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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Anzeichen einer Krankheit feststellen, so ist unverzüglich die nächstgelegene Einsatzstelle aufzusuchen. Dort steht medizinisches Personal einsatzbereit. Personen mit schweren Erkrankungen werden durch das Entseuchungszentrum M am Kontrollpunkt Portland Place aus dem Sperrbezirk herausgebracht, sofern sie nicht im Universitätskrankenhaus oder im Charing-Cross-Hospital behandelt werden können.
    Nachrichtenempfang:
    Das Telefonnetz befindet sich zur Zeit fast vollständig außer Betrieb. Es wird empfohlen, die Rundfunkempfangsgeräte ständig auf das Dritte Programm eingestellt zu lassen, auf dem stündlich weitere Informationen und Anweisungen bekanntgegeben werden.
     
    Strafen:
    Polizei und Behörden sind im Rahmen der Notstandsgesetze mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet. Es wird hiermit der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß von diesen Vollmachten kein Gebrauch gemacht werden muß. Die Bevölkerung wird jedoch aufgefordert, sich streng an die oben aufgeführten Anweisungen zu halten. Zuwiderhandelnde oder Personen, die aus Nachlässigkeit oder grober Fahrlässigkeit die Bestimmungen mißachten, haben mit strengen Strafen zu rechnen.
     
    * * *
     
    In der Küche war inzwischen Mutant 59 in voller Aktion.
    Der Fleck auf dem Abstellbrett hatte bereits Blasen geworfen, einige waren geplatzt, Tröpfchen auf die vinylbeschichtete Tapete und den mit Filz unterlegten PVC-Fußboden gespritzt. Jeder Tropfen, der hier oder dort landete, saugte sich sofort ein, weichte die Oberfläche auf und verursachte neue Blasen.
    Je mehr Blasen platzten, desto mehr Tropfen spritzten, desto mehr Infektionsherde entstanden. Der Befall nahm lawinenartig zu. Immer schneller nahm der Mutant Baileys Küche in Besitz. Ein durchsichtiger Plastikbehälter mit der Aufschrift ›Kaffee‹, der Zucker enthielt, weichte auf und begann sich zu verformen.
    Ein Polythenbecher sackte zusammen, neigte sich zur Seite, löste sich auf und ließ eine Senfpfütze hervorquellen.
    Der glänzende Belag des Küchentisches geriet in Bewegung und entstellte das aufgedruckte Blumenmuster zu surrealistischen Gebilden.
    Plötzlich beulte sich der schwarze Polythen-Abfalleimer unter dem Spülbecken, platzte und floß als klebrige Masse über den Fußboden. Im gleichen Maße, in dem sich die Geschwindigkeit der Zellteilung steigerte, drang unter der Tür durch der ekelerregende Geruch des Gases ins Wohnzimmer.
    Jack rümpfte voller Abscheu die Nase und zeigte auf die Küchentür. Er warf seiner Frau einen vorwurfsvollen Blick zu und fragte: »Was hast du denn da drinnen?«
    Mary starrte ihn erschrocken an und sagte: »O Gott, da wird doch nicht etwa …«
    Jack öffnete die Küchentür und leuchtete mit seiner Kerze hinein. Mary suchte zitternd hinter ihm Schutz.
    Im flackernden Licht der Kerze schien sich die ganze Küche zu bewegen; es war, als sei der Raum selbst zum Leben erwacht. Leise zischender Schaum hüllte die schwankenden Umrisse vertrauter Gegenstände ein.
    »O Gott! O Gott!« jammerte Mary und zupfte Jack mit zitternder Hand am Ärmel seiner Jacke.
    »Komm weg! Nichts wie raus!« rief er und stieß sie ins Wohnzimmer zurück.
    »Das Gas! Was ist mit dem Gas! Stell es ab! Schnell!«
    Eine Sekunde lang blickte Jack seine Frau an, dann eilte er in die Küche zurück und schaltete die beiden Brenner ab. Er schlug die Tür hinter sich zu und legte seine Hand auf Marys Schulter: »In dem Flugblatt steht, man muß es sofort melden …«
    »Jack, laß mich um Gottes Willen nicht mit dem Zeug da drin allein! Bitte, laß mich nicht allein …«
    »Ich muß aber! Stell dich nicht so an! Es passiert dir schon nichts.«
    »Ich bleib nicht allein hier! Wenn du gehst, gehe ich mit!« Sie versuchte aufzustehen.
    »In zwei Minuten bin ich zurück. Am Cambridge Circus ist eine Einsatzstelle.« Er zeigte auf die Küchentür: »Also, geh nicht rein, und dann kann nichts passieren.«
    »Jack, ich bleibe hier nicht!«
    »Ich bin im Nu wieder da.« Er drückte sie wieder in den Sessel zurück. »Sie werden uns irgendwo anders unterbringen.«
    Er blickte noch einmal auf die Tür, dann auf den Ölofen. »Den muß ich abdrehen. Steht doch so im Flugblatt, nicht wahr?«
    Er drehte den Schalter und wartete, bis die blaue Flamme noch einmal aufflackerte und dann verlöschte.
    »Ich bin zurück, so schnell es geht.«
    Sie schlug die Decken fester um sich und sah mit starrem Blick auf die Küchentür.
    Sie wartete ganze zwanzig Minuten lang, dann war Bailey endlich zurück. Er

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