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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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– vom langen Wasserzufluss zerstört, dann gab der Boden darunter nach. Das Fundament musste ja Hunderte von Jahren alt sein. Wie alt war eigentlich die Kirche? Hellinger musste zugeben, dass er davon keine Ahnung hatte.
    Egal! Heute war nichts zu machen. Morgen, wenn sein Kollege wieder da war, konnte man dem Rätsel auf den Grund gehen, im wahrsten Sinn des Wortes. Er legte eine Plane über das Loch und stellte mehrere Arbeitsböcke davor, um die Stelle zu sichern. Eilends schrieb er mit ungelenker Hand einige Worte der Warnung auf einen Zettel und heftete ihn an einen der Böcke. Dann schloss er Krypta und Seitentür der Kirche ab und begab sich nachdenklich in den wohlverdienten Feierabend.

III.
     
    In meinem siebzehnten Lebensjahr endete meine Kindheit so abrupt, wie sie begonnen hatte. Mein Vater beschloss, dass ich eine militärische Laufbahn einschlagen sollte, und es gab wenig, was ich dagegen hätte einwenden können. Ich vertauschte das prächtige Haus auf dem Quirinalis mit dem zugigen Zelt der Soldaten und nahm vorerst Abschied von Cornelius, dem Freund meines Herzens, den sein Studium nach Rhodos führte. Mein erster Befehl aber schickte mich nach Syrien, wo ich unter dem Legat Quinctilius Varus diente. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir mit drei Legionen nach Jerusalem beordert wurden, um einen Aufstand der dort ansässigen Juden niederzuschlagen. Hätte ich damals ahnen können, dass mir dieses Land einmal zum Schicksal werden würde!
    Später dann kommandierte man mich nach Gallien, und ich kletterte langsam, aber stetig in der Hierarchie nach oben, wie es einem ritterlichen Spross gebührt. Längst hatte ich mich an mein neues Leben gewöhnt und schätzte die Kameradschaft, die in den Zeltenherrschte. Als mein Vater seine Entlassung von der Legion erhielt, verbrachte ich meinen vorletzten Urlaub im elterlichen Haus. Es war zugleich eines der letzten Male, dass ich meinen Vater sah.
    Alt war er geworden und grau. Die wenigen Haare, die seine strenge Stirn noch kränzten, strahlten in silbernem Grau. Die lange Dienstzeit hatte tiefe Furchen in sein schmales Gesicht gezogen und der frühe Tod meiner Mutter ein Weiteres getan. Nie mehr hatte er sich übrigens einer Frau verbunden, obwohl es ihm an Angeboten nie fehlte.
    Die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten, war von bitterer Schweigsamkeit geprägt. Geschwätzig war mein Vater nie gewesen, jetzt aber verschlossen Einsamkeit und Bitterkeit seine Lippen vor dem Sohn. Mit altrömischer Strenge führte er Aufsicht über die Sklaven unseres Haushalts, und mit der gleichen Strenge begegnete er mir, seinem einzigen Sohn. Auf Verständnis für die Belange eines jungen Mannes, eines Sohnes gar, durfte ich nicht hoffen, viel weniger noch auf väterliche Liebe.
    So verbrachte ich die meiste Zeit meines Urlaubs außer Hause, beim Würfelspiel mit meinen Kameraden, in den Thermen oder beim Pferderennen im Circus Maximus. Die Abende verbrachte ich gerne in den Theatern des Pompeius bei den kurzweiligen Stücken eines Plautus oder Naevius. Oft auch traf ich mich mit Freunden auf dem Marsfeld zu Wettkampf und sportlicher Übung. Gelegentlich unternahm ich Ausritte, die mich bis nach Ostia oder Tusculum führten. In den Armen der dortigen Dirnen versuchte ich die Liebe zu finden, die das elterliche Haus seit dem Tod der Mutter nicht gewährte.
    Doch bei aller Liebeskunst, die den dortigen Frauen zu Gebote stand, blieb doch stets ein schaler Geschmack zurück. Auch der Gedanke an eine feste Verbindung blieb mir fern. Was ich an Frauen hätte haben können, gefiel mir nicht, und was mir gefiel, konnte ich nicht haben.
    Nach einem Monat erhielt ich schriftliche Order, die mich nach Germania Inferior versetzte und als frischen Militärtribun der XVII. Legion zuwies. Zusammen mit der XVIII. und der XIX. Legion war meine Truppe dem Kommando des Legaten Publius Quinctilius Varus unterstellt, der mir ja schon aus meiner Dienstzeit in Syrien bekannt war.
    Das war im Jahre 761 nach Stadtgründung unter dem Prinzipat des Octavian, dem man den Ehrentitel Augustus verliehen hatte, undunter dem Consulat des Furius Camillus und des Sextus Nonius Quinctilianus.
    Ich war einundzwanzig, und die Welt stand mir offen. Sie schien nur auf mich zu warten, bis zu jenem Tag, an dem die launische Fortuna beschloss, ihr Haupt von uns abzuwenden.
    Es war Anfang September, und die heiße Sonne begann langsam trübem Regen zu weichen, der den Boden weich und die Gemüter

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