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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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sagte Gerrard. »Hier ist es kühler …«
    Anne zitterte. »Da unten ist es jetzt wie in einem Backofen«, sagte sie. »Besteht wirklich die Gefahr, daß uns der Sauerstoff ausgeht?«
    »Das Feuer wird soviel Sauerstoff verbrauchen, wie es eben braucht …«, sagte Gerrard. Dann biß er sich auf die Lippen.
    Wenn du schon Spekulationen anstellen mußt, sagte er sich, dann behalte sie für dich.
    Anne sah ihn erstaunt an. »Weiter«, sagte sie.
    Gerrard schüttelte müde den Kopf: »Unwichtig.«
    »Ich lasse mich nicht wie eine Idiotin behandeln. Also bitte, sagen Sie mir, was Sie damit meinen!«
    »Ich habe ja nichts gesagt«, antwortete Gerrard gereizt.
    »Schon gut«, sagte Anne. Sie drehte sich um und biß sich auf die Knöchel. Gerrard starrte vor sich hin und zuckte die Schultern.
    Anne trat unruhig von einem Bein aufs andere. »Ich gehe wieder nach unten. Hier zieht es mir zu sehr.«
    Gerrard war zu erschöpft, um zu streiten. Sie ging die Treppe hinunter.
    Erstaunlich, dachte Gerrard. Die ganze Zeit, während es wirklich gefährlich war, hat sie kaum mit der Wimper gezuckt. Nun, daß es nur noch darauf ankommt, zu sitzen und zu warten, geht ihr alles, was ich sage, gegen den Strich. Es zieht? Woher soll es denn hier ziehen? Moment mal! Er blickte auf die Tunnelwand gegenüber. Da war tatsächlich ein Luftzug! Er spürte ihn auf seiner Hand.
    Er benetzte seinen Zeigefinger und hielt ihn in die Höhe. Auf der Seite, die der Mauer zugewandt war, wurde der Finger kalt. Er nahm die Stablampe und machte sich auf die Suche. Es war eine grob gemörtelte Mauer, wahrscheinlich um die Jahrhundertwende gebaut. Der Mörtel zwischen den grauen Ziegelsteinen war zu pulverigem Kalk zerbröckelt. Der Staub der Jahrzehnte, Spinnweben und ein weißlicher Kalksteinrückstand vom Sickerwasser bedeckte die Oberfläche. Gerrard ließ den Lichtstrahl über die Mauer wandern und suchte nach einer Ritze.
    Früher mußte hier auch einmal eine Tür gewesen sein. Wo sie zugemauert worden war, hatten die Ziegelsteine eine geringfügig andere Färbung. Unten, fast über dem Boden, fand Gerrard eine Stelle, an der ein Stein fehlte. Gerrard bückte sich und blickte im Schein der Stablampe durch die Lücke. Der Durchlaß war nur mit einer einfachen Lage Ziegelsteinen zugemauert worden, auf der anderen Seite konnte Gerrard einen Gang ausmachen. Die Luft, die ihm ins Gesicht wehte, war kalt und – verglichen mit der abgestandenen Luft in der Kammer unten – sehr frisch. Es konnte nicht schwer sein, die Mauer zu durchbrechen. Vielleicht …
    Er merkte auf einmal, daß Anne neben ihm hockte.
    »Ich habe mich benommen wie eine Kuh«, sagte sie. »Es tut mir leid. Es ist alles nur, weil …«
    Gerrard winkte ab. »Vergessen«, sagte er. »Aber sehen Sie einmal hier!«
    Anne bückte sich und starrte durch die Lücke. »Kommen wir hier durch?«
    »Ich habe unten zwei Spitzhacken gesehen. Schläft Slayter noch immer?«
    »Ja.«
    Gerrard blickte auf seine Uhr. »Seit zwanzig Minuten, stimmt’s?«
    »Ungefähr«, sagte Anne.
    »Wir geben ihm noch eine Viertelstunde, dann wecken wir ihn. Ich fange schon mal an.«
    Gerrard holte die beiden Spitzhacken, spuckte sich in die Hände – dann sah er sich nachdenklich seine Hände an. Es war lange her, seit er zum letzten Male mit einer Spitzhacke und einer Schaufel gearbeitet hatte. Er hob die Hacke und schwang sie gegen die Mauer.
    Beim ersten Schlag löste sich eine Wolke von Staub und Splittern, die ihm in die Augen schossen. Gereizt schlug er erneut zu und trieb die Spitzhacke mit aller Macht in das Mauerwerk hinein. Diesmal belohnte ein splitterndes Krachen seine Anstrengung, ein halbes Dutzend Mauersteine löste sich und purzelte in den versperrten Tunnel hinein. Neben ihm wollte Anne eben einen anderen Teil der Mauer in Angriff nehmen. Sie hatte die Spitzhacke schon erhoben, als Gerrard ihr in den Arm fiel.
    »Halt! Ich will Sie nicht mit einem Loch im Fuß raustragen müssen.« Mit festem Griff nahm er ihr die Hacke aus der Hand und lehnte sie an die Seitenwand.
    »Ach, Scheiße!« Anne trat wütend ein paar Schritte zurück und sah ihm zu, wie er die Spitzhacke in die Mauer schlug. Diesmal brach so viel Mauerwerk heraus, daß er fast mit durch das Loch flog. Anne lachte laut.
    »Was ist das für ein Radau?« Slayter war hinter ihnen aufgetaucht. »Wie, zum Teufel, soll ein Mensch ruhig schlafen können, wenn hier so ein Krach gemacht wird?«
    Gerrard befreite sich aus dem Schutt und kam aus einer

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