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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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und zu gehorchen bis zum Tod? Bist du bereit, unsere Ziele zu vertreten, die in unseren Statuten festgelegt sind? Dann trinke aus diesem Becher und schwöre.«
    Teresa merkte, dass der Junge zitterte. Trotzdem umfasste er den Becher mit beiden Händen und leerte ihn in einem Zug. Kurze Zeit später sank er zu Boden. Furer beugte sich zu ihm hinab, zog seine Lider hoch und prüfte anscheinend die Pupillen.
    »Es wirkt«, sagte er. »Wo bist du, mein Junge?«, fragte er den starr Daliegenden.
    Die Antwort kam wie aus weiter Ferne, so dass sich Teresa anstrengen musste, um etwas zu verstehen.
    »Hashishin«, flüsterte sie fast unhörbar Markus zu.
    »Ich bin in einem wunderschönen Garten«, sagte der Junge. »Er ist voller Palmen und Blumen, und in der Mitte steht ein Brunnen, der plätschernd sein Wasser als ein Bächlein ergießt. Wunderbare Mädchen umgeben mich, streicheln mich mit ihren Händen und Haaren.«
    »Was tun sie noch?«, fragte der Abt.
    »Sie greifen mir in den Schritt und führen ihre Hände in einer Weise herum … Ah, ich habe noch nie eine solche Glückseligkeit verspürt.«
    »Du wirst dieses Paradies noch oft erleben, und wenn du lange genug in unseren Diensten stehst, wirst du dieses Paradies auf immerund ewig haben«, sagte Furer. »Schwörst du, uns zu dienen und unsere Sache zu vertreten bis in den Tod?«
    »Ich schwöre«, sagte der Junge laut und deutlich.
    »Dann gehörst du jetzt zu uns.«
    Zwei der Männer sprangen auf und halfen Martin auf die Beine. Leicht schwankend stand er da. Furer holte hinter dem Altar eine Kanne hervor. Ob das Messwein war? Er stellte sie in das Kohlebecken, so dass sich die Flüssigkeit darin erhitzte. Jeder der Anwesenden bekam einen Becher, und bald lagen alle außer dem Abt und ihr Onkel Werner auf dem Boden, sich verzückt bewegend und vor sich hin murmelnd.
    »Es gibt nur noch eine Kleinigkeit zu regeln«, sagte Werner zu Alexius, so laut, dass Teresa und Markus es hörten. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass meine Nichte Teresa und ihr nichtsnutziger Freund, Markus Schenk, an mein Tor geklopft und Anspruch auf ihren Besitz erhoben haben. Sie sind vor vier Tagen zu diesem Kloster geritten, in Begleitung einer Eskorte von Hakenschützen, die sie mir abspenstig gemacht haben. Ich vermute, dass sie sich in diesem Moment hier in der Kirche befinden und uns belauschen.«
    Ein Abgrund tat sich unter Teresas Füßen auf, ihr Herz hämmerte wild gegen ihre Brust. Sie hörte Markus leise aufstöhnen. Werner und der Abt näherten sich ihrem Versteck, ihre Schritte klackten auf dem Steinfußboden. Teresa war wie gelähmt, sie konnte sich nicht mehr bewegen. Dann wurde die Tür des Beichtstuhls aufgerissen, ihr Onkel starrte zu ihnen herein, in der Dunkelheit nur wie ein Schatten zu erkennen.
    »Ah, hier haben wir ja unsere Vögelchen«, sagte er und lachte krachend. Schon war der Abt bei ihm, und beide zogen Teresa und Markus heraus.
    »Ich habe es doch gewusst«, meinte ihr Onkel. »Schade, dass ich meine Diener nicht angewiesen habe, auch dich zu töten, dich und deinen Helfershelfer, nicht nur deinen Vater.«
    Teresa spürte den unwiderstehlichen Wunsch, ihn zu erwürgen.
    »Meine Mutter hast du auch auf dem Gewissen, du Teufel in Menschengestalt, du Ungeheuer … », stieß sie hervor.
    Werner lachte, dass es von den Wänden widerhallte.
    »Das nützt dir gar nichts, wenn du dich gegen mich stellst«, sagte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. »Du bist sowieso des Todes. Warum musstet ihr eure Nasen auch in meine Angelegenheiten stecken?«
    »Halt ein, Burgherr!«, rief der Abt. »Wir brauchen sie noch für eine ganz bestimmte Aufgabe.«
    »Ach, du meinst die Menora? Die werden wir sicher in unserem Leben nicht mehr finden.«
    »Bedenke doch, Teresa hat das Zweite Gesicht!«
    Aus dem Augenwinkel sah Teresa, dass Markus seinen Dolch zog. Im Handumdrehen waren drei Männer, die anscheinend schlafend am Boden gelegen hatten, zur Stelle und verdrehten ihm die Arme auf den Rücken. Sie führten ihn zum Chorgestühl und schlugen ihm mit einem Silberleuchter auf den Kopf, so dass er wie leblos zusammensank. Werner zog ebenfalls einen Dolch, umklammerte Teresa von hinten, setzte ihr das Messer an den Hals und drängte sie zum immer noch glimmenden Kohlebecken. Der Abt folgte ihnen, nahm die Kanne, füllte den Becher und hielt ihn Teresa an die Lippen.
    »Trink, wenn dir dein Leben lieb ist!«, sagte er drohend.
    Teresa zögerte, doch sie hatte keine Wahl. Wo blieb

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