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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Staubwolke zum Vorschein. »Na?« sagte er.
    Slayter griff nach der Lampe und leuchtete durch die Öffnung. Ein Gewölbebogen wurde sichtbar, und dahinter finstere Leere.
    »Ein Labyrinth«, sagte Anne.
    Slayter nahm die zweite Spitzhacke und gemeinsam vergrößerten sie das Loch, bis man durchklettern konnte. Die frischere Luft wirkte belebend.
    »Fast so gut, daß man wieder atmen kann«, sagte Slayter und füllte sich die Lungen.
    »Aber modrig«, sagte Anne und schauderte. »Wie aus einem Grab.«
    »Kann gar nicht anders riechen«, sagte Slayter. »Ist ja ewig zugemauert gewesen. Ungefähr …« Er betrachtete sich das Mauerwerk … »dreißig oder vierzig Jahre mindestens, würde ich schätzen.«
    »Ist das noch gesunde Luft? Ich habe einmal etwas von eingeschlossenen Gasen in stillgelegten Kalkbrennöfen gelesen …«
    »Wir haben keine Wahl«, sagte Gerrard. »Jetzt gehen wir unsere Sachen holen.«
    Sie stiegen wieder in den großen Raum hinunter. Unter dem Arbeitsmaterial befand sich eine Klempnertasche, Anne packte hinein, was an Essen und Wasser noch übrig war.
    Slayter nahm ein paar Werkzeuge mit, steckte sich einen großen Schraubenzieher und eine Mehrzweckzange in den Gürtel. Gerrard kletterte noch einmal zu dem Bahnhofsvorsteher hinauf.
    Der alte Mann lag in tiefem Schlaf und keuchte schwer. Auf seinem Gesicht stand Schweiß. Offensichtlich wütete das Feuer noch immer auf der ersten Sohle, aber der Rauch hatte sich jetzt etwas verzogen. Gerrard fühlte dem Schlafenden den Puls und kletterte dann wieder zu den anderen hinunter.
    Sie warteten an der Tür zum anderen Tunnel. Als er an Wendy vorbeikam, sah er, daß die Leiche nicht mehr mit seiner Jacke zugedeckt war, sondern mit einem alten Segeltuch.
    Anne stand an der Tür und wartete mit seiner Jacke in der Hand. Ohne ein Wort zu sagen, reichte sie sie ihm. Irgendwie rührte ihn diese Geste. Zu dem toten Mädchen zurückzugehen und ihr die Jacke zu nehmen, mußte sie einiges an Überwindung gekostet haben, aber sie hatte sich wohl überlegt, daß er es selbst nicht getan hätte – und er würde das Kleidungsstück vielleicht noch nötig brauchen.
    Gerrard knipste die Stablampe an, dann zwängten sie sich durch das enge Loch und gelangten in einen großen Tunnel. In dem nun allmählich immer schwächer werdenden Schein der Stablampe sahen sie, daß hier keine Schienen mehr lagen, nur alte morsche Schwellen unter einer dicken Staubschicht. Die Luft schien hier seit Jahren stillgestanden zu haben.
    »In welcher Richtung gehen wir nun?« fragte Anne.
    »Hier kommt irgendwo ein leichter Luftzug her. Also da lang«, sagte Gerrard und wies den Weg. Sie gingen in die Richtung, die er gewiesen hatte, dem Luftzug entgegen. Der Tunnel verlief zuerst gerade und leicht bergab und beschrieb dann eine Kurve. Sie marschierten weiter und stießen auf ein verbogenes und verrostetes Eisengitter, das wie ein Gefängnisgitter aussah. Gerrard riß an einem Gitterstab: er gab nach und zerbröckelte unter seinem Griff. Schnell brach er noch drei Stäbe heraus und leuchtete in die Dunkelheit dahinter.
    »Kann nichts sehen«, sagte er, aber seine Stimme erzeugte ein Echo wie aus einem riesigen Raum. »He!« rief er –, wieder das Echo.
    Er zwängte sich durch das Gitter, tastete sich vorsichtig mit kleinen Schritten vorwärts; die anderen folgten.
    »Was kann das nur sein?« flüsterte Anne. Auch das Flüstern rief ein Echo hervor. Dann erkannten sie im Schein der Stablampe, daß sie sich in einem U-Bahnhof befanden. Aber es war ein alter Bahnhof, verfallen und verödet.
    Sie stellten sich längst dahingegangene Fahrgäste vor und das Donnern und Rasseln der Züge. Nun war hier alles leer, still und dick mit Staub bedeckt. Die Atmosphäre schüchterte sie ein, und niemand sprach ein Wort als sie weitergingen.
    »Vielleicht gibt es hier ein paar Schalter«, sagte Anne, als Gerrard den Lichtstrahl umherwandern ließ.
    »Laß uns doch mal nachsehen, was das überhaupt für ein Bahnhof ist«, sagte Slayter. Der Lichtstrahl huschte die Wände entlang, streifte ein paar Plakate und fand das Stationsschild. Das Emaille war gesprungen, das Schild rostig.
    »Du meine Güte, Gray’s Inn!« rief Slayter.
    »Gibt’s überhaupt einen U-Bahnhof, der so heißt?« fragte Anne.
    »Seit dem Zweiten Weltkrieg außer Betrieb«, erklärte Slayter. »Deshalb liegen hier auch keine Gleise mehr im Tunnel. Ist alles stillgelegt worden.«
    Spannung erfüllte sie, als sie den Bahnsteig entlang

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