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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Wagen.
    Alice und Hildegard saßen vorne eng beieinander und unterhielten sich.
    Bernhards erster Blick: Alice trug nicht mehr seine Ohrringe.
    Er richtete sich hoch auf und war der, zu dem er erzogen war, Herrscher über seine Untertanen.
    Des Grafen Sohn erzeugte Schrecken. Bernhard verbreitete Herrlichkeit und Macht. Der Mann kam zögernd heran. Er humpelte. Argwöhnisch blieb er in einiger Entfernung stehen. Auf Bernhards Aufforderung näherte er sich mit krummem Rücken, nahm seine Mütze ab, senkte untertänig den Kopf und verharrte in ziemlichem Abstand. Auf seinem Gesicht zeigte sich Angst, obwohl er nicht Bernhards Höriger war. Seine Frau lugte aus dem hinteren Teil des Wagens hervor. Hildegard und ihre Mutter grüßten scheu und ehrerbietig. Es war ihnen nicht ganz klar, weshalb Bernhard plötzlich auftauchte. Es erschien besser, sich da rauszuhalten.

    Ohne Alice zu beachten, entledigte sich Bernhard des Riemens und gab Rother den Befehl, sich abzulegen. Der Hund gehorchte trotz seines Durstes und streckte sich der Länge nach auf dem Boden aus. Alice wusste, selbst wenn Rother am Verdursten wäre, wenn jemand ihn angriffe und er stürbe, würde er sich ohne einen auffordernden Anpfiff seines Herrn nicht von der Stelle rühren. Treu bis in den Tod war dieser Hund.
    »Folge mir!«, forderte Bernhard Alice auf.
    Alice stieg von ihrem Wagen herunter und ging misstrauisch auf ihn zu. Was sollte die Stute, die er mitgebracht hatte und die jetzt der Bauer versorgen musste?
    Schweigend entfernten sie sich vom Wagen.
    »Du hast dem Papst einen Eid geleistet. Du hast deinen Eid gebrochen«, begann Bernhard streng. »Du hast Gott geschworen, alle Mühen und Gefahren einer bewaffneten Pilgerfahrt auf dich zu nehmen, deren Ziel erst erreicht sein wird, wenn wir Jerusalem erobert haben. Wenn du jetzt einfach nach Passau zurückgehst, wenn du dich feige davonstiehlst, dann steht darauf als Strafe der Kirchenbann und Gottes ewiger Zorn.«
    Alice war, als bliebe ihr die Luft weg, dasselbe hatte sie sich auch schon gesagt.
    Trotzdem wandte sie ein: »Ich will den Schleier nehmen und ins Kloster Niedernburg eintreten.«
    »Pah!«, stieß Bernhard aus. »Wer das Kreuz genommen hat, der darf sich nicht in einer Kutte verstecken.«
    »Ihr haltet den Dienst als Nonne für sinnlos?«
    »Nicht unbedingt. Aber in deinem Fall – ja. Jesus Christus ist für uns am Kreuz in Jerusalem gestorben. Er hat uns den Befehl erteilt: ›Nehmet euer Kreuz auf euch und folget mir nach‹. Auch du musst bereit sein, für unseren Herrn zu sterben.«
    »Ich bin kein Mann, ich kämpfe nicht«, entgegnete sie. »Was sollte es Jesus also nützen?«
    Bernhard überhörte ihren Einwand.
    »Für diese Todesbereitschaft«, fuhr er unbeirrt fort, »ist uns die Vergebung unserer Sünden verheißen.« Er sah Alice strafend an:
    »Die du besonders nötig hast.«
    Um Himmels willen, was sagt er nur, dachte Alice.
    »Denn abgesehen von der Unzucht, die du getrieben hast und die dir als Frau in weitaus stärkerem Maße angelastet wird als uns Männern, hast du dem Priester verheimlicht, auf welche Weise dein Vater gestorben ist. Du hast nichts von dem Schlafmohn erzählt. Du hast den Priester angelogen, der deinen Vater in geweihter Erde bestattet hat.«
    Alice fasste Bernhards Hand, als könnte er sie und ihren Vater vor der ewigen Verdammnis retten. Bernhard aber machte sich los.
    »Und mich reißt du mit, beraubst mich meiner himmlischen Freuden. Ich bin ein Ritter Jesu Christi, ich habe ihm Treue geschworen, und doch bin auch ich schuldig geworden, weil ich in der Beichte verheimlicht habe, dass dein Vater selbst Hand an sich gelegt hat.«
    »Dann bin ich mitschuldig an Eurer Schuld«, sagte sie bitter.
    Bernhard schwieg. Er schwieg lange.
    Alice ging mit heruntergezogenen Schultern neben ihm. Sie rang mit sich, es auszusprechen: »Dann rettet meinen Vater und mich und auch Euch nur, meinen Eid einzuhalten, dass ich nach Jerusalem pilgere, um dort für die Sünden zu büßen.«
    »Wahrscheinlich«, antwortete er.
    »Und Ihr?«, drängte es Alice endlich zu fragen. »Alles, was Ihr sagtet, klingt so streng, so nach Gesetz. Habt Ihr denn gar keine Liebe?«
    Bernhard dachte: Da hab ich dich endlich. Ziemlich viel Aufwand für eine Kaufmannstocher. Gleichzeitig war er erleichtert und glücklich. Er wunderte sich über sich selbst, als er sagte:
    »Ich sehne mich danach, dass du meine Ohrringe wieder trägst.«
    Zurück zu den Pferden und zu Rother, den

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