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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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stampfte sich den Schnee von den Schuhen, schloß die Tür hinter sich und lehnte sich atemlos dagegen.
    »Was wird denn nun?« fragte Mary.
    »Gleich kommt ein Entseuchungstrupp. Ich hab’ unsere Adresse dagelassen. Sie wollen so schnell wie möglich kommen. Kann nicht lange dauern.«
    Sie warteten eine halbe Stunde lang im Halbdunkel. Plötzlich wurden im Korridor Schritte laut, wurde gebieterisch an die Tür gepocht.
    »Wer ist da?« rief Bailey nervös.
    »Entseuchung. Aufmachen bitte!«
    Bailey ging zur Tür, schob den schweren Eisenriegel zurück, schloß auf und öffnete. Mary schrie auf.
    Vor der Tür standen drei unheimliche Gestalten, sie waren von Kopf bis Fuß in Gummischutzanzüge gekleidet und trugen Helme mit durchsichtigem Visier. Auf der Brust hatten sie Schilder mit der Aufschrift ›Chemische Einsatzgruppe Beeton‹. Einer der Männer trug einen Sprühdruck-Kanister auf dem Rücken, der zweite einen Haufen Werkzeug – eine Schaufel, ein Beil und ein Brecheisen, der dritte hielt einen elektronischen Apparat mit zusammengerollten Kabeln in den Händen. Einen Augenblick lang standen sie im Schein ihrer Lampen wie Bewohner einer anderen Welt vor ihnen.
    »Menschenskinder, ihr jagt einem vielleicht einen Schrecken ein!« sagte Jack Bailey.
    Als der Gruppenführer sprach, dämpfte der Helm seine Stimme: »Tut mir leid, Kumpel. Ich wollte euch nicht erschrecken.«
    Die Männer drangen in den Raum ein und leuchteten mit ihren starken Lampen in alle Ecken. Mary kauerte sich unter dem Mantel ihres Mannes tief in ihren Sessel. Einer der drei Männer sah ihre Angst und sagte: »Keine Angst, wir haben’s gleich.« Dann wandte er sich an Jack: »Wo ist es denn?«
    Bailey nickte zur geschlossenen Küchentür hin: »Dort. In der Küche.«
    Der Gruppenführer, der eine Armbinde mit den Rangabzeichen eines Sergeanten trug, gab seinen beiden Männern ein Zeichen. Im Licht ihrer Lampen fingen sie an, ihre Geräte auszupacken und auf dem Boden auszubreiten.
    »He, was habt ihr vor?« sagte Jack ängstlich.
    Der Sergeant musterte Jack belustigt durch den Sehschlitz.
    »Wird wohl leider ein bißchen Unordnung geben.«
    »Was?«
    »Na, laß uns erst mal nachsehen.«
    Der Sergeant öffnete behutsam die Küchentür und leuchtete mit seinem Scheinwerfer in die Dunkelheit. Der ganze Raum schien voller geisterhafter Lebewesen zu sein. Fauligfeuchter Gestank drang ins Wohnzimmer.
    »Verdammt noch mal, das sieht aber schlimm aus«, sagte der Sergeant und breitete den Inhalt einer gummibezogenen Segeltuchtasche auf dem Boden des Wohnzimmers aus. Die Männer holten aus der Tasche drei Paar riesiger Gummiüberschuhe und zogen sie an.
    Jack wollte ihnen folgen, aber der Sergeant fuhr herum und befahl: »Nicht reingehen! Den Fußboden dürfen Sie nicht mehr betreten! Bleiben Sie in Ihrem Wohnzimmer!«
    Die drei Männer gingen mit sichtlicher Routine ans Werk. Der eine schnitt mit einer Handsäge das Ablaufrohr des Spülbeckens durch und dichtete es ab. Der zweite fegte sämtliche verunstaltete Lebensmittelbehälter aus Plastikmaterial zusammen, der dritte setzte mittels Handhebels den Inhalt des Sprühkanisters unter Druck und bestäubte mit dem Sprühkopf, der sich an einem langen dünnen Schlauch befand, die befallenen Stellen. Ein feuchter Nebel breitete sich aus, der beißende Geruch von Chemikalien erfüllte bald auch das Wohnzimmer.
    Mary saß mit schreckgeweiteten Augen da und hielt sich hustend Mund und Nase zu. Zug um Zug legten die drei Männer ihre Küche in Trümmer.
    Was Jack in mühseliger Heimarbeit gebastelt hatte, brach unter den Hieben der Beile und Brecheisen zusammen; alles, was Plastik war, ob befallen oder nicht, wurde von den Wänden und den Möbeln gerissen. Mit Tränen in den Augen sah Jack von der Tür aus zu, wie das liebevoll in vielen Monaten geschaffene Werk ruiniert wurde.
    Während die Männer ihr Zerstörungspensum absolvierten, wanderte jedes abmontierte Bruchstück der Einrichtung in die riesige Segeltuchtasche. Die Vinyltapete wurde heruntergerissen, der Tischbelag zerschnitten und abgelöst, der Fußbodenbelag zerfetzt und herausgerissen.
    Schließlich waren sie fertig. Einer der Männer schleppte die zum Bersten gefüllte Segeltuchtasche vor die Tür, dann zogen sie sich die Gummi-Überschuhe aus und stopften sie ebenfalls in die Tasche, bevor sie die Schwelle überschritten. Der Sergeant nahm einen kleinen Aerosolgaskanister aus der Tasche seines Schutzanzugs, zog einen Handgriff und stellte

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