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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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die Menschen um sich, dieses Gebrabbel von fremden Dialekten und Sprachen. Warum hatte sie nur auf Bernhard gehört und sich breitschlagen lassen. Weil sie nicht Nonne werden wollte. Das stand mit einem Male fest, Nonne werden wollte sie nicht. Ein Leben hinter Klostermauern – das nicht.
    Also dann nach drüben, nach Romanien, nach Jerusalem. Wohin auch immer.

Der Gefahr entgegen, Anfang April – 15. Mai 1097
    Der Tod war den christlichen Heeren vorausgeeilt. Er befand sich im Feldlager bei Civitot und dem engen, schluchtenreichen, bewaldeten Gebiet, in dem die Fußsoldaten und Ritter Peters des Einsiedlers umgekommen waren. 17.000 Menschen – an einem einzigen Tag.
    Alice grauste bei der Vorstellung, dass die verblichenen Gebeine der Hingemetzelten noch immer den Wegesrand säumten oder im ehemaligen Lager verstreut oder gar übereinander lagen. An diesem Ort des Entsetzens und Mordens, an diesen Toten sollten sie in nur wenigen Tagen vorüberziehen!
    Im Stillen wunderte Alice sich über Bernhard, der mit keinem Wort über die Schlachten sprach, die ihn in kürzester Zeit erwarteten. Von Verwundung, Sterben und Tod war nie die Rede.
    Stattdessen beschäftigte sich Bernhard wie auch die anderen Ritter des Herzogs Gottfried, die nun müßig im Lager von Pelekanon auf den Abmarsch warteten, mit dem interessanten Klatsch, der aus Konstantinopel zu hören war. Überheblich lachend und schadenfroh erzählte man, wie Tankred, der Neffe des gefürchteten normannischen Heerführers Bohemund, dem Treueid entgangen sei, indem er unauffindbar in Konstantinopel sein Unwesen getrieben habe.
    Es wurde auch ausgiebig darüber geredet, wie ein Ritter sich im kaiserlichen Palast pöbelhaft benommen und sich auf den Thronsessel gefläzt habe. Der Kaiser, der sich seine frechen Widerworte übersetzen ließ, habe ihm mit ruhiger, eindringlicher Stimme in Aussicht gestellt, er werde bald genug Gelegenheit haben, seine Unverfrorenheit und Tapferkeit zu erproben.
    Alice fand die Geschichte überhaupt nicht komisch, vielmehr ziemlich bedrohlich. Alexios wusste offenbar sehr genau, wie gefährlich Sultan Kildj Arslan und seine Krieger waren, und sie fand den Kaiser hinterhältig, wie bereitwillig er seine Freunde aus dem Westen ins offene Messer laufen ließ. Umso mehr erstaunte es sie, dass Bernhard beim Erzählen ganz auf der Seite des Kaisers Alexios stand, gegen den er doch zusammen mit Balduin so manchen Raubzug unternommen hatte.
    Dieser neuerlichen Ergebenheit für Alexios ungeachtet, regte sich Bernhard heftig darüber auf, dass der Legat des Papstes auf seinem Weg nach Konstantinopel von Alexios’ Soldaten verwundet und gefangen genommen worden war.
    Es verwirrte Alice, dass Bernhard keine eindeutige Haltung gegenüber Alexios einnahm, sie konnte es jedoch nicht deuten und ließ davon ab, darüber nachzudenken.

    *

    Adhémar, Bischof von Le Puy, Legat des Papstes, nahm den Soldaten des Kaisers die üble Zurichtung und Gefangennahme keineswegs übel.
    Hatte er doch mit Papst Urban II. noch vor dem Konzil in Clermont im November 1095 Gefahren, Erfolge und Niederlagen eines Kreuzzugs ins Heilige Land eingehend besprochen. Sofort im Anschluss an Urbans Rede hatte der Bischof einen Kniefall vor dem Papst getan und inständig darum gebeten, das Kreuz nehmen zu dürfen, worauf wie von Zauberhand Hunderte von roten Kreuzen bereitlagen, die sich die Ritter auf ihre Kleidung nähen lassen konnten.
    Auch über Alexios’ zwiespältige Lage waren der Papst und Adhémar sich durchaus im Klaren: Der Kaiser hatte um gut ausgebildete und kampferprobte Ritter gebeten, die ihn gegen die Seldschuken unterstützen sollten, stattdessen waren Heere in sein Land eingedrungen, die keineswegs davor zurückschreckten, aufsässig und gewaltbereit aufzutreten. Für die Bevölkerung von Byzanz stellten die Kreuzfahrer eine Plage dar und Adhémar hatte für ihre Abneigung durchaus Verständnis. Dass diese gereizte Stimmung zu Scharmützeln mit den kaiserlichen Soldaten führen musste, dessen war er sich nur zu bewusst. So hegte der Bischof von Le Puy keinen Groll gegen die Byzantiner. Er war allein geritten, nichts hatte auf seine hohe Stellung als geistiges Oberhaupt des Kreuzzuges hingedeutet. Nach seiner Freilassung ließ er lediglich in Thessalonike seine Verletzungen sachgemäß behandeln. Damit war für ihn die Angelegenheit erledigt.
    Jetzt weilte der Bischof von Le Puy in Konstantinopel, war von Alexios zur Audienz empfangen worden, die, wie

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