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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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hintenüber gesunken war und schlief – ein schlaffer geöffneter Mund in einem verlebten und rotgeäderten Gesicht.
    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne tauchten die Ränder der Tragflächen in orangefarbenen Glanz. Allmählich, während das Flugzeug seine Bahn nach Westen über das kalte, graue Meer zog, verblaßte das Tageslicht, und der Himmel färbte sich in ein tiefviolettes Blau, das in die Schwärze der Nacht überging, in der eisblaue Sterne funkelten.
    Die Außentemperatur betrug jetzt dreiundzwanzig Grad unter
    Null, aber in dem warmen, hellen Kokon des Flugzeugs war man sich des lebensfeindlichen Zustands der Luft, die sich an der metallenen Außenhaut rieb, nicht bewußt. Die Luft, die unter Druck von Zwillingskompressoren unter dem Bug in den Passagierraum gepumpt wurde, roch freundlich und anheimelnd nach guten Zigarren und Whisky.
    Gespräche wurden geführt, und die Passagiere, die durch die mit Plastikdichtungen versiegelten Fenster hinausblickten, fühlten sich sicher und wohlbehütet.
    Die Crew im Cockpit hatte ihren Kaffee ausgetrunken, die Tassen waren abholbereit auf einem Seitenbord ineinandergestapelt.
    Als das Flugzeug einmal leicht schlingerte, hielt sich Kramer einen Augenblick lang an dem Klappbrett vor sich fest und berührte mit der Hand die Kante. Dann stand er auf und ging durch den Mittelgang zur Toilette.
    In der Kombüse sortierte eine Stewardeß die Plastikbecher aus den eingesammelten Tabletts. Etwas angeekelt stellte sie fest, daß ein Becher an der Außenseite klebrig war. Sie blickte auf ihre Hand, und als sie einen dünnen, grauweißen Film daran haften sah, hielt sie die Finger prüfend unter die Nase. Angewidert stellte sie den Becher auf den Tisch zurück.
    Im Cockpit bemerkte der Flugingenieur, wie plötzlich ein Hauptstromanzeiger zurückfiel, dann aber wieder anstieg. Er griff nach oben, löste zwei Flügelschrauben und ließ ein Aggregat mit der Aufschrift »Spannungs-Stabilisator-Drosselung« hervorgleiten. Er legte Prüfdrähte an und machte sich Notizen in sein Logbuch.
    Captain Howard setzte das Bordradar in Betrieb und studierte den orangefarbenen Bildschirm, während der Lichtbalken hin und her wischte und dabei Konzentrationen von höherer Luftdichte registrierte. Dann nahm er Kontakt mit der Peilstation Shannon an und wartete, bis das Erkennungszeichen im Lautsprecher über ihm ertönte. Befriedigt streckte er sich in seinem Sitz aus und verschränkte die Hände im Genick.
    P2, der zweite Pilot, bewegte die Steuersäule, richtete den Kurs nach der Richtungsweisung von Shannon ein und schaltete auf automatische Steuerung. Als er die Hände von der Kontrollsäule löste, warf er verblüfft einen Blick nach unten. In seiner Handfläche war ein klebriger, schwarzer Fleck. Der schwarze Belag des Steuerknüppels, den seine Hand berührt hatte, glänzte feucht. Seine Finger hatten Abdrücke hinterlassen.
    »Was, zum Teufel, ist denn hier los?«
    Der Captain blickte fragend herüber.
    P2 zeigte es ihm: »Schau hier, am Knüppel!«
    »Da hat irgendein Trottel Verdünnung drangebracht. Wisch es mit einem Stück Papier oder sonst was ab.«
    »Verdünnung? Und was ist das hier?« Er hielt dem Captain seine Hand hin. Der Captain runzelte die Stirn und schnupperte.
    »Riecht wie Scheiße!«
    »Benny, schreib’s ins Logbuch.«
    Der Flugingenieur grinste: »Und was soll ich schreiben? Daß wir einen Nachttopf fliegen?«
    »Da ist noch ein anderer Geruch!« Der Copilot schnupperte. »Was ist das nur? Ja – Ammoniak!«
    »Laß es, wie es ist«, sagte der Captain ernst. »Stell die Steuersäule fest und sieh zu, daß du das Zeug von den Fingern kriegst.«
    Kramer war mit seinen Notizen fertig. Er packte seinen Bericht weg, steckte den Kugelschreiber ein und setzte sich zurecht, um ein wenig zu schlafen.
    Draußen spielte blaues Licht um die Wolken, das von einem Gewitter tief unter ihnen herrührte.
    In der Kombüse wischte sich die Stewardeß das klebrige Zeug von den Fingern, blickte dabei auf den Tisch und riß vor Staunen die Augen weit auf.
    Der Becher veränderte langsam aber zusehends seine Gestalt. Auf einer Seite sackte er zusammen und zerfloß auf der Tischplatte. Dann, als ob er sich in einem heißen Ofen befände, sackte der ganze Becher zusammen und bildete eine kleine zähflüssige Pfütze. Sekundenlang starrte sie gebannt auf das Schauspiel, dann trat sie in den Gang und winkte unauffällig dem Chefsteward, der noch immer von seinem Servierwagen

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