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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Klapptischchens und auf den Fleck auf seinem Knie. Der Captain beugte sich vor, um die Tischplatte zu untersuchen.
    »Nicht berühren! Aber riechen Sie! Riechen Sie etwas?«
    »Mr. Kramer, das könnten Sie mit Gott weiß was alles verursacht haben. Wenn Sie ein Lösungsmittel darüber gegossen haben … Wenn Sie ein Feuerzeug drangehalten haben …«
    »Hier sind keine Verkohlungen zu sehen! Aber würden Sie einen sichtbaren Beweis akzeptieren?«
    »Captain Howard, Sir«, unterbrach der Steward nervös. »Kann ich Sie einen Augenblick allein sprechen? Ich möchte Ihnen etwas zeigen.« Er winkte den Captain den Mittelgang hinunter zur Kombüse.
    Der klebrige Fleck, wo der Becher gestanden hatte, war inzwischen zu einer kleinen Halbkugel aus blasigem Schaum geworden.
    »Und dann war die Sache mit der Damenhandtasche – warten Sie, ich habe den Handgriff hier …« Als er die Luke des Müllschluckers öffnete, erstarrten sie. Aus der Öffnung quoll eine graue, klebrige Masse aus der rechteckigen Öffnung und floß an der Außenwand hinunter auf den Boden. Wo sie den Vinylbodenbelag berührte, schien sie augenblicklich in die glänzend blaue Oberfläche hineinzukriechen wie Öl in Rost.
    »Es stimmte also doch! Der Passagier, der neben diesem Mann sitzt – wie heißt er noch gleich? Ja, Kramer – geben Sie ihm sofort einen anderen Platz.« Howards Stimme klang jetzt sehr ernst.
    In der Kanzel schnupperte Howard an der mit Tesafilm beklebten Steuersäule. Er wandte sich an den Flugingenieur: »Hast du etwas wegen dem kaputten Spannungsstabilisator unternommen?«
    »Ja. Die Drähte abgeklemmt. Wir kommen auch ohne aus.«
    »Hast du ihn rausgenommen und die Fehlerquelle untersucht?«
    »Unnötig. Wir schaffen es auch ohne. In New York lasse ich ihn auswechseln. Ist kaputt.«
    »Benny, ich möchte, daß du ihn sofort untersuchst.«
    »Aber es ist doch nur ein Stabilisator! Wir kommen wirklich ohne ihn aus. Nun gut, da besteht ein geringes Risiko einer Überspannung von den Generatoren aus, aber …«
    »Nimm ihn raus, Benny!«
    Als er das ernste Gesicht des Captains sah, schraubte der Flugingenieur achselzuckend die Armatur des Stabilisators auf. Er zog das Gerät auf den Gleitschienen heraus und – riß entsetzt die Augen auf: »O Gott, was ist denn hier los?«
    Von der Unterseite des Aggregats hing eine sich langsam aufbauschende Schleimblase herunter, die in allen Farben schillerte. Die Blase streckte sich, wurde dünner und fiel klatschend auf den Boden. Der Flugingenieur wollte die zähflüssige Masse berühren.
    »Finger weg!« schrie Howard.
    »Warum denn? Was ist los?«
    »Tu’s wieder zurück, aber faß es bloß nicht an!«
    Der Steward steckte den Kopf durch die Tür: »Der Passagier hat jetzt einen anderen Platz.«
    »Gut. Dann bitten Sie Dr. Kramer, zu uns nach vorn zu kommen.«
    »Sofort, Sir.«
    »Und dann gehen Sie in die Kombüse zurück. Erzählen Sie den Mädchen so wenig wie möglich. Und bleiben Sie dort. Verstanden?«
    »Verstanden, Sir.«
    Die beiden Copiloten und der Flugingenieur bestürmten den Captain mit Fragen.
    »Was soll denn …«
    »Kann mir vielleicht mal jemand sagen, was eigentlich …«
    »Wer ist Kramer…?«
    Howard blickte die Männer nacheinander ernst an, dann sagte er: »Ich möchte, daß Ihr euch selbst anhört, was dieser Mann zu sagen hat.«
    Kramer trat ein.
    »Nehmen Sie bitte hier Platz.« Howard wies hinter sich auf den unbenutzten Flugschülersitz.
    »Können Sie den Herren wiederholen, was Sie mir vorhin erzählt haben?«
    Kramer saß unbeholfen da und versuchte immer noch, nichts mit seinen Händen zu berühren. Der schleimige Fleck auf seinem Hosenbein war inzwischen in den Stoff eingedrungen und hatte eine dunkle Stelle hinterlassen. Er sprach schnell: »Ich habe vorhin dem Captain mitgeteilt, daß ich einer Untersuchungskommission der Regierung angehöre, die die Ursachen der Katastrophe im Stadtzentrum von London ermittelt …« Knapp und bündig umriß er den Hergang der Ereignisse.
     
    * * *
     
    Die Auskleidung der Passagierräume von Düsenflugzeugen muß vor allem drei Forderungen erfüllen. Erstens muß die Auskleidung hell und gewichtsarm sein, zweitens leicht zu pflegen und drittens dauerhaft und korrosionsfest. In der Praxis hat das zu einem Design geführt, das zu fast achtzig Prozent aus Plastikmaterialien besteht. Decken-, Wand- und Sitzbespannung bestehen aus Vinylstoffen, die Gepäckablagen aus Polystyren; die über jedem Sitz befindlichen

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