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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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nach. Ihr habt hier nichts gesehen, was des Teufels ist.“
    Obwohl die Bauern in der Überzahl waren, ließen sie sich vom Anblick des kampfbereiten Ritters mit dem blanken Schwert einschüchtern. Ausspuckend und Flüche murmelnd, zogen sie weiter.
    „Bist du verletzt, Leon … Leonor?“ Zart strich Robyn ihr über die Schulter. Sie erschauerte unter der leichten Berührung.
    „Nein, es tut nicht sehr weh. Es ist auszuhalten“, behauptete sie, obwohl die Stelle heftig schmerzte, denn der Stein hatte sie mit großer Wucht getroffen.
    „Komm, lass uns von der Straße verschwinden, ehe noch etwas Schlimmeres passiert.“ Er deutete nach rechts. „Dort drüben sehe ich eine kleine Bucht. Da sind wir ungestört, und ich kann mir deine Wunde ansehen.“
    Leonor senkte den Blick und protestierte. „Nein, das ist nicht nötig, Cheval… Robyn. Was führte dich überhaupt auf den Weg zurück nach Rom? Hast du noch einen Auftrag zu erledigen?“
    Er verzog die Lippen. „Ich könnte dich genauso gut fragen, was dich in Richtung Ostia getrieben hat. Solltest du nicht bei Pater Anselm und der Pilgergruppe sein?“
    Leonor zuckte die Achseln. „Ich hatte meine Gründe, Rom zu verlassen“, sagte sie vage.
    „Alsdann, lass uns zu diesem Strand gehen, wo wir ungestört miteinander sprechen können. Und was mich betrifft …“, fügte er bedeutungsvoll hinzu, „… gibt es allerlei zu bereden. Viel zu lange haben wir geschwiegen.“
    „Nun ziere dich nicht so, Leonor“, drängte Robyn. „Ich muss mir die Wunde ansehen. Auf deiner Tunika zeichnet sich bereits ein Blutfleck ab.“
    Unwillkürlich griff sie sich an die schmerzende Schulter und sah sich dann um. Im Schatten einer Pinie hatten sie ein Plätzchen gefunden, das von der Straße her nicht einsehbar war. Robyn hatte eine Decke ausgebreitet, auf der sie nun im warmen Sonnenschein saßen. Die Pferde und Tarras dösten im Schatten einer Akazie.
    Zögernd griff Leonor an ihren Gürtel und löste ihn. Dann fasste sie den Saum ihrer Tunika, um sie über den Kopf zu streifen. Als sie jedoch den verletzten Arm hob, zuckte sie zusammen und schrie leise auf.
    Fürsorglich half Robyn ihr, das Kleidungsstück auszuziehen. Darunter trug sie ein linnenes Hemd mit weitem Halsausschnitt, unter dem sich verlockend ihre kleinen, festen Brüste abzeichneten. Rasch verdrängte er den Wunsch, sie zu umfassen und zu streicheln. Jetzt war nicht der richtige Augenblick dafür. Zunächst galt es, die Wunde zu versorgen.
    Vorsichtig schob Leonor den Stoff über die verwundete Stelle. Beim Anblick der Verletzung pfiff Robyn leise durch die Zähne. Auf der Schulter hatte sich bereits ein handgroßer Bluterguss gebildet, und aus der Wunde in der Mitte sickerte Blut.
    „Es ist nichts Schlimmes“, versicherte er Leonor, die ihn verlegen und fragend zugleich ansah. Unwillkürlich stellte Robyn fest, wie zart und weiß die Haut ihrer Schultern in Vergleich zu ihrem gebräunten Gesicht und den Händen war. Am liebsten hätte er einen Kuss darauf gehaucht, doch er musste sich beherrschen.
    „Ich werde eine Kräuterpaste auftragen, die die Heilung beschleunigt.“ Sein Blick wanderte zum türkisblauen Meer, das in der Sonne glitzerte und dessen kleine Wellen sich sanft am Ufer brachen. Plötzlich hatte er eine Idee.
    „Wie wäre es mit einem Bad, Leonor? Das Wasser ist gewiss angenehm warm, und das Salz darin sorgt dafür, dass deine Wunde sich nicht entzündet.“
    Ein Bad im Meer? „Aber ich habe noch nie… und ich kann nicht schwimmen“, protestierte Leonor. Dachte er etwa, sie sollten sich nackt ausziehen?
    Robyn schien ihre Gedanken erraten zu haben. Er unterdrückte ein Grinsen und sagte scheinbar gelassen, denn die Vorstellung, mit Leonor nackt im Meer zu baden, ließ ihn alles andere als kalt: „Wir behalten unsere Hemden an, dann ist der Schicklichkeit Genüge getan, sollten sich Menschen hierher verirren.“
    Leonor blickte sehnsüchtig auf das Meer, das so verlockend schimmerte. Schließlich nickte sie kurz, stand auf und machte ein paar Schritte in Richtung Wasser.
    Doch Robyns Worte hielten sie zurück.
    „Ich denke, wir sollten uns zunächst noch unserer Stiefel und Hosen entledigen. In nassen Beinkleidern reitet es sich später nicht so angenehm.“
    Schweigend zogen sie sich die Kleidungsstücke aus und gingen zum Meeressaum.
    Während Leonor noch vorsichtig mit den Zehen im Wasser herumtastete – es war tatsächlich angenehm warm –, stürmte Robyn bereits in die

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