Die Pinabriefe
Nachbarin meint Henriettas Mama, »du gehst wieder rauf und passt auf, dass die Kleine nicht stört!«
»Was kann ich reparieren?« Henriettas Vater will auch helfen. Die Nachbarin sieht ihn an und schiebt ihn durch den Flur Henriettas Mama hinterher. »Sie gehen am besten mit rauf. Ich denke, da gibt es jede Menge zu tun!«
Dann schließt sie die Tür, und jeder repariert, so gut er kann.
8. KAPITEL. DER LETZTE BRIEF
»Fertig! « Franz und die Nachbarin staunen über ihr Werk. Eine reparierte Pina in abenteuerlichem Goldmantel.
»Wie neu!«, sagt die Nachbarin stolz. »Wenn man von den Narben da und dort absieht!«.
»Narben gehören zum Leben!«, sagt Franz und lächelt.
»Sie können es doch in einem Brief erklären. Vielleicht ein Kampf mit den Regenbogenfressern«, schlägt die Nachbarin vor. Franz nickt.
Draußen dämmert es bereits. Die dicke Nachbarin gähnt zufrieden.
»Also dann«, sagt Franz. »Gehen Sie schlafen. Ich schreibe den Brief. Gute Nacht!« Er reicht der Nachbarin die Hand, hält sie lange fest und sieht ihr dabei in die Augen.
Jetzt lächelt die Nachbarin: »Sehen wir uns zum Frühstück bei mir?« Franz zögert, dann nickt er noch einmal, und die Nachbarin gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Franz der Herzmeister nimmt sich ein kariertes Blatt Papier, einen Füllfederhalter und beginnt zu schreiben.
Franz hält den Stift in der Hand, liest den Brief noch einmal und freut sich. Draußen zwitschern schon die Vögel. Er schaut auf seinen Schreibtisch, nimmt die reparierte Pina auf den Arm und zeigt ihr den Brief. »Na, gefällt dir das Ende der Geschichte?« Dann will er nur für einen Moment die Augen schließen und schläft mit der Puppe auf dem Arm ein.
9. KAPITEL, DAS VON EINEM GUTEN ENDE ERZÄHLT
Es ist Sonntag. Henrietta wacht früh auf. Sie packt den Storch am Flügel und geht ins Wohnzimmer. Dort schläft ihr Papa auf dem Sofa! Im Sessel daneben sitzen die falschen Pinapuppen. Mama schläft auch, aber im Schlafzimmer.
Henrietta geht ganz nah an das Gesicht ihres Vaters. Jetzt hat sie ihn vier Wochen nicht gesehen, und von nahem sieht es so aus, als wäre er größer geworden! Zumindest sein Bart ist gewachsen, denkt Henrietta und findet es gut, dass er geblieben ist.
Dann geht sie zurück in ihr Zimmer, zieht sich an und sucht nach neuer Post. Wohnungstür auf, Fußmatte hoch, Klingelknopf, Fehlanzeige. Der Postkasten! Henrietta läuft die Treppen hinunter. Kasten leer. Kein Wunder, ist ja Sonntag heute!
Henrietta und der Storch sitzen auf der Treppe zum Hof und überlegen, was sie tun können. »Wir sollten auch wegfliegen, was hältst du davon, Storch? Kannst du mich nicht zu Pina bringen, ich mach mich auch ganz leicht!« In diesem Moment knarrt die Wohnungstür des Hausmeisters. »Huch, die steht ja offen! Komm Storch, wir fragen den Franz, vielleicht baut der uns eine Flugmaschine oder so!«
Henrietta und der Storch gehen vorsichtig in die fremde Wohnung.
»Hallo?«
Es ist still. Aber irgendetwas brummt wie ein Bär auf Urlaub. Sie gehen durch den Flur, und da sehen sie Franz mit dem Rücken zu ihnen auf dem Stuhl sitzen. Er schnarcht. Sie schleichen um ihn herum. Henrietta schaut auf den Schreibtisch und entdeckt das karierte Papier, die Regenbogenfarben und einen neuen Pinabrief! Sie erkennt Pinas Handschrift und sieht den Füllfederhalter in Franz' Hand. Und auf seinen Armen sitzt noch eine Pina! Diesmal in einem goldenen Kleid!
Das darf doch nicht wahr sein. Diese Pina sieht aus wie ihre Pina, wenn die Narben nicht wären, und überhaupt ist sie ziemlich verbeult, aber das Kleid ist witzig.
»Pina?«
Henrietta streckt die Hand nach ihr aus.
»Pina!«
Franz wacht auf.
»Was?«
Henrietta erschrickt. Sie sieht Franz an, der die Puppe festhält. »Ja, spielt ihr denn jetzt alle mit Puppen?«
Franz reibt sich den Schlaf aus den Augen. »Aber Henrietta! Das ist doch deine Pina! Sie ist zurückgekommen, zurück von ihrer Reise, ich habe sie nur, ich habe sie ...«
»Gestohlen!«, ruft Henrietta. »Du hast mir meine Pina gestohlen! Sie ist vom Balkon gefallen, du hast sie gefunden, und weil du so alleine bist, hast du sie behalten!«
»Ich?«
»Sie war die ganze Zeit bei dir! Und du hast mir nur Briefe geschrieben, damit ich es nicht merke!«
Franz ist ziemlich durcheinander:
»Aber nein,
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