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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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etwas einfallen lassen, wo ich gewesen bin.«
    Er lächelte ihnen zu und nahm den Weg am Fluss entlang. Kurze Zeit später folgten ihm die beiden anderen. Sie sprachen nicht auf dem Nachhauseweg. Im Dorf war niemand mehr auf der Straße,und so konnten sie unerkannt das Bauernhaus der Schenks erreichen.
    In der Nacht fand Teresa keinen Schlaf. Immer wieder stand sie auf und schaute aus dem Fenster. Der Mond hatte fast seinen vollen Umfang erreicht. Die Bäume im Garten standen als schwarze Silhouetten vor seiner Scheibe. Katzen kreischten und balgten sich, schossen am Spalier des Hauses hinauf und herunter.
    Aus dem nahen Wald kam der klagende Ruf eines Käuzchens. Sollte sie es tatsächlich so machen, wie sie es sich vorgestellt hatte? Brachte sie damit nicht Markus, die anderen Mönche, die Hakenschützen und nicht zuletzt sich selbst in Gefahr? Sie wusste, wie die Assassinen vorgingen, kannte ihre tödliche Genauigkeit. Aber wer konnte ahnen, was sich in der nächtlichen Kirche tatsächlich verbarg, wer dort seine frevelhaften Messen feierte? Und was, wenn Onkel Werner nicht unter den Anwesenden war? Dann musste sie ihn beim Dorfbüttel anzeigen und ihm seine Schuld beweisen. Damit wiederum würde sie Matthias in tödliche Gefahr bringen, denn ihr Onkel hatte ja schon einmal versucht, ihn aus dem Weg zu räumen. Doch, es war richtig, was sie machte, nicht zuletzt war sie es sich selber schuldig. Sie würde keinen ruhigen Atemzug mehr tun, wenn sie nicht alles restlos aufgeklärt hatte. Der Gedanke beruhigte sie, und als sie sich ins Bett legte, floh der Schlaf sie nicht mehr, sondern hüllte sie ein und entführte sie ins Reich der Träume.
    Am nächsten Tag bestiegen sie die Pferde und ritten den schon bekannten Weg hinauf. Den Unterstand der Hakenschützen fanden sie bald; die Männer hatten sich aus dicken Ästen und Zweigen, an denen das erste Grün hing, Hütten gebaut und sie mit Decken und Baumstümpfen eingerichtet, die sie als Stühle benutzten. Die beiden stiegen ab und gingen zu Hugo hinüber, der gerade damit beschäftigt war, seinen Leuten zu zeigen, wie man die Arkebusen schneller lud.
    »Ein wenig feines und etwas grobes Schießpulver müsst ihr reingeben,am besten vorher befeuchtet, getrocknet und dann fein gemahlen, sonst könnte es euch um die Ohren fliegen. In ein paar Augenblicken müsst ihr fertig sein, sonst habt ihr die Kugeln oder Pfeile der Feinde im Ranzen. Passt auf, dass euch die Arme nicht steif werden vom Rückstoß, hängt die Büchsen, wenn ihr könnt, am Haken irgendwo auf. Und jetzt: Antreten und Gewehre reinigen!«
    Hugo wandte sich um, entdeckte die beiden und schritt lächelnd auf sie zu. Harnisch und Helm glänzten, als wären sie aus geschlagenem Silber.
    »Was bringt Ihr für Neuigkeiten?«, fragte er.
    »Wir verstecken uns heute Abend in der Klosterkirche«, antwortete Markus, »und wollen versuchen, die Fremden, die das Kloster unsicher machen, zu überführen. Wir wünschen uns, dass Ihr Euch mit Euren Männern an der westlichen Klosterpforte postiert, um uns gegebenenfalls zu Hilfe kommen zu können.«
    »Wird gemacht, der Herr, das ist ein Spaziergang für uns. Zur Not haben wir auch noch unsere Schwerter und ein paar Armbrüste. Wann sollen wir kommen?«
    »Nach Einbruch der Dunkelheit, dann, wenn nach der Komplet alle ins Bett gegangen sind.«

37.
    Der Abend kam mit langen Schatten. Teresa und Markus hatten den Tag genutzt, um den Schenks bei der Feldarbeit zu helfen, beim Pflügen, Eggen, Säen und Steinesammeln. Im Bauerngarten häufelte Teresa mit Frau Schenk die frühen Gemüse an. Der Geruch der Erde, die Arbeit im Freien brachten sie dazu, sich von ihren Gedanken und Ängsten zu lösen.
    Nach dem Abendbrot verließ Teresa zusammen mit Markus das Haus. Sie würden in die Spinnstube gehen, um zu hören, was es an Neuigkeiten gebe, sagte Markus. Mit Matthias hatten sie ausgemacht, dass er sie nach Einbruch der Dunkelheit durch die Seitenpforte hereinließ. Die Hakenschützen lagerten ein Stück entfernt unter einer Gruppe von Eichen. Teresa gab ihnen kein Zeichen des Erkennens. Markus klopfte mit dem Knöchel seines Mittelfingers an die Pforte, und sogleich wurde ihnen geöffnet.
    Teresa erkannte den ummauerten Garten, den Fruchtkasten, die Lateinschule und den schlanken Turm der Kirche. Der Mond war als rötliche, unnatürlich große Scheibe über den östlichen Bergen zu sehen. Er tauchte die Klostergebäude in ein unwirkliches Licht. Matthias begleitete sie zur

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