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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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alten Pilgerführer, ihn zu besuchen, dann stiegen sie auf ihre Reittiere und lenkten diese nordwärts. Eine Zeit lang hingen sie trübselig ihren Gedanken nach, dann brach Sebastian den Bann. »Wisst ihr, eigentlich bin ich gar nicht so traurig, dass Vater Thomas zurückgeblieben ist. Er hätte uns sonst gezwungen, auch noch den Pass von Roncevalles zu Fuß zu bewältigen.«
    Wider Willen lachte Tilla hell auf und steckte die anderen damit an. Sie schämte sich ein wenig, aber dann sagte sie sich, dass sie Vater Thomas, Renata, Peter und Dieter in der Heimat wiedersehen würde und den beiden anderen Botschaft schicken konnte, und mit einem Mal freute sie sich auf die Rückkehr nach Hause, auch wenn sie sich fragte, was sie dort erwarten mochte.

VII.
    Auf dem weiteren Weg stellten Tilla und ihre Begleiter deutlich fest, um wie viel anders Reisende hoch zu Ross empfangen wurden. In den Klöstern, Hospizen und Herbergen buckelten die Knechte vor ihnen, hochrangige Mönche begrüßten sie und die Äbte luden sie zum Essen ein oder ließen ihnen, wenn sie strenger auf die Trennung der Geschlechter achteten, Speisen von ihrer eigenen Tafel bringen. Natürlich erwarteten die Herrschaften von ihnen eine größere Spende für das Kloster und die Versorgung der mittellosen Pilger, doch da sie im Gegensatz zu ihrer Hinreise ausreichend mit Geld versorgt waren, fiel ihnen das Geben leicht.
    Die Überquerung der Pyrenäen war trotz der Reittiere recht anstrengend und so atmeten vor allem Starrheim und Blanche auf, als sie einige Tage später Orthez erreichten. Von den Torwachen erfuhren sie, dass Graf Gaston immer noch hier Hof hielt und sie dem Anschein nach erwartete.
    Es war beinahe wie damals, als sie zum ersten Mal vor den hohen Herrn geführt worden waren. Gaston Fébus saß an seiner Tafel inmitten seiner Gäste und sah einigen Akrobaten zu, die im Saal ihre Kunststücke vorführten. Beim Anblick seines Mündels sprang er auf, eilte Blanche entgegen und schloss sie indie Arme. »Gott im Himmel sei Dank, dass ich dich gesund vor mir sehe!«
    »Was hätte mir schon geschehen können? Comte Starrheim hat mich doch beschützt!«
    Graf Gastons Augenbrauen hoben sich ein wenig. Vor ihm stand nicht mehr das schüchterne Ding, das vor einem knappen Jahr mit der Nachricht vom Tod ihres Onkels zu ihm gekommen war, sondern eine junge Frau, die beträchtlich an Souveränität gewonnen hatte. Er umarmte Blanche noch einmal und wandte sich dann ihren Begleitern zu.
    Ein fragender Blick traf Starrheim, der genau begriff, was sein Gastgeber wissen wollte. »Euer Mündel ist ein sehr mutiges und tugendhaftes Frauenzimmer, Monseigneur.«
    »Ihr habt wohl an das Tor der Festung gepocht und seid abgewiesen worden? Doch nun könnt Ihr Euch mit meinem Segen zu einem neuen Ansturm rüsten. Du Guesclin ließ mir Botschaft zukommen, wie tapfer Ihr Euch geschlagen habt. Damit sind wohl die letzten Zweifel ausgeräumt und wir können zum Beilager rüsten. Ich sehe Euch an, dass Ihr nicht mehr lange damit warten wollt.«
    »Gewiss nicht, Monseigneur.« Trotz jener Botschaft, die Blanches Vormund ihm schon hatte zukommen lassen, war Starrheim erleichtert über den freundlichen Empfang und auch darüber, dass er wohl bald mit der jungen Frau in einem Bett schlafen konnte. Er vergaß dabei aber auch seine Begleiter nicht und strich Sebastians Taten im Krieg heraus.
    »Seine Majestät, König Heinrich hat meinen Freund dafür in den Adelsstand erhoben und ihm gestattet, sich Hidalgo von Kastilien zu nennen. Seit Santiago ist er mit dieser jungen Pilgerin vermählt, doch die beiden haben bislang noch nicht die Gelegenheit zur Zweisamkeit gefunden, die sie sich wünschten.Sie wären Euch gewiss dankbar, wenn Ihr ihnen eine eigene Kammer zuweisen könntet.«
    Tilla genierte sich ein wenig über Starrheims unverblümte Worte, doch Sebastian begann erwartungsvoll zu grinsen. Bisher hatte er der Umstände halber darauf verzichtet, sich Tilla zu nähern, doch das wollte er hier ändern. Seine Hand strich wie aus Versehen über ihr Hinterteil, und noch während sie überlegte, ob sie ihn schelten sollte, weil er in Anwesenheit eines so hohen Herrn wie des Grafen von Béarn frivol wurde, lachte dieser verständnisvoll auf und winkte seinen Haushofmeister zu sich.
    »Von Santiago de Compostela bis hierher ist es ein weiter Weg, wenn man in dieser Hinsicht fasten muss. Weise den beiden eine hübsche Kammer an und lass einen Zuber mit warmem Wasser hineinstellen,

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