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Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Titel: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Dampf, der von seinem Espresso aufstieg, und Sara hin und her.
    »Hast du Freunde?«, fragte sie.
    »Im Augenblick habe ich niemanden, den ich als Freund bezeichnen könnte.«
    Die vier in Nagoya waren seine einzigen wahren Freunde gewesen. Danach war Haida, wenn auch nur für kurze Zeit, so etwas wie sein Freund gewesen. Sonst niemand.
    »Fühlst du dich nicht einsam, so ganz ohne Freunde?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Tsukuru. »Selbst wenn ich welche hätte, ich glaube nicht, dass ich mich ihnen offen anvertrauen könnte.«
    Sara lachte. »Frauen brauchen das bis zu einem gewissen Grad. Natürlich sind solche vertraulichen Gespräche nur ein Teil der Funktion von Freundschaften.«
    »Natürlich.«
    »Möchtest du vielleicht einen Happen von meinem Soufflé? Es ist sehr gut.«
    »Nein, es gehört bis zum letzten Bissen dir.«
    Sara verzehrte genüsslich den Rest, legte die Gabel auf den Teller und tupfte sich die Mundwinkel gründlich mit der Serviette ab. Nachdem sie einen Moment überlegt hatte, schaute sie Tsukuru über den Tisch hinweg in die Augen.
    »Was meinst du, wollen wir zu dir gehen?«
    »Natürlich«, sagte Tsukuru. Er hob die Hand und bat den Ober um die Rechnung.
    »Handball hast du also gespielt«, sagte er.
    »Ich möchte nicht darüber sprechen«, sagte Sara.
    Sie gingen in Tsukurus Wohnung, um miteinander zu schlafen. Er war froh, dass Sara diese Nähe wieder zuließ. Sie küssten sich auf dem Sofa und zogen dann ins Bett um. Unter ihrem mintgrünen Kleid trug sie knappe schwarze Spitzenunterwäsche.
    »Hat dir die deine Mutter gekauft?«, fragte Tsukuru.
    »Quatsch«, sagte Sara und lachte. »Die habe ich mir natürlich selbst gekauft.«
    »Du hast ja auch keine Pickel mehr.«
    »Natürlich nicht.«
    Ihre Hand umschloss zärtlich Tsukurus harten Penis.
    Doch als er kurze Zeit später in sie eindringen wollte, fehlte ihm die Festigkeit. Das passierte ihm zum ersten Mal. Es verstörte und verunsicherte ihn. Alles um ihn herum wurde so seltsam ruhig, dass er das Pochen seines Herzens in den Ohren hörte.
    »Mach dir nichts daraus«, sagte Sara und streichelte seinen Rücken. »Halt mich einfach im Arm. Ohne dir überflüssige Gedanken zu machen.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Tsukuru. »Die ganze Zeit habe ich mir nichts anderes gewünscht, als mit dir zu schlafen.«
    »Vielleicht waren deine Erwartungen zu hoch. Aber ich bin glücklich, dass du so ernsthaft an mich denkst.«
    Die beiden hielten sich lange in den Armen und streichelten einander, aber Tsukuru wurde nicht mehr hart genug. Irgendwann wurde es Zeit für Sara, nach Hause zu gehen. Schweigend zogen sie sich an, und Tsukuru brachte sie zum Bahnhof. Unterwegs entschuldigte er sich für sein Versagen.
    »Das spielt überhaupt keine Rolle. Also mach dir keine Gedanken«, beruhigte ihn Sara und nahm seine Hand. Ihre Hand war klein und warm.
    Ich muss etwas sagen, dachte er, aber ihm fiel nichts ein. Er vergewisserte sich nur, wie Saras Hand sich anfühlte.
    »Wahrscheinlich bist du verunsichert«, sagte Sara. »Du warst in Nagoya, hast mit den alten Freunden gesprochen, die du ewig nicht gesehen hattest, und alles Mögliche erfahren. Du bist gefühlsmäßig durcheinander. Wahrscheinlich sogar mehr als das.«
    Sicherlich war er verwirrt. Er hatte eine lange verschlossene Tür aufgestoßen und sich mit einem Mal mitten in einer Verwehung von Umständen befunden, vor denen er bisher die Augen verschlossen hatte. Völlig unvorhergesehene Umstände, für die er noch keine Ordnung und keinen Platz hatte finden können.
    »Etwas steckt noch in dir fest, von dem du nicht überzeugt bist. Und das blockiert den natürlichen Fluss deines Ichs«, sagte Sara.
    Tsukuru dachte nach. »Du meinst, meine Zweifel haben sich durch die Reise nach Nagoya noch nicht vollständig geklärt?«
    »Ja, aber das ist nicht mehr als ein Gefühl«, sagte Sara und überlegte mit ernster Miene. »Gerade weil sich einige Dinge geklärt haben, sind die Lücken, die geblieben sind, womöglich umso bedeutender geworden«, fügte sie hinzu.
    Tsukuru seufzte. »Ich hoffe, ich habe keinen Deckel geöffnet, den ich nicht hätte öffnen sollen.«
    »Das geht vorüber«, sagte sie. »Vielleicht ist das so etwas wie ein vorübergehender Rückschlag. Wenigstens bist du der Lösung einen Schritt näher gekommen. Das ist das Wichtigste. Wenn du weitermachst, findest du bestimmt die richtigen Teile, um die Lücken zu schließen.«
    »Aber das dauert vielleicht sehr lange.«
    Sara

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