Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
wenn ich mich so langsam fragte, ob das nicht alles nur ein Märchen war. Wenn sich dieses Biest schon lange in den Bergen aufgehalten hätte, dann würde es hier von Leichen nur so wimmeln.
    Trotzdem wollte ich es nicht gerade darauf anlegen, umgelegt zu werden; ich würde nicht zulassen, dass der Brüllaffe über meinen leblosen Körper stapfte und sich Jimmy vorknöpfte. Vielleicht würde ich Jimmy später selbst erledigen, aber das wollte ich auf gar keinen Fall einem Nephilim überlassen.
    Dr. Grey hatte gesagt, um einen Brüllaffen zu töten, müsste man den Kopf vom Rumpf trennen. Schade, dass ich mein Samuraischwert und meine Axt nicht dabeihatte. So genau wusste ich nicht, wie ich diesem Vieh zu Leibe rücken sollte, aber ich musste es doch zumindest versuchen.
    Es machte mich furchtbar nervös, wie es immer seinen Kopf reckte, um über mich hinwegzuschauen. Dabei machte es Geräusche, die verdächtig nach Mmmm klangen. Vielleicht waren Dhampire die Leibspeise von Brüllaffen. Was wusste ich schon?
    Plötzlich legte das Ding seinen Kopf in den Nacken, breitete die Arme aus und stieß einen fürchterlichen unmenschlichen Schrei aus. Der Laut wurde von den Höhlenwänden zurückgeworfen und hämmerte in meinen Trommelfellen, bis ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Wie versteinert stand ich da, und als der Affe einen Schritt auf mich zumachte, um mir ins Gesicht zu schlagen, konnte ich nur noch ganz knapp ausweichen.
    Aus dem Gleichgewicht gebracht, fiel ich auf die Knie. In meinen Ohren hallte das Dröhnen immer noch nach, doch ich zog blitzschnell den Kopf ein und rollte zur Seite, während das Tier mit seinen messerscharfen Klauen nach meinem Kopf hieb. An der Wange spürte ich noch den Luftstrom.
    Ich kam wieder auf die Beine, und bevor mich ein weiterer Schlag traf, wirbelte ich zur Seite, machte dann einen Rückwärtsflickflack, um einer Bärenumarmung zu entgehen und ihm mit der Hacke einen Kinnhaken zu verpassen. Mein Messer hielt ich noch fest in der Hand, die Taschenlampe war mir allerdings entglitten. Aber das war kein Beinbruch, denn wir befanden uns nahe genug am Eingang, der von dem schwindenden Tageslicht und den Gewitterblitzen des herannahenden Sturms her genug Licht spendete.
    Wo, zum Teufel, steckte bloß Summer? Mittlerweile sollte sie ihre Hälfte der Höhlen schon abgesucht haben. Bestimmt war sie zu Boden geflattert und wartete jetzt im Impala auf mich. So wie die Dinge standen, würde sie eine halbe Ewigkeit auf mich warten müssen.
    Wie lange würde es wohl dauern, bis sie mich suchen käme? Würde sie noch rechtzeitig auftauchen? Und selbst wenn, wäre sie dann überhaupt eine Hilfe?
    Auf sie konnte ich mich jetzt jedenfalls nicht verlassen, sondern einzig auf mich selbst. War ja nichts Neues.
    Der Brüllaffe wankte hinter mir her und holte schwerfällig aus. Ich duckte mich vor seinem Schlag, und als ich wieder hochkam, stach ich mit dem Messer zu.
    Wieder brüllte er, es war eine grauenhafte Mischung aus Heulen und Jagdhorn – Wolf und Elch –, das mir in den Ohren wehtat. Aber er ging nicht in Asche auf. Damit hatte ich auch nicht gerechnet. Schließlich war er kein Gestaltwandler, also brachte ihn Silber nicht um. Ich wollte nur Zeit gewinnen.
    Vergeblich versuchte ich das Messer wieder herauszureißen, vielleicht könnte ich ihn ja noch mal stechen. Aber es war bis zum Anschlag drin.
    Meine Finger waren vom Blut ganz rutschig geworden, also gab ich auf und ließ das Messer in der Brust des Brüllaffen.
    Jetzt blieben mir also nur noch meine Schnelligkeit, meine Stärke und mein Verstand.
    „Das sollte eigentlich reichen“, murmelte ich.
    Der Klang meiner Stimme versetzte den Nephilim in Rage. Er ließ wieder seinen grässlich schmetternden Schrei ertönen, und da mich meine beinahe zerplatzenden Trommelfelle kurzfristig bewegungsunfähig machten, gelang es ihm, sich mir zu nähern.
    Als er diesmal nach mir ausholte, flog ich quer durch den Raum. Während ich mit dem Rücken an die Felswand knallte, nahm ich am Ende der Höhle eine Bewegung wahr.
    Ich rutschte die Wand hinunter, blinzelte die Sterne weg, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Jimmy den Affen in die Brust stieß. Das Biest stolperte einige Schritte zurück. Rot loderte es in Jimmys Augen auf – genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Reißzähne blitzten auf. Er knurrte wie ein wildes Tier, und ich erstarrte, rechnete damit, dass er sich auf den Nephilim stürzen und ihm seine blitzenden weißen

Weitere Kostenlose Bücher