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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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Fluten, warf sich hinein und schwamm davon. Sie ließ sich von seiner jungenhaften Begeisterung anstecken und folgte ihm, bis ihr das Wasser zur Brust reichte.
    Robyn machte kehrt und schwamm auf sie zu. „Du musst untertauchen, damit das Wasser die Wunde ausspülen kann.“ Als Leonor zögerte, bot er ihr an: „Ich halte dich. Du brauchst keine Angst zu haben.“
    Sie wusste nicht, was sie mehr erschreckte – bis zum Hals im Meer zu versinken oder seine Hände auf ihrem Körper zu spüren. Obwohl sie sich Letzteres so sehr wünschte. Doch ehe sie sich noch entscheiden konnte, war er auch schon bei ihr und drückte sie behutsam ins Wasser.
    „Nun, wie gefällt es dir, im Meer zu baden? Soll ich dir das Schwimmen beibringen?“ Fragend sah er sie an und glaubte, in den Tiefen ihrer wunderschönen Augen, die im Sonnenlicht wie Amethyste funkelten, zu ertrinken.
    Erschrocken über die Intensität seines Blickes, senkte Leonor rasch die Lider. Wenn sie das, was sie in seinen Augen las, richtig deutete, dann hieß das …
    Zuerst schmerzte die Wunde, als sie mit dem Salzwasser in Berührung kam, doch dann verschwand das leicht brennende Gefühl.
    „Du kannst mir vertrauen“, versicherte Robyn. „Ich lasse dich schon nicht untergehen.“
    Wenn er mich das Schwimmen lehrt, kann er mich immerhin nicht so … anblicken und zutiefst verwirren, dachte Leonor.
    „Also gut“, stimmte sie zu. „Was muss ich tun?“
    Robyn streckte beide Arme nach vorne aus. „Es ist ganz einfach. Lege dich bäuchlings über meine Arme, und bewege dich dann so, wie ich es dir sage.“
    Folgsam kam sie seiner Aufforderung nach – und zuckte zusammen, als sie seine Arme direkt unterhalb ihrer Brüste fühlte. Verwirrende, aber durchaus wohlige Empfindungen durchströmten sie. Überaus angenehme Gefühle … Gefühle, die Pater Anselm gewiss als unschicklich oder gar sündig bezeichnet hätte. Fast hätte sie gedacht: Zum Teufel mit Pater Anselm! riss sich jedoch ob dieses unchristlichen Gedankens zusammen.
    Die Anweisungen des Chevaliers erforderten, dass sie sich auf das Schwimmen konzentrierte. Sie tat, was er ihr sagte, und fühlte sich bald, als schwebe sie durch die Fluten.
    Nach einer Weile zog Robyn, der ihr die Schwimmbewegungen erklärt hatte, einen Arm fort, und Leonor protestierte erschrocken.
    „Keine Angst, ich bin bei dir. Es wird dir nichts geschehen.“
    Und tatsächlich, Leonor fühlte sich so sicher in seiner Nähe, dass sie sogar den Wunsch verspürte, ohne seine Unterstützung zu schwimmen. „Kann ich es allein versuchen?“, keuchte sie ein wenig atemlos.
    „Du bist sehr mutig!“, sagte Robyn anerkennend. „Aber was soll man auch sonst von einer Frau erwarten, die allein die Alpen überquert hat.“ Vorsichtig zog er den anderen Arm weg.
    Einen Augenblick lang fürchtete Leonor, sie würde untergehen. Doch dann führte sie exakt die Bewegungen aus, die der Chevalier ihr beigebracht hatte, und bei dem Gefühl, ohne Hilfe durch das nasse Element gleiten zu können, jubelte sie auf.
    „Ich kann schwimmen! Oh, es ist einfach herrlich! Danke, Rob…“
    Vor lauter Begeisterung hatte sie vergessen, mit den Beinen zu rudern. Ein Schwall Wasser drang ihr in den Mund, doch Robyn war sofort bei ihr und nahm sie in die Arme.
    „Fürs erste Mal sollte das reichen“, verkündete er und trug Leonor ans Ufer.
    Unwillkürlich schmiegte sie sich an seine breite Brust, genoss seine Nähe und Stärke.
    Sanft setzte er sie auf der Decke ab, legte sich neben sie und blickte ihr tief in die Augen. Schweigend sahen sie einander an und prägten sich die Züge des jeweils anderen ein. Robyn studierte das schmale, zarte Antlitz Leonors mit den weichen Lippen und den einzigartigen Augen.
    Und Leonor bewunderte das markante Gesicht des Chevaliers mit der geraden, vielleicht ein wenig zu langen Nase, den funkelnden grau-grünen Augen und dem schön gezeichneten festen Mund – und wünschte sich, diesen Mund auf ihren Lippen zu spüren. Obwohl erfrischt vom Bad im Meer, durchströmten heiße Wellen des Verlangens ihren Körper. Zaghaft hob sie die Hand, strich über das feuchte Haar des Ritters – ihres Ritters? – und dann über seinen Mund.
    Diese kleine Geste ließ Robyn alles vergessen. Alles, bis auf den glühenden Wunsch, diese Frau, nach der er sich schon so lange verzehrte, endlich zu besitzen. Ungestüm zog er sie in seine Arme, beugte sich zu ihr hinab und presste seinen Mund auf die zarten Lippen, die leicht nach Salz

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