Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
befindet.
    Hinzu kommt nun noch ein ziemlich interessanter Aspekt des menschlichen Sozialverhaltens: Obwohl wir das Gefühl haben, selbst freien Willen zu besitzen, handeln wir nicht so, als ob wir glaubten, irgendjemand anders hätte welchen. Wenn jemand etwas Untypisches tut, was »nicht nach ihm aussieht«, dann sagen wir nicht: »Oh, Fred übt seinen freien Willen aus. Er ist viel glücklicher, seit er diesen großen dunkelhaarigen Fremden angelächelt hat.« Wir sagen: »Was zum Teufel ist nur in Fred gefahren?« Nur, wenn wir einen Grund für sein Verhalten finden, eine Erklärung, die nicht die Ausübung des freien Willens einschließt (wie Trunkenheit oder »es wegen einer Wette tun«), sind wir zufrieden.
    Das alles weist darauf hin, dass unser Geist nicht wirklich Entscheidungen trifft: Er fällt Urteile. Diese Urteile lassen nicht erkennen, was wir gewählt haben, sondern welche Art Geist wir besitzen. »Also damit hätte ich nie gerechnet«, sagen wir und glauben etwas gelernt zu haben, was wir im künftigen Umgang mit jener Person verwenden können.
    Was also ist nun mit jener starken Empfindung, dass wir eine Wahl treffen? Das ist nicht, was wir tun, es ist das Gefühl , das wir dabei haben, wenn wir es tun, ebenso, wie das lebhafte graue Qualium* [* Zur Erinnerung die Stelle über die »Qualia« aus Kapitel 38 der Gelehrten der Scheibenwelt : Der Geist funktioniert in einer Welt von »Qualia« – lebhaften Sinneseindrücken wie rot, heiß, sexy . Qualia sind keine Abstraktionen – sie sind »Gefühle«. – Anm. d. Übers. ] des visuellen Systems nicht da draußen an dem Elefanten vorhanden ist, sondern als zusätzliche Dekoration in unserem Kopf existiert. »Wählen« ist das Gefühl, das unser Geist von innen her hat, wenn er die Möglichkeiten einer Alternative beurteilt. Freier Wille ist überhaupt kein wirkliches Attribut von Menschen: Es ist nur das Qualium des Urteilens.

SIEBZEHN
    Informationsfreiheit
    Die Leute glaubten, Elfen könnten jede beliebige Gestalt annehmen, aber genau genommen stimmt das nicht. Elfen sahen die ganze Zeit über gleich aus (ziemlich langweilig und grau, mit großen Augen, wie Riesengalagos ohne deren Charme), aber sie konnten Beobachtern mühelos ein ganz anderes Erscheinungsbild vorgaukeln.
    Die Königin wirkte derzeit wie eine nach der Mode dieser Zeit gekleidete Dame und trug schwarze Spitze. Hier und dort glänzte ein Diamant. Selbst ein geübter Zauberer musste sich das eine Auge zuhalten und sehr konzentrieren, um die wahre Elfengestalt zu erkennen, wobei das Auge Besorgnis erregend tränte.
    Die Zauberer standen auf, als die Elfenkönigin hereinkam. Schließlich gibt es so etwas wie Höflichkeit.
    »Willkommen in meiner Welt«, sagte die Königin und setzte sich. Hinter ihr bezogen zwei Wächter rechts und links von der Tür Aufstellung.
    »Unsere!«, knurrte der Dekan. »Dies ist unsere Welt!«
    »Lasst uns auch weiterhin unterschiedlicher Meinung sein«, erwiderte die Königin fröhlich. »Ihr habt sie erschaffen, aber jetzt gehört sie uns.«
    »Wir haben Eisen«, sagte Ridcully. »Übrigens, möchtest du Tee? Schreckliches Zeug, ohne echten Tee gekocht.«
    »Vielleicht tut er euch gut. Nein, danke«, erwiderte die Königin. »Bitte nehmt zur Kenntnis, dass die Wächter Menschen sind. Das gilt auch für euren Gastgeber. Der Dekan wirkt zornig. Wollt ihr hier kämpfen? Ohne Magie? Aber nicht doch. Eigentlich solltet ihr dankbar sein. Dies ist eine Welt ohne Narrativium. Die seltsamen Menschen waren Affen ohne Geschichten. Sie wussten nicht, wie die Welt beschaffen sein sollte. Wir gaben ihnen Geschichten und machten sie zu Leuten.«
    »Ihr habt ihnen Götter und Ungeheuer gegeben«, sagte Ridcully. »Dinge, die Menschen nicht mehr vernünftig denken lassen. Aberglaube. Dämonen. Einhörner. Butzemänner.«
    »Auf deiner Welt gibt es Butzemänner, nicht wahr?«, fragte die Königin.
    »Ja. Aber draußen, wo wir sie sehen können. Es sind keine Geschichten. Wenn man sie sehen kann, haben sie keine Macht.«
    »Wie Einhörner«, ließ sich der Dozent für neue Runen vernehmen. »Wenn man einem begegnet , so stellt man fest, dass es nur ein großes, schwitziges Pferd ist. Sieht hübsch aus, riecht nach Pferd.«
    »Und es ist magisch «, sagte die Königin mit glänzenden Augen.
    »Ja, aber das ist nur eine weitere Eigenschaft«, erwiderte Ridcully. »Groß, schwitzig und magisch. Es hat nichts Geheimnisvolles . Man lernt einfach nur die Regeln.«
    »Aber

Weitere Kostenlose Bücher