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Die Poggenpuhls

Die Poggenpuhls

Titel: Die Poggenpuhls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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liegt nämlich sonderbarerweise nach der Seite des Grotesken hin; auch meine heutige Rolle streifte wenigstens dieses Gebiet, und so darf ich denn wohl sagen, daß ich meine kleinen Triumphe bisher im ›Sommernachtstraum‹ und besonders in Shakespeares ›Heinrich dem Vierten‹, zweiter Teil, errungen habe. Der Zufall, ein glücklicher oder unglücklicher, hat es so gefügt, daß ich die ganze Reihe der Falstaffschen Rekruten, also des sogenannten ›Kanonenfutters‹, durchgespielt habe, mit Ausnahme des Schwächlich. Einmal wurd ich sogar durch Händeklatschen von seiten Seiner Majestät ausgezeichnet, was mich begreiflicherweise sehr beglückte. Beim Publikum aber hab ich bisher in der Rolle des Bullkalb am meisten angesprochen.«
    Therese begleitete dies Wort mit einer stolzen Kopfbewegung, die Herrn von Klessentin nicht entging, weshalb er sofort hinzusetzte: »Wenn man erst mal, und ich muß deshalb wiederholentlich die Verzeihung der Damen anrufen, beim Beichten ist, so kommen leicht Dinge zum Vorschein, die mehr oder weniger anstößig wirken. Und besonders wenn Shakespeare in Frage steht. In eben diesem ›Heinrich dem Vierten‹ begegnen wir Personen und Namen, einer Witwe Hurtig beispielsweise... Nun, diese Witwe selbst möchte vielleicht noch gehn, aber neben ihr waltet auch ein blondes Dorchen seines Amtes, ein junges Mädchen mit einem Zunamen...«
    »Oh, ich weiß, ich weiß«, lachte Manon.
    »Du weißt es
nicht
«, sagte Therese mit dem ganzen Ernst einer älteren Schwester, die den Schul- und Erziehungsgang der jüngeren überwacht und daraufhin eine Verantwortlichkeit übernommen hat.
    »Doch, doch, und Leo kann es bezeugen. Und er
muß
es sogar, damit der Ärmste mal wieder zu Worte kommt. Er ist ja ganz in bewunderndem Zuhören aufgegangen, und ich wette, er hat die ganze Zeit über überlegt, welche Rollen ihm am besten passen würden.«
    Sophie legte den Finger auf den Mund. Aber Manon sah es nicht oder wollte es nicht sehen und fuhr fort: »Und wir erleben es auch noch, daß wir nach dem Vorbilde von ›Manfred ... Herr Manfred‹ auf dem Theaterzettel lesen: ›Leo... Herr Leo.‹ Der von ihm zu Spielende muß aber natürlich ein Papst sein, unter dem tu ich es nicht. Ja, Leo, das ist mein Ernst. Und ich würde mich vielleicht auch freuen, dich auf der Bühne zu sehn. Warum auch nicht? Ich meine, man muß nur berühmt sein; auf welchem Gebiet, ist eigentlich ganz gleich.«
    »Das ist dann«, unterbrach Therese, »der Grundsatz jenes auch berühmt Gewordenen, der den Tempel zu Korinth anzündete...«
    »Ephesus...«, verbesserte Leo, »Korinth, da waren die Kraniche...«
    »Das ist gleich, Tempel ist Tempel. Im übrigen, verzeih, Onkel, wenn ich, dir vorgreifend, an unsern Aufbruch mahne. Auch Herr von Klessentin wird mir verzeihen. Aber unsre gute Mama...«
    »Versteht sich, versteht sich. Und noch dazu heute an ihrem Geburtstage ... Leo« (und Onkel Eberhard nahm bei diesen Worten einen Schein aus seiner Brieftasche), »bitte, bemächtige dich des Kellners und bring alles ins klare. Herr von Klessentin, Sie begleiten uns vielleicht eine Strecke...«
    »Mir eine große Ehre, Herr General. Aber bitte zugleich verzeihen zu wollen, wenn ich schon an der Friedrichstraßenecke mich verabschiede. Eine Verabredung... zwei Kameraden von meinem alten Regiment. Ich würde versuchen«, und er wandte sich an die jungen Damen, »Ihnen auch Ihren Herrn Bruder abtrünnig zu machen (wenn man mal in Berlin ist, will man auch Berliner Luft genießen), aber ich zweifle, daß seine ritterlichen Gesinnungen ihm diese Fahnenflucht gestatten.«
    »Es wird sich leider verbieten, Herr von Klessentin«, sagte Therese mit einem bedeutungsvollen Lächeln. »Und was die Berliner Luft angeht, ich glaube, wir haben sie in der Großgörschenstraße reiner als in der Friedrichstraße...«
    »Reiner, aber nicht echter... mein gnädigstes Fräulein.«
    Leo, der inzwischen die Rechnung beglichen hatte, gesellte sich ihnen wieder, und so brach man denn in corpore auf: der General mit Therese, Leo mit Manon, Herr von Klessentin mit Sophie, die weniger gesprochen, aber durch ihre Mienen all die Zeit über ein besonderes Interesse gezeigt hatte.
    Sie fragte während ihres jetzt beginnenden Geplauders mit ihrem Partner auch nach Fräulein Conrad, von deren Verlobung sie ganz vor kurzem gehört habe. »Der Verlobte«, so bemerkte sie, »soll ein sehr scharfer Kritiker sein. Ich denke es mir schwer, einen Kritiker immer zur Seite

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