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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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wie das stinkt.«
    Pflichtschuldigst ergänzte der Küster: »Und das jetzt kurz vor den Feiertagen.«
    Besorgt blickte der Pfarrer zu einer kleinen Gittertür, die an der Stirnseite angebracht war. Die Türöffnung gab den Blick frei auf Mauerreste, Abwasserkanäle, Säulen, Kapitelle und fünf Stufen einer Treppe, die ins Nichts führte, alles Hinterlassenschaften einer alten, längst vergangenen Zeit.
    »Auf keinen Fall darf das Wasser in die Ausgrabungsstätten gelangen.«
    Blaschke nickte nur sorgenvoll.
    Doch Pfarrer Diefenstein wäre nicht er selbst gewesen, wenn er sich von solch einem Unglück aus der Bahn hätte werfen lassen. Seine schlanke, hohe Gestalt straffte sich, sein Blick nahm jene kühne Gelassenheit an, die seine Gemeinde an ihm so schätzte.
    »Wir müssen sofort den Installateur kommen lassen und den Schaden beim Generalvikariat melden. Kümmern Sie sich um den Installateur, Blaschke, ich rufe das Generalvikariat an. Und schnell, ganz schnell, Blaschke, bevor die braune Suppe noch mehr Schaden anrichtet.«
    Voll ohnmächtiger Sorge betrachtete er das Abwasser, das inzwischen unaufhaltsam durch die Fliesen des Bodens sickerte und die gesamte Krypta bedeckte.
    So kam es, dass vier Stunden später zwei kräftige junge Männer in blauen Overalls in die Kellergewölbe der Kirche hinabstiegen und ihre Stirnen in sorgenvolle Falten legten.
    »Wird nicht einfach sein, die Stelle zu finden«, sagte der eine, der sich als Frank Hellinger vorgestellt hatte, zu dem aufgeregten Küster und kratzte sich in seinem dichten schwarzen Haarschopf. Der gut aussehende junge Mann mit dem Dreitagebart wies auf den Boden und zog mit der Hand einen imaginären Kreis.
    »Irgendwo hier im Boden verläuft ein altes Abwasserrohr, und das ist kaputt. Wir werden den ganzen Boden aufreißen müssen, um die undichte Stelle zu finden.«
    »Aber zuerst müssen wir abpumpen«, ergänzte der andere, ein schmaler junger Mann mit dünnen blonden Haaren und blassblauen Augen, »und selbstverständlich dürfen für die nächste Zeit die sanitären Anlagen nicht benutzt werden, damit das Zeug keinen Nachschub erhält. Gibt es hier eine Toilette, ein Waschbecken oder so etwas?«
    »In der Sakristei«, antwortete der Küster und machte ein Gesicht, als habe man ihm soeben die Sonntagskollekte entwendet.
    »Werden wir vorübergehend stilllegen«, sagte Hellinger einfach.
    Der Küster plusterte empört die Backen auf.
    »Und wo sollen wir zur Toilette gehen? Es ist die einzige Toilette in der Kirche. Ich meine, äh ... bei langen Messen mit großem Aufzug, da kann es doch vorkommen ...«
    Der Installateur zuckte nur mit den Schultern, setzte ein breites Lächeln auf und antwortete mit seinem Lieblingssatz: »Machen Sie sich keine Gedanken! Gegenüber ist doch das Finanzamt, vielleicht ...«
    »Sehr komisch«, raunzte Blaschke, »wirklich sehr komisch. Ihr habt den Schaden ja nicht!«
    Einige Stunden später hatten sich die Kellergewölbe von St. Pantaleon in eine veritable Baustelle verwandelt, während in der Kirche darüber die Gläubigen ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass nun bald Emmanuel kommen müsse. Das Abwasser war abgepumpt, und die rotbraunen Fliesen waren auf breiter Front entfernt worden.
    »Wir werden das Fundament aufbohren müssen«, meinte Hellinger zu seinem Kollegen Heinen. »Hol schon mal den Bohrhammer!«
    Minuten später erbebte das Gebäude unter den infernalischen Geräuschen eines Bohrhammers, der sich mit nervtötender Langsamkeit in den alten, brüchigen Beton fraß.
    »Wir müssen die ganze Strecke bis zur Außenwand freilegen«, meinte Heinen lakonisch, »irgendwo da muss der Bruch liegen.«
    Hellinger wischte sich den Schweiß von der Stirn. Trotz der Kälte im Kirchengewölbe hatte ihn die Arbeit mit dem Bohrhammer erhitzt.
    »Das ist eine Arbeit für einen, der Vater und Mutter totgeschlagen hat! Damit werden wir vor Weihnachten kaum fertig.«
    »Dann müssen wir Überstunden machen, hat der Alte gesagt. Wenn es sein muss, nachts und auch am Wochenende.«
    Triumphierend hob er ein Bündel alter Schlüssel in die Höhe. »Schließlich hat man uns alle Schlüssel anvertraut. Für die kleine Außentür, die Tür zum Altarraum und die Krypta.«
    »Du spinnst, Heinen. Und wann soll ich Weihnachtsgeschenke kaufen? Ich hab doch fast noch nichts. Warum schickt uns der Alte nicht mehr Leute?«
    »Weil die alle in Bonn arbeiten, damit der Posttower endlich fertig wird, weißt du doch.«
    Hellinger nickte nur und

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