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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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sprang ein Glas aus dem absackenden Rahmen und fiel ihm in den Schoß. Darauf suchte sich ein schokoladenbraunes Bächlein durch die Gesichtsfalten einen Weg nach unten, auf den offenstehenden Mund zu. Unbewußt zuckte sein Gesicht.
    Das Mädchen mit dem Kunststoffmantel beruhigte sich wieder; die Stewardeß versuchte, sie davon abzuhalten, aufzustehen und sich waschen zu gehen.
    Über das Bordmikrofon war die Stimme des Captains zu hören: »Hier spricht Captain Howard. Aus technischen Gründen werden wir nicht den Kennedy-Flughafen in New York anfliegen. Statt dessen werden wir auf einem Flughafen südlich von Boston landen. Aus diesem Grund muß ich Sie leider auch bitten, auf Ihren Plätzen angeschnallt zu bleiben. Wir bedauern diese Unbequemlichkeit, aber unser Bordservice wird so gut wie möglich für Ihr Wohlbefinden sorgen. Ich muß Sie allerdings bitten, nicht mehr zu rauchen.«
    Als Howard das Mikrofon abgeschaltet hatte, sagte Kramer: »Aber bevor wir landen, müssen Sie es den Leuten sagen.«
    »Natürlich«, erwiderte Howard. »Aber wenn ich alles auf einmal sage, haben wir die höchste Panik an Bord. Ich sage es ihnen lieber nach und nach.« Er wandte sich an den zweiten Piloten: »Haben wir Glück?«
    »Ja, Tower wird vorbereitet.«
    »Gut.« Er wandte sich an Kramer. »Und nun, Doktor …«
    Hinter ihnen öffnete sich plötzlich die Tür zum Cockpit, um sich gleich wieder zu schließen. Geräusche von schlürfenden Schritten waren zu hören. Die Tür öffnete sich wieder und das braungestreifte Gesicht des Mannes aus der Ersten Klasse wurde sichtbar, Zorn blitzte in seinen Augen.
    »Sind Sie der Captain?« schrie er. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Was Sie da treiben, verdammt noch mal!« Er sprang vor. Benny, der Flugingenieur, fuhr in seinem Sitz herum und bekam ihn zu fassen, bevor er Hand an Howard legen konnte. »Machen Sie, daß Sie auf Ihren Platz kommen!«
    »Jetzt hören Sie mal gut zu! Ich bin Aktionär dieser lausigen Fluggesellschaft. Ich kenne Ihre Direktoren! Ich werde dafür sorgen, daß 5ie …«
    Der Flugingenieur sprang auf die Füße, knallte den Mann gegen die Tür und hielt ihn fest. Seine ganze Angst entlud sich nun als Wut: »Sie hören zu und halten die Schnauze! Das Flugzeug ist in Gefahr und wenn Sie hier hereinkommen, vergrößern Sie die Gefahr! Sie haben die Anordnungen des Captains gehört und jetzt machen Sie, daß Sie hinauskommen! Setzen Sie sich hin, schnallen Sie sich an und halten Sie das Maul! Wenn ich noch einen Muckser von Ihnen höre, komme ich rüber und schlage Ihnen den Schädel ein! Haben Sie das verstanden?«
    Der Mann starrte ihn sprachlos an, sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Furcht und Zorn.
    »Also los – raus!«
    Plötzlich brach der Mann völlig zusammen. Er lehnte sich gegen die Tür, das Kinn hing ihm schlaff herunter und er jammerte: »Was machen Sie denn da?« Er wischte sich über das Gesicht und verschmierte dabei die braunen Streifen über seine Backen. »Was … was ist denn los? Ich will ja nur wissen … Stürzen wir ab …?«
    Wortlos öffnete der Flugingenieur die Tür, führte der Mann auf seinen Platz zurück und schnallte ihn fest.
     
    * * *
     
    Die Bakterien hatten das Flugzeug nun fast ganz in ihrer Gewalt. An vielen Stellen begannen sich die Plastikbespannung, die Gepäckablagen und der Fußbodenbelag zu verändern; zuerst runzelte die Oberfläche, dann wurde sie feucht und glänzend, und schließlich quollen übelriechende Schaumblasen auf. Über dem Kopf eines Passagiers sackte ein Air-Condition-Gehäuse langsam nach unten, als hätten die Bakterien es in einen Arm verwandelt, mit dem sie nun nach den Menschen greifen wollten.
    Als der Captain über das Bordmikrofon sprach, hatte sich seine Stimme verändert. Der gewohnte Ton höflicher Fürsorge war verschwunden. Nun gab er Befehle: »Sie müssen sich klar machen, daß die Vorfälle keine Lebensgefahr darstellen. Betroffen sind nur die Plastikbestandteile des Flugzeugs. Wie bereits gesagt, werden wir auf einem Flughafen bei Boston landen. Bis zur Landung müssen Sie unbedingt auf Ihren Plätzen sitzenbleiben, denn wenn Sie sich durch das Flugzeug bewegen, besteht die Möglichkeit, daß weitere Plastikstellen betroffen werden, und das könnte unseren Flug doch noch gefährden.«
    Der Chefsteward versuchte einen Mann, der in Panik geraten war, im Durchgang festzuhalten. Sie rutschten beide aus und stürzten auf den naßglänzenden Boden; der Bodenbelag verschmierte ihre

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