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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wird kein ehrlicher Mann sie mehr heiraten wollen. Dafür fordere ich Gerechtigkeit.«
    »Und wie soll die aussehen?« Sebastian hoffte, der andere würde sich mit Geld zufriedengeben.
    Sein Gegenüber wiegte nachdenklich den Kopf. »Meine Tochter braucht einen Mann. Einer der Kerle soll sie heiraten und gut behandeln, dann bin ich zufrieden.«
    Das war eine Entwicklung, die Sebastian wenig gefiel, denn es mochte sein, dass die Bayern sich sträuben und es doch auf einen Kampf ankommen lassen würden. Als er jedoch in die Gesichter der Leute um ihn herum schaute, wusste er, dass diese keine andere Lösung akzeptieren würden. Mit einem kastilischen Fluch, den die anderen zum Glück nicht verstanden, wandte er sich wieder seinem Vaterhaus zu.
    »Habt ihr verstanden, was eben gesagt wurde? Dieser Mann hier fordert Genugtuung für das, was ihr seiner Tochter angetan habt. Wählt einen von euch aus, der sie heiraten und hier in der Stadt bleiben wird! Dann kann der Rest meinetwegen verschwinden. Entscheidet euch rasch, denn ich werde mein Angebot nicht lange aufrechterhalten.«
    Es dauerte einige Augenblicke, bis er Antwort erhielt. »Ist das Euer letztes Wort?«
    »Ja!«
    »Wir werden darum würfeln, wen es treffen soll.« Man konnte hören, dass der Sprecher der Bayern aufgegeben hatte und nun hoffte, dass nicht er es sein würde, der heiraten musste.
    Sebastian war mehr als erleichtert, dass ihm der Sturm auf das Haus seines Vaters erspart geblieben war, und forderte die vor dem Tor versammelte Menge auf, Platz zu machen. Dann befahl er den Söldnern, herauszukommen.
    Das Hoftor schwang zögerlich auf und der erste Söldner streckte vorsichtig den Kopf heraus. Als er sah, dass ihm niemand ans Leder wollte, wurde er mutiger und winkte seinen Kameraden,ihm zu folgen. Einige Leute hatten unterdessen zwei Schragen und ein Brett geholt, aus denen sie einen primitiven Tisch zusammenstellten, und ein weiterer brachte einen Lederbecher und mehrere beinerne Würfel herbei. Diese mussten jedoch nicht in Aktion treten, denn einer der Söldner winkte mit einer heftigen Handbewegung ab.
    »Was soll’s! Ich nehme das Mädchen. Ich würde auch sonst nur ein Weib bekommen, das angefangen vom Hauptmann bis hin zum letzten Rekruten die Schwänze der ganzen Kompanie in sich gespürt hätte. Da ist mir ein braves Ding, das gegen ihren Willen auf den Rücken gezwungen wurde, alleweil lieber. Keine Sorge, ich werde sie gut behandeln! Ich brauche nur eine Möglichkeit, mir mein Brot in eurer Stadt verdienen zu können.«
    Sebastian musterte den Mann, der die dreißig bereits einige Jahre überschritten haben musste. Er hinkte leicht, was wohl von einer früheren Verletzung kam, und wirkte nicht wie ein Lump. Seine Kameraden rückten jetzt ein wenig von ihm ab und steckten die Köpfe zusammen, dann nahm der Erste von ihnen seinen Geldbeutel ab, trat an den Tisch und schüttete etwa die Hälfte des Inhalts darauf.
    »Hier, alter Freund, du sollst nicht als Bettler hierbleiben.« Die anderen Söldner folgten seinem Beispiel. Auch wenn nicht alle so reichlich gaben wie der Erste, so kam doch ein hübsches Sümmchen zusammen, bei dem der Vater des Mädchens sich die Lippen leckte. Er stellte sich jetzt neben den Mann, der sich freiwillig als Schwiegersohn gemeldet hatte, und musterte ihn eindringlich.
    »Du warst doch gar nicht bei den Schweinen dabei, die meiner Kleinen das angetan haben!«
    Der Söldner zuckte nur mit den Schultern. »Macht das was?« »Nein, eigentlich nicht«, antwortete der andere verblüfft.
    Sebastian trat neben den Söldner und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du wirst hier schon dein Auskommen finden, sei es als Türmer oder Nachtwächter, das verspreche ich dir.«
    »Mach’s gut, alter Knabe!« Der Anführer der Bayern blieb kurz vor dem Freiwilligen stehen und umarmte ihn. Dann sah er Sebastian mit einem etwas entsagungsvollen Lächeln an. »Unser Karl wird Euch keine Schande machen, Herr, und dem Mädchen auch nicht. Übrigens ist keiner von denen unter uns, die ihr Gewalt angetan haben. Die hatten alle Dienst bei den Stadttoren oder im Haus des Bürgermeisters, äh, Otfried Willingers.«
    »Das ist gut!« Sebastian nickte zufrieden und gab dem anderen den Befehl, mit seinen Leuten abzurücken. Die letzten Worte des Bayern, aber auch die Freizügigkeit, mit der sie ihren zurückbleibenden Kameraden versorgt hatten, brachte die Bürger dazu, freundlicher von den Söldnern zu denken und sie ungehindert und ohne

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