermögen! Kommt das Geld aus deinem Budget?«
    »Äh, nein, Herr, eigentlich ist es recht billig, um nicht zu sagen, äh, gratis …« Ponder holte tief Luft. Jetzt gab es kein Zurück mehr. »HEX hat den Code geknackt. Den Wasserspeiern auf dem großen Turm ist es gleich, woher die Signale kommen – sie sehen sie nur. Äh, HEX hat damit begonnen, unseren Nachrichten den Code der Assassinen- oder der Diebesgilde hinzuzufügen, und, äh, wahrscheinlich bemerken sie die zusätzlichen Beträge auf ihren Rechnungen überhaupt nicht, weil sie heutzutage dauernd Nachrichten verschicken …«
    »Wir … stehlen also?«, fragte Ridcully.
    »Nun, äh, in gewisser Weise, aber es lässt sich kaum feststellen, was wir stehlen. Letzten Monat hat HEX den Code der Turmgesellschaft entschlüsselt; seine Nachrichten werden jetzt als Teil der internen Mitteilungen versendet. Niemand bekommt eine Rechnung dafür.«
    »Das sind sehr beunruhigende Neuigkeiten, Stibbons«, sagte Ridcully streng.
    »Ja, Herr.« Ponder blickte auf seine Füße.
    »Ich muss dir eine schwierige und Besorgnis erregende Frage stellen: Könnte jemand dahinter kommen?«
    »O nein, Herr. Es ist unmöglich, die Nachrichten zurückzuverfolgen.«
    »Unmöglich?«
    »Ja, Herr. Jede Woche schickt HEX der Zentrale der Turmgesellschaft eine Mitteilung und korrigiert mit ihr die Anzahl aller verschickten Nachrichten, Herr. Wie dem auch sei: Inzwischen sind so viele Nachrichten unterwegs, dass vermutlich niemand mehr kontrolliert.«
    »Ach? Na dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Ridcully. »Eigentlich passiert es gar nicht, und außerdem kann uns niemand auf die Schliche kommen. Lassen sich alle unsere Nachrichten auf diese Weise versenden?«
    »Rein theoretisch ja, Herr. Aber ich denke, es wäre ein Missbrauch der …«
    »Wir sind Akademiker, Stibbons«, sagte der Dekan. »Und Informationen sollten frei fließen können.«
    »Genau«, bestätigte der Dozent für neue Runen. »Ein unbeschränkter Informationsfluss hat größte Bedeutung für eine fortschrittliche Gesellschaft. Immerhin ist dies das Zeitalter der Semaphore.«
    »Natürlich fließen die Informationen zu uns«, sagte Ridcully.
    »Oh, selbstverständlich«, pflichtete ihm der Dekan bei. »Wir wollen nicht, dass sie von uns fort fließen. Wir reden hier von Fluss, nicht von Ausbreitung .«
    »Möchtest du eine Nachricht schicken?«, fragte Ponder, bevor sich die Zauberer ganz der Diskussion dieses Themas widmen konnten.
    »Und wir müssen wirklich nicht dafür bezahlen?«, vergewisserte sich Ridcully.
    Ponder seufzte. »Nein, Herr.«
    »Hervorragend«, sagte der Erzkanzler. »Schick folgende Mitteilung zum Königreich Lancre. Dort gibt es nur einen Nachrichtenturm. Bist du mit deinem Notizbuch bereit? Die Mitteilung lautet: An Frau Esmeralda Wetterwachs. Wie geht es dir? Mir geht es gut. Ein interessantes Problem hat sich ergeben …«

ACHTZEHN
    Bit from It
    Ein Semaphor ist ein einfaches und altehrwürdiges Beispiel für ein digitales Kommunikationssystem. Dabei werden Buchstaben des Alphabets in den Positionen von Flaggen, Lichtern oder dergleichen codiert. 1795

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