Die Plastikfresser
ihn auf den Küchenboden. Der Kanister begann zu zischen. Der Sergeant schloß die Küchentür und versiegelte sie mit Dichtungsstreifen. Dann wandte er sich den Baileys zu. Mary schluchzte.
»Nun weinen Sie nicht«, sagte der Sergeant. »Sie bekommen ja alles ersetzt. Vielleicht machen Sie sogar noch ein Geschäft dabei.« Er lachte dumpf in seinem Helm und wandte sich an Jack: »So – und jetzt müßt ihr euch was anziehen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Nun, hier können Sie doch nicht bleiben, oder?«
»Wo sollen wir denn hin? Ich will nicht weg! Augenblick mal – was soll das alles?«
»Sie müssen ebenfalls entseucht werden, das wissen Sie doch. Also beeilen Sie sich schon. Ich gebe Ihnen einen Ausweis, damit Sie überall durchgelassen werden. Charing Cross ist Ihre zuständige Stelle. Nur zehn Minuten zu gehen.«
Mary heulte: »Warum müssen wir denn weg? O Gott!« Sie weinte hemmungslos.
»Also nun hören Sie mal zu, gute Frau«, sagte der Sergeant, nun etwas ungeduldiger. »Das hat doch mit Ihnen persönlich nichts zu tun. Sie sind infiziert, nicht wahr? Und das heißt, Sie müssen wieder desinfiziert werden, nicht wahr? Also kommen Sie schon. Wir haben noch zehn Einsätze vor uns. Wir können nicht die ganze Nacht hierbleiben.«
Während er Mary zu beruhigen versuchte, packten die anderen fachmännisch ihre Gerätschaften zusammen; die Segeltuchtasche wurde zugebunden, die Männer wandten sich zum Gehen. Der Sergeant zog aus einer Außentasche seines Schutzanzugs eine Karte und füllte sie mit einem Wachsstift aus, bevor er sie Jack aushändigte.
»Das ist Ihr Paß«, sagte er. »Und machen Sie so schnell Sie können.« Er wandte sich an Mary: »Tut mir leid, Madam. Und gute Nacht.«
Die drei Männer stapften aus der Wohnung.
Das alte Paar starrte ihnen nach. Mit leerem Blick legte Jack seiner Frau den Arm um die Schulter.
14.
Buchan legte den Hörer auf die Gabel.
»Das war das Laboratorium im St.-Thomas-Krankenhaus«, sagte er. »Sie bestätigen die Ergebnisse unserer elektronenmikroskopischen Untersuchung. Sie haben Aufzeichnungen gemacht und versuchen damit, die Biester zu identifizieren. Die Ergebnisse zeigen, daß sie mit keinem bekannten Mikrobentypus übereinstimmen, aber das überrascht mich nicht.«
Betty steckte ihren Kopf durch die Tür. Ihr Gesicht war blaß und von der Überanstrengung gezeichnet. »Ich habe alle Krankenhäuser angerufen, die zu erreichen waren – ein paar melden sich nicht mehr – aber es gibt nirgends Hinweise auf die beiden. Überhaupt nichts. Auf keiner Verletztenliste tauchen ihre Namen auf. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.«
Sie blickte auf und sah Kramer, der reglos und mit zusammengepreßten Lippen an der Tür stand. Betty wollte etwas sagen, aber Kramer winkte ab: »Es ist gut, Betty. Ich habe es gehört. Es gibt also keine Spur.« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Das Telefon klingelte wieder. Betty nahm den Hörer ab.
»Ja … Ja … Er ist hier … Ich verbinde sofort …«
Sie reichte Kramer den Hörer. »Die NASA in New York. Die Weltraumbehörde.«
Kramer sprach in knappen Sätzen: »Ja … Hier Kramer … Wer? Ach ja, Marker. Wie geht es Ihnen …? Was kann ich für Sie tun …? Ich verstehe … Nun, Sie sind ja wohl inzwischen im Bilde … Wir haben die Antwort … Nein, es ist nicht das Aminostyren … Woher ich das weiß? Wir haben den Beweis hier. Nun hören Sie mal zu, Marker, Sie können die Schuld nicht unserem Material geben, es ist nicht die Ursache … Nein … Natürlich kann ich das beweisen. Es sind Bakterien – Lebewesen! Nein, ich scherze nicht – Lebewesen … Wir haben den Beweis … Hören Sie, es ist mir ganz egal, was Sie sagen, wir haben erstklassiges Beweismaterial. Nun, das müssen Sie einfach glauben … Wann? Morgen zehn Uhr dreißig.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Das heißt sechs Stunden minus nach unserer Zeit. Das kann ich gerade schaffen, wenn ich jetzt einen Flug buchen kann … Was …? Das stimmt! Wenn die Leute das nicht akzeptieren wollen, bringe ich das verdammte Beweismaterial selbst mit. Ich habe es Ihnen ja gesagt: ich werde da sein! In Ordnung! Wiederhören.« Er warf den Hörer auf die Gabel und ließ sich in seinen Sessel fallen.
»Ich kann’s Ihnen nicht einmal übelnehmen«, sagte er.
»Was?« fragte Betty.
»Morgen früh zehn Uhr dreißig New Yorker Zeit hält die Beschaffungsabteilung der NASA in New York eine Konferenz ab. Dort soll dann entschieden werden, ob
Weitere Kostenlose Bücher