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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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der Schnauze an meiner. So gerne ich meistens auch ein Messer in ihn versenken wollte, als Wölfe gehörten wir doch zu einem Rudel. Das war eine Verbindung, so lockend wie der Gesang der Sirenen. Ich konnte ihm nicht widerstehen, selbst wenn ich gewusst hätte, dass ich auf scharfe und gefährliche Klippen fallen und dabei zerschmettert werden würde, ich hätte ihm doch folgen müssen.
    Wie hast du mich gefunden? , dachte ich.
    Das Sprechen unter Tieren war eine Art Gedankenübertragung. Worte entsprachen Gedanken, Gefühle Gerüchen. Schwer zu beschreiben.
    Ich finde dich überall.
    Offenbar schützte mich der Türkis nicht nur vor der Naye’i, er war auch eine Art Peilsender. Solange ich ihn trug, konnte mich Saywer überall aufspüren.
    Deine Mutter hat mir einen Besuch abgestattet. Der Türkis hat ihr nicht besonders gefallen.
    Er öffnete seine Schnauze zu einem Hundelächeln, so erheitert hatte ich Saywer noch nie gesehen, in keiner Gestalt. Es roch süßlich, er lachte tatsächlich.
    Hast du gewusst, dass sie mich verfolgte?
    Eines Tages.
    Warum?
    Ich wusste, dass du jemand ganz Besonderes werden würdest, Phoenix. Dich auszuschalten steht ganz oben auf der Liste jedes Nephilim.
    Mich umzubringen scheint der neue Lieblingssport des nächsten aufstrebenden Möchtegern-Antichristen zu sein.
    Sein Gelächter erstarb. Das verstehe ich nicht.
    Rasch unterbreitete ich ihm Summers Theorie.
    Hast du schon einmal davon gehört?
    Nein, aber die Fee hat recht. Prophezeiungen sind Richtlinien, und die können ziemlich unterschiedlich gedeutet werden. Ganz gleich, ob der Jüngste Tag nun weiter bevorsteht oder ausgesetzt wurde, die Nephilim werden nach wie vor versuchen, dich zu töten, und die Naye’i muss gestoppt werden. Wir machen genauso weiter wie bisher.
    Warum hast du mich gesucht?, fragte ich.
    Ich habe gespürt, dass du Hilfe brauchst.
    Ein paar Sekunden lang sah ich ihn misstrauisch an, aber ich war ja wohl die Letzte, die sich über Vorahnungen beschweren konnte.
    Ich hatte eine Vision , sagte ich. Wenn wir nichts unternehmen, wird dieser Ort von Lukanern ausgerottet werden.
    Was schlägst du vor?
    Selbst wenn ich noch eine zusätzliche Armbrust hätte, in seiner Wolfsgestalt könnte mir Saywer nicht helfen, sie zu erschießen. Aber …
    Eine Möglichkeit, einen Wandler zu töten, besteht in dem Kampf mit einem anderen Wandler, und zwar auf Leben und Tod. Durch die Verwandlung kann man den Heilungsprozess beschleunigen, bloß dass man sich im Todesfall nicht wieder in einen Menschen zurückverwandeln kann. Eine lebensgefährliche Verletzung zu heilen ist also nicht mehr drin.
    Genau genommen könnte ich diesen Weg auch einschlagen, mich verwandeln und dann kämpfen. Jedoch war ich nicht so ein Raubtier wie Saywer. Ich bin bisher keineswegs oft oder lange genug ein Wolf gewesen, um besser als schlecht zu werden.
    Ich hatte mir Sorgen gemacht, nicht schnell oder treffsicher genug zu sein, um alle Lukaner abzuschießen. Aber mit Saywer an meiner Seite …
    Ich nehme sie unter Beschuss, sobald sie durchs Fenster kommen. Sollte mir jemand entgehen …
    Saywer blickte sich nach dem Gemeinschaftszentrum um, mit seinen seltsam hellgrauen Augen maß er die Anlage ab. Mir entgeht keiner.
    Um Saywer machte ich mir dabei keine allzu großen Gedanken. Einmal hatte er es mit einem ganzen Rudel Kojoten aufgenommen, mit ein wenig Unterstützung von mir. Er wusste ganz genau, was zu tun war, wenn er in der Unterzahl war. Die Lukaner würden nicht die geringste Chance haben.
    In der Nachbarschaft bellte ein Hund ganz fürchterlich. Andere stimmten mit ein, und mir sträubten sich die Nackenhaare. In der Nähe von Gestaltwandlern rasteten Haustiere immer aus. Sie spürten, dass wir anders waren.
    Sie wittern uns , dachte ich.
    Saywer gesellte sich zu mir und streckte die Schnauze in die Luft, sein Fell stellte sich auf. Der Wind bläst aber aus der anderen Richtung.
    Also mussten die Hunde etwas anderes gewittert haben, etwas, das vom anderen Ende der Ortschaft herübergeweht kam.
    Ich hielt ebenfalls meine Nase in den Wind – Mensch mit einem Schuss Tier, Haut mit einem Hauch Ozon.
    Auch wenn ich mich jetzt eigentlich zurückverwandeln, mich anziehen und in die Gänge kommen sollte, wollte ich sie sehen. Ich musste Gewissheit haben.
    Mit meinen überlegenen Wolfsaugen nahm ich Bewegungen wahr. Mitten auf der Straße marschierte eine Gruppe von Menschen. Schulter an Schulter wie Revolverhelden in einem alten Western.

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