Die Pilgerin
sofort von Hedwig und den Zwillingen unterstützt.
Sebastian merkte, dass er durch das Anstarren der kecken Mägde ganz vergessen hatte, sich Tillas Anblick zu Gemüte zu führen, und versuchte dies schnell nachzuholen. Noch war das Wasser in der Wanne klar und er konnte das zart gelockte Dreieck zwischen ihren Schenkeln erkennen, das nur wenig dunkler zu sein schien als ihr Haupthaar. Zu seinem Leidwesen kniff sie die Beine zusammen und hielt auch stets einen ihrer Arme vor die Brüste.
Als die Mägde sich daranmachten, die Gäste ihres Grafen mit Seife abzuwaschen, und wohlriechende Essenzen in deren Badewasser gaben, wurde ihr Anblick durch den aufsteigenden Schaum beeinträchtigt. Obwohl das Mädchen, das Sebastian bereits vorher Avancen gemacht hatte, diesem mit ihrem Schwamm zwischen die Beine fuhr und mit durchaus kundigen Fingern auf Entdeckung ging, spürte er nicht mehr den Wunsch, sich mit ihr zu vergnügen. Viel lieber hätte er es mit Tilla getan. Auch der Gedanke, dass sie, wenn sie diese Pilgerreise heil überstand, wahrscheinlich seinen älteren Bruder heiraten würde, konnte seine Gedanken nicht daran hindern, sich Dinge vorzustellen, die Damian gewiss nicht gutheißen würde.
Tilla merkte zum Glück nicht, wohin sich Sebastians Phantasie verstiegen hatte, sondern war froh, als sie sich sauber genug fühlte, um die Wanne wieder verlassen zu können. Sie stieg aus dem Wasser und wandte Sebastian und Starrheim die Kehrseite zu.
Diese war, wie Sebastian fand, durchaus wohlgestaltet und bei weitem nicht so mager, wie er angenommen hatte. Natürlich war ihr Hinterteil nicht so ausladend wie das von Hedwig, die eben aus einer anderen Wanne stieg, aber es gefiel ihm besser. Wahrscheinlich hatte Tilla nur deshalb so schmal gewirkt, weilsie nur zwei, drei Fingerbreit kleiner war als er selbst. Wenn ihr Busen dem Hintern entsprach, so konnte er sie mit Fug und Recht eine attraktive Frau nennen.
»Willst du gleich hier bleiben, um mit den Mägden zu schäkern?« Tillas Frage brachte Sebastian darauf, dass er als Einziger der ganzen Gruppe noch in der Wanne saß. Die übrigen wurden von den Bademägden mit großen, weißen Laken abgetrocknet oder zogen bereits die für sie bereitliegende Festkleidung an.
Tilla wählte ein rosenholzfarbenes Kleid, das bis auf den Boden reichte, und dazu ein gleichfarbiges Überkleid mit Pelzbesatz. Eine der Mägde streifte ihr leichte Lederschuhe über, die allerdings ein wenig drückten, dazu erhielt sie eine eigenartige Kopfbedeckung, die in ihren Augen wie ein rundes, gestepptes Kissen aussah. Blanche nahm sich ein langes, hellblaues Hemdkleid und zog ein rotes, an der Seite geteiltes Überkleid darüber, während die älteren Pilgerinnen in eher einfache Gewänder gehüllt wurden.
Starrheim zog zum ersten Mal, seit er den Pilgerstab ergriffen hatte, wieder die schmucke Tracht eines jungen Edelmanns an, zu der zweifarbig gestreifte Hosen im Mi-Parti-Stil und eine hellblaue Tunika gehörten. Sebastian wollte nicht hinter ihm zurückstehen, wirkte aber in den hell- und dunkelrot gestreiften Hosen, einer kaum mehr als taillenlangen, leuchtend grünen Tunika, einem mit reicher Stickerei verzierten Tappert und spitzen Schuhen nicht wie ein Edelmann, sondern wie ein Stutzer.
Der Einzige, der bei der schlichten Pilgerkleidung verblieb, war Vater Thomas, doch die Kutte, die er überwarf, bestand aus bester Wolle und war zudem mit Seide gefüttert. Die anderen Männer glichen mit ihren aufs Geratewohl herausgegriffenenKleidungsstücken Hähnen, die mit gespreizten Federn vor den Hennen prunken.
Als sie wieder in den Festsaal geführt wurden, musste Tilla nur die amüsierte Miene ihres Gastgebers betrachten, um zu erkennen, dass dieser Eindruck gewollt war. Verärgert, weil Graf Gaston sich auf ihre Kosten einen Scherz erlaubt hatte, achtete sie nicht auf die übrigen Gäste und zuckte überrascht zusammen, als Aymer de Saltilieus Stimme neben ihr erklang. »Ich freue mich, dich wohlbehalten wiederzusehen, mon amie.«
Tilla versteifte sich innerlich, denn der sanfte Ton erinnerte sie daran, wie sie sich im hatte hingeben müssen, um ihre, Starrheims und Sebastians Freiheit zu erwirken. Wollte der Mann diese intimen Augenblicke etwa hier wiederholen? Mit einem gewissen Schuldgefühl erinnerte sie sich daran, dass es ihr damals nicht unangenehm gewesen war, und schwankte für einen Augenblick, ob sie dem Werben des Ritters nachgeben sollte. Sie schüttelte aber sofort den Kopf.
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