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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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nicht heben.
    »Tut mir leid, ich schaff’s nicht.«
    Purvis schob ihn grob zur Seite. »Lassen Sie mich mal ran!« Er nahm den Arm des Bahnhofsvorstehers, legte ihn sich um den Nacken, griff nach seiner Hand und zog ihn hoch.
    Wendy war kreidebleich im Gesicht und hielt sich ein Taschentuch vor die Nase. Anne band sich ihren Schal vor den Mund. Sie setzten sich in Bewegung, Hardy nahm die Lampe und wies ihnen den Weg.
    Im immer dichter werdenden Rauch tasteten sie sich den Tunnel entlang und ließen die Kreuzung hinter sich. Anne ging hinter Gerrard und versuchte, den Bahnhofsvorsteher stützen zu helfen.
    »Luke!« Sie berührte ihn am Arm.
    »Was ist?«
    »Der Zug! Was passiert, wenn er den Tunnel herunterrollt? Gibt es dann einen Ausweg?«
    Gerrard drehte sich nach ihr um. »Ich habe ein oder zwei Verbindungswege zwischen den Tunnels gesehen, Holden nannte sie Wetterlöcher. Dort müßten wir uns in Sicherheit bringen.«
    »Wo in Gottes Namen sind die zwei denn hin?« sagte Purvis. Sie waren nun ungefähr dreihundert Meter die Tunnelkurve entlanggegangen, aber von Slayter und Holden war immer noch nichts zu sehen.
    »Kann nicht mehr weit bis zum nächsten Bahnhof sein«, sagte Gerrard.
    Plötzlich stieß Hardy einen Schrei aus, blieb stehen und richtete seine Lampe auf etwas, das sich vor ihm bewegte. Im schwachen Licht der Stablampe taumelte etwas die Schienen entlang auf sie zu … etwas kaum noch Menschliches – auf allen vieren. Das Wesen hob sein Gesicht ins Licht der Lampe. Es war Slayter. Er brach neben den Schienen zusammen.
    Gerrard und Purvis lehnten den Bahnhofsvorsteher gegen die Tunnelwand, und Gerrard stolperte zu Hardy, der wie versteinert dastand und in den Lichtkreis seiner Lampe starrte. Gerrard riß ihm die Lampe aus der Hand und bückte sich. Slayter sah aus wie eine Leiche. »Schnell«, sagte Gerrard. »Ich muß ihn wieder zum Atmen bringen.«
    Mühsam rollte er Slayter auf den Rücken, fühlte nach seinem Puls und stieß ihm dann die Hände gegen die Brust. Rhythmisch begann er den Atem in den Brustkorb des Bewußtlosen zu pressen. Nach einer halben Minute hielt er inne, beugte sich über ihn und lauschte vor Slayters Nase und Mund nach Atemgeräuschen. Wieder machte er sich ans Werk, und schließlich, nach ungefähr vier Minuten, zeigte Slayters Brust ein konvulsivisches Zucken und verfiel wieder in den Rhythmus des normalen Atmens.
    Gerrard lehnte sich erschöpft zurück. Purvis war neben ihm und reichte ihm etwas. »Vielleicht nützt das was.« Gerrard griff danach. Es war eine metallene, lederbezogene Taschenflasche. Er führte sie Slayter an den Mund. Einen Augenblick lang war keine Reaktion zu bemerken, aber dann spuckte und würgte er, öffnete seine Augen. Als er sich zu bewegen versuchte, winselte er vor Schmerzen.
    »Können Sie sprechen?« Gerrard stützte ihn auf. »Was ist passiert?«
    Slayter sah ihn erschöpft an. »Ich weiß nicht. Die Gleise weiter vorn … sie sind blockiert … zum Teil.«
    »Wo ist Holden?« sagte Gerrard.
    »Er versuchte durchzukommen und ist zusammengebrochen … habe versucht ihn rauszuholen … schaffte es nicht.«
    Slayters Augen schlossen sich wieder, er lehnte sich gegen die Schiene und atmete schwer.
    »Ich muß hin und nachsehen«, sagte Gerrard.
    »Ich komme mit Ihnen.«
    Purvis stand auf, und sie setzten sich in Marsch. Sie gingen den Stollen entlang. Vor ihnen neigte sich der Tunnel abwärts. Im Licht der Lampe konnten sie die verbogenen gerippten Eisensegmente der Decke sehen, die über die Gleise geschleudert worden waren. Die Erde drüber war heruntergebrochen und blockierte den Tunnel. Zwischen den gebogenen Eisenstücken war nur ein enger Durchgang geblieben. Aus dem Trümmerhaufen sickerte Wasser. Der Anblick der eingebrochenen nackten Erde wirkte entnervend.
    »Mein Gott, wie tief sind wir denn?« rief Purvis.
    »Wie Holden sagte, ungefähr zwanzig Meter«, antwortete Gerrard. »Über uns befindet sich nur eine Etage, und zwar die der ›Metropolitan-Line‹. Die Explosion muß sich dort ereignet haben.«
    Die beiden Männer sogen die Luft in langen, zitternden Atemzügen ein.
    Gerrard leuchtete mit der Lampe in den engen Durchgang, den die verformten Tunnelsegmente gebildet hatten.
    »Da muß er drin sein.«
    Purvis nahm etwas aus der Tasche. Im Strahl der Lampe konnten sie ein hosenbekleidetes Bein sehen, das aus dem zusammengebrochenen Tunnel hervorragte. Gerrard hörte hinter sich das leise Geräusch eines Streichholzes.
    Zornig

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