Die Pilgerin
damit sie sich reinigen können, und natürlich auch eine ausreichende Mahlzeit, denn sie werden sich vor und während ihres Zweikampfs gewiss stärken wollen. Ich möchte ihnen nicht zumuten, noch einmal an meiner Tafel sitzen zu müssen, während ihnen der Sinn nach etwas anderem steht.«
Tilla fand Graf Gaston nicht weniger frivol als Starrheim oder Sebastian. Anscheinend war sie auf einen Charakterzug der Männer gestoßen, über den eine wohlerzogene Frau hinwegsehen musste. Trotzdem hatte sie nichts gegen das Programm einzuwenden, das Gaston Fébus ihnen vorgeschlagen hatte. Zunächst aber teilte der Graf von Béarn ihnen in einem nicht allzu bedauernden Ton mit, dass sie auf die Gesellschaft seiner Nichte Felicia de Lacaune würden verzichten müssen.
»Die Gute hat sich auf die Besitzungen ihres Gemahls begeben, um diese während Comte Aymers Abwesenheit zu verwalten«, setzte er lächelnd hinzu.
Sepp atmete sichtlich auf, denn in den letzten Tagen hatte er in der Angst gelebt, Graf Gastons Nichte könne ihn wiedererkennenund als unerwünschten Mitwisser ihrer Geheimnisse aus dem Weg räumen wollen. Doch auch die anderen Mitglieder der Gruppe waren froh, dass ihnen eine weitere Begegnung mit der intriganten Dame erspart blieb.
Während Tilla und Sebastian sich zu der ihnen versprochenen Kammer bringen ließen, wurde auch der Rest ihrer Begleiter aus dem Saal geführt und in die Badekammer geleitet, in der die Bademägde sie schon mit allem Notwendigen erwarteten. Als sie frisch gewaschen und gekleidet an der Tafel des Grafen Platz nahmen, spürte Starrheim den Druck seiner Lenden so schmerzhaft, dass er seinen Gastgeber am liebsten gebeten hätte, ihm und Blanche ebenfalls eine Kammer zuweisen zu lassen. Doch dies vor der Hochzeit zu tun, die Gaston von Béarn ihnen ausrichten wollte, hätte einen hässlichen Missklang erzeugt und Gaston Fébus vielleicht sogar veranlasst, sein Wort zurückzunehmen.
Tilla und Sebastian bekamen nichts mehr von Starrheims Qualen mit, denn sie folgten dem Diener in die Kammer und warteten, bis der herbeigeschaffte Zuber mit warmem Wasser gefüllt war und köstlich duftende Seifen und Essenzen ebenso für sie bereitgestellt worden waren wie ein kräftigendes Mahl.
Kaum hatten die Knechte und Mägde die Kammer verlassen, trat Sebastian an die Tür und schob den Riegel vor. Danach riss er sich hastig die Kleider vom Leib und präsentierte sich Tilla so nackt, wie seine Mutter ihn geboren hatte.
Tilla hatte ihn schon öfter unbekleidet gesehen, doch anders als an den Brunnen während der Reise ragte sein Glied aufreizend nach vorne und sie spürte, dass er am liebsten sofort über sie hergefallen wäre. Mit strenger Miene wies sie auf den Zuber. »Marsch, hinein, du Schmutzfink. Du glaubst doch nicht, dass ich dich so an mich heranlasse.«
Sebastian seufzte ein wenig, gehorchte aber ihrer Aufforderungund bat sie, ebenfalls ins Wasser zu kommen. Obwohl Tilla sich unterwegs wenig dabei gedacht hatte, sich auszuziehen, genierte sie sich jetzt und so fielen ihre Hüllen etwas zögerlich. Doch gerade das reizte Sebastian noch mehr. Als sie endlich zu ihm in den Zuber stieg, packte er sie und wollte sie an sich ziehen, um sie auf diese Weise zu nehmen.
Doch sie klopfte ihm auf die Finger. »Nicht so hastig, mein Lieber. Männer, die sich nur von ihrer Gier leiten lassen, tun den Frauen weh oder verletzen sie gar.«
Eine dunkle Röte schoss über Sebastians Gesicht. »Denkst du dabei an deinen Mann und an das, was dieser mit dir getan hat?« Er erinnerte sich durchaus an die Gerüchte, die über Veit Gürtler im Umlauf gewesen waren, und erriet, dass Tilla in ihrer Hochzeitsnacht schreckliche Erfahrungen gemacht hatte.
Er zwang sich zu einem Lächeln und streckte seine Hand aus, um ihr über die Wange zu streichen. »Hab keine Angst vor dem, was kommt, mein Schatz. Du wirst dich über mich nicht zu beklagen haben.«
Er hielt Wort und als die beiden eine Weile später eng umschlungen nebeneinander lagen, dachte Tilla mit einem wohligen Schauder, dass das angenehme Gefühl, welches sie mit Aymer de Saltilieu empfunden hatte, nur ein leichter Vorgeschmack auf die Freuden der Ehe mit einem geliebten Mann gewesen war.
VIII.
Zwei Tage später konnte Rudolf von Starrheim seiner jungen Braut beweisen, dass seine Männlichkeit sehr wohl in sie hineinpasste, ohne mehr Schaden anzurichten, als Gefühle in ihr auszulösen, die sie niemals erwartet hatte.
Gaston Fébus lud seine Gäste
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