Die Plastikfresser
neben ihm etwas bemerkt hatte, dann beugte er sich vor und schnupperte, dann streckte er seine rechte Hand aus, um auf den Rufknopf zu drücken, zog sie aber wieder zurück. Er legte seine Hand mit der Handfläche nach oben auf die Sitzlehne, mit der anderen suchte er in seinen Taschen, fand einen Bleistift und drückte damit den Knopf. Völlig reglos wartete er.
Der Steward beugte sich zu ihm herunter, registrierte Kramers merkwürdige Haltung, und sagte: »Ja bitte, was kann ich für Sie tun?«
»Ich möchte sofort den Captain sprechen.«
»Können Sie mir sagen, um was es sich handelt, Sir?«
»Im Augenblick nicht. Nein. Da ist ein …« Kramer vergewisserte sich, daß sein Nachbar immer noch schlief. Er sprach ganz leise. »Es ist etwas passiert, was diesem Flugzeug gefährlich werden kann. Deshalb möchte ich den Captain sprechen. Wollen Sie ihn also bitte holen – sofort!«
Der Steward betrachtete Kramer mißtrauisch und war noch unentschieden, ob er ihn für betrunken oder verrückt halten sollte.
»Darf ich Sie in die Erste Klasse bitten, Sir. Ich hole dann einen Mann von der Crew und …«
»Hören Sie zu! Hören Sie mir gut zu! Es wird Ihnen schwerfallen, zu verstehen was ich Ihnen sage, aber ich kann meinen Sitz nicht verlassen. Ich muß genau hier bleiben, wo ich bin!«
Ach du lieber Gott, dachte der Steward. Nun haben wir auch noch einen Irren an Bord. Er sprach beruhigend auf Kramer ein: »Wie Sie wünschen, Sir. Ja, ich verstehe Sie vollkommen. Sie bleiben also, wo Sie sind, und ich gehe nach vorn und spreche mit dem Captain.«
Er eilte davon. Kramer starrte ihm nach. Die Herablassung in der Stimme des Stewards war ihm nicht entgangen.
Als der Steward durch das Bugschott trat, mußte er sich seinen Weg durch eine Ansammlung von Passagieren bahnen, die vor der Toilette Schlange standen.
Er sprach leise mit Captain Howard: »… macht einen merkwürdigen Eindruck. Sitzt völlig verkrampft da. Fast als ob er Angst hätte, irgend etwas anzufassen.«
»Sieht es so aus, als ob er irgendwas vorhätte?«
»Schwer zu sagen. Drohungen hat er nicht ausgesprochen. Jedenfalls bis jetzt noch nicht.«
»Ich komme mit und sehe mir den Kerl an.«
Kramer wartete schon ungeduldig. Der Captain sprach sehr sanft: »Guten Abend, Sir. Der Steward hat mir mitgeteilt, daß Sie ein Problem haben.«
Kramer zeigte auf den schlafenden Passagier neben sich: »Schaffen Sie ihn weg …« Er hielt inne und nahm sich zusammen. »Also, zuallererst: ich bin nicht verrückt. Ich will auch nicht Ihre Maschine entführen. Aber was ich Ihnen mitzuteilen habe, wird Ihnen sehr unglaubwürdig vorkommen.«
»Ja?«
»Mein Name ist Kramer. Ich bin Wissenschaftler.«
Der Captain und der Steward hörten ihm mit ausdruckslosen Gesichtern zu.
»Irgendwie verstehe ich es selber nicht. Ich habe einen Organismus mit an Bord dieses Flugzeuges gebracht, der äußerst gefährlich ist.«
»Organismus? – Was soll das bedeuten?«
»Captain, Sie sind über die Ereignisse in London im Bilde?«
»Ja.«
»Ich bin Mitglied eines Regierungsausschusses, der die Ursachen untersucht und befinde mich mit einem diesbezüglichen Bericht auf dem Weg zur NASA.«
»Können Sie sich legitimieren, Sir?«
»Was? Ach ja, natürlich.« Kramer wollte nach seinem Aktenkoffer greifen, zögerte einen Augenblick und sagte: »Captain, ich zeige Ihnen meine Papiere, aber ich muß Sie bitten, sie nicht zu berühren. Ich halte sie Ihnen so hin, daß Sie sie lesen können.«
Der Steward und der Captain tauschten fragende Blicke aus, während Kramer den NASA-Bericht und das Bestätigungsschreiben aus seinem Koffer holte und hochhielt. Der schlafende Passagier rührte sich und drehte sich in seinem Sitz. Captain und Steward blickten auf die Papiere und nickten. Kramer fuhr flüsternd fort: »Captain, wir verfügen nun über schlüssige Beweise dafür, daß der Zusammenbruch in London von einem einzigartigen Mikroorganismus verursacht wurde – einem Bazillus.«
»Und dieser Bazillus, Dr. Kramer – was, sagten Sie, verursacht er?«
Kramer blickte die beiden Männer an, dann sagte er unverblümt: »Er frißt Plastik.«
Die Miene des Captains verhärtete sich: »Mr. Kramer, ich bin gehalten, alles ernstzunehmen, was mir über mögliche Gefahren für dieses Flugzeug mitgeteilt wird, aber ich finde, Sie verschwenden meine Zeit. Ich muß Sie nun bitten, weitere Störungen zu unterlassen und …«
»Und was ist das?« Kramer zeigte auf die Kante des
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