Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
Vom Netzwerk:
immer mehr dem Rand der Plastikmasse näherte.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Schaumrand den braunen Belag berührte. Gerrard beugte sich erwartungsvoll vor, jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Die Blasen fielen nicht zusammen, als sie sich über die braune Plastikschicht ausbreiteten.
    Wright blickte Gerrard von der Seite an, auf seinen dünnen Lippen war die Andeutung eines Lächelns. Scanion saß schweigend da, nur die vorgeschobenen Lippen verrieten seine Konzentration. Buchan, undurchdringlich wie immer, paffte seine Pfeife.
    Die Schäumung dauerte an und schien sich sogar noch zu beschleunigen. Gerrard fluchte leise vor sich hin. Sie waren sich alle bewußt, daß hier unter dem Glas das Schicksal einer ganzen Stadt, vielleicht sogar der ganzen zivilisierten Welt auf dem Spiel stand. Als die drei sich übers Glas beugten, sahen sie mit ihren von unten beleuchteten Gesichtern im Halbdunkel des Laborraums wie mittelalterliche Hexenmeister aus.
    Plötzlich stieß Gerrard einen Schrei aus: »Es wird langsamer! Ich bin ganz sicher! Da, seht ihr? – Es hat sich deutlich verlangsamt.«
    Die beiden anderen starrten neugierig in die Schüssel. Die Blasenlinie am Rand der sich ausbreitenden Bakterienkultur war dünner geworden, die Bewegung des Randes kam zum Stillstand; platzende Blasen wurden nicht mehr durch frische ersetzt.
    Endlich hatte sich der Mutant 59 in der Schüssel zu Tode gefressen. In seinem Vormarsch auf der Suche nach neuer Nahrung hatte der Mutant durch seine Zellwände Polyaminostyren-Moleküle aufgenommen – wie immer. Doch diesmal gab es einen Unterschied. Während die Moleküle Teil der inneren Zellstruktur wurden, wurde das Zyanid freigesetzt und vergiftete wesentliche Enzym-Systeme, bis die von Ainslie handgeschneiderte biochemische Perfektion des Mutanten ruiniert war.
    »Wir haben nur ein halbes Gramm hergestellt«, sagte Wright. »Da draußen liegt aber eine ganze Stadt, die Tonnen von dem Zeug braucht.«
    Gerrard war außer sich vor Freude und Erleichterung: »Ich weiß. Wir werden den Neoplas-Leuten die Massenproduktion anbieten. Sie haben alle notwendigen Anlagen. Dann bringen wir es über das ganze Gebiet. In die Tunnels, in die Kloaken – es wird wie Rattengift wirken.« Er ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen. Nun, da sie es geschafft hatten, überkam ihn totale Erschöpfung.
    Scanion sah ihn prüfend an: »Wir müssen noch einen Feldtest machen. Wir müssen eine Stelle finden, die eben erst befallen worden ist, und sehen, ob es auch da wirkt.«
    »Sie haben recht«, sagte Gerrard. »Tun wir es gleich.« Er wandte sich an Wright: »Wieviel können Sie in den nächsten – nun, sagen wir – sechs Stunden herstellen?«
    Wright überlegte kurz, dann erwiderte er: »Mit der Ausrüstung, die wir hier haben – etwa dreihundert Gramm.«
    »Damit läßt sich nicht viel anfangen«, sagte Scanion.
    »Wenn wir es verdünnen könnten – mit einem ätherischen Lösungsmittel, und dann vielleicht versprühen«, erwiderte Gerrard. »Das Lösungsmittel würde verdunsten und das Zeug steht dem Mutanten zur Verfügung.« Er wandte sich an Scanion: »Lassen Sie sich mit Neoplas verbinden, die sollen sich mit ihren Anlagen auf Massenfabrikation einstellen.«
    Er wandte sich an Wright: »Wir brauchen jetzt jedes Gramm, das sie zusammenbrauen können. Ich setze mich inzwischen mit der Einsatzleitung in Verbindung und teile den Leuten mit, daß wir dem Mutanten Schach geboten haben. Dann müssen wir uns kümmern, ob ausreichend Lösungsmittel zur Verfügung stehen – ich denke dabei an Toluene –, um eine Aufschwemmung herzustellen, die sich sprühen läßt.«
    Er unterbrach sich einen Augenblick und sah noch einmal in die Schüssel, um sich zu vergewissern.
    Nun war auch die letzte Blase verschwunden. »Verdammt noch mal, es hat wirklich gewirkt!« Buchan machte zum erstenmal den Mund auf: »Was wollen denn Sie jetzt noch? – Den Nobel-Preis?«
     

18.
     
    Die Luft in dem großen unterirdischen Kontroll-Komplex roch feucht und abgestanden. Drei der vier riesigen Ventilatoren, die die Tunnelgange und Betonhallen belüfteten, waren abgeschaltet worden, da sie Luft aus dem infizierten Gebiet ansaugten und die Gefahr bestand, die Infektion durch das System noch weiter zu verbreiten. Der vierte Ventilator, der hinter einem Schutzgitter jenseits der Gefahrenzone stand, arbeitete zwar mit voller Kraft, konnte aber nur soviel Frischluft ansaugen, um das Sicherheitsminimum

Weitere Kostenlose Bücher