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Die Poggenpuhls

Die Poggenpuhls

Titel: Die Poggenpuhls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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der zog. Es sah mittelalterlich-romantisch aus, als ob eine uralte Piastenfamilie darin wohnte. Hier in Adamsdorf – nur ganz in der Ferne schlug noch ein Hund an, und ein andrer antwortete – war schon alles still, und still war es auch auf dem Vorplatz vor dem Schloß. Ich ängstigte mich einen Augenblick; aber wie fiel das alles von mir ab, als ich in den Salon trat und von der Tante aufs liebenswürdigste begrüßt wurde! Eine herrliche Frau. Ich begreife Therese nicht, die sich nie so recht mit ihr stellen konnte. Vielleicht kommen auch für mich noch die Beschwerlichkeiten, aber ich glaube es kaum. Daß Dir, mein altes Mutterchen, die Lebenslose doch auch so glücklich gefallen wären! Ich sprach von: Salon. Ja, es war ein Salon, in den wir eintraten, aber viel mehr noch ist es eine Halle. Der Vorbesitzer von Adamsdorf, das in alten Zeiten eine Benediktinerabtei war, hat viel von den alten Klostergebäuden mit in den Neubau herübergenommen, und diese Halle war vordem ein Refektorium; – durch den Raum hin stehen noch drei gotische Pfeiler, und in dem Kamin glomm ein Feuer, dessen von Zeit zu Zeit aufflackernde Lichter an der gewölbten Decke hin spielten. Außer der Tante war nur noch eine Katze da, ein wunderschönes großes Tier, das spinnend um mich herum ging und mir dann auf den Schoß sprang. Ich erschrak; aber die Tante beruhigte mich und sagte: das sei eine Liebeserklärung, womit Bob (es wird also wohl ein Kater sein) sonst sehr zurückhalte. Er sei mißtrauisch und eifersüchtig. Weil wir ausgefroren waren, bat der Onkel um einen Eierpunsch, den sie hier aus Ungarwein und Gelbei machen. Es schmeckte mir ganz vorzüglich. Und was noch wichtiger, ich habe hinterher herrlich geschlafen, und als ich zu guter Zeit aufstand und die Jalousien in die Höhe zog, da lag das Gebirge, ganz von Schnee überdeckt, in langer Linie vor mir. Wir wollen in den nächsten Tagen eine Partie nach der Heinrichsbaude machen und dann in einem Hörnerschlitten wieder zu Tale fahren. Es soll wunderschön sein, aber ich ängstige mich ein wenig. Ergeh es Dir gut. Gruß und Kuß Euch allen und (wenn Ihr schreibt) auch nach Thorn hin an die Brüder. In herzlicher Liebe
    Deine Sophie
     
    Schloß Adamsdorf, 16. Januar
     
    Liebe Mama! Ich habe mich nun schon ganz hier eingelebt. Die Tante verbleibt in ihrer Güte dieselbe gegen mich; vom Onkel es zu versichern ist nicht nötig, und auch Bob hält in seinem Attachement aus. Er geht darin ein wenig zu weit, denn seine Zärtlichkeitsbezeigungen haben immer etwas Überfallartiges. Mit einemmal springt er mich an, immer noch die Tigernatur. Die Fahrt zur Heinrichsbaude hinauf ist vertagt worden. Man will noch einen frischen Schneefall abwarten, denn es heißt: je mächtiger die Schneedecke, desto schöner die Fahrt talwärts und desto gefahrloser; der Schlitten fliegt dann über die Felsblöcke weg, als ob es Maulwurfshügel wären. Unser Leben hier ist ziemlich still, wenig Besuch, und außer unserm Adamsdorfer Prediger, der dann und wann vorspricht, kommen meist nur Prediger aus der Nachbarschaft und ein alter Oberst aus der Stadt; außerdem auch noch ein Amtsgerichtsrat und seine Frau. Diese Besuche freuen mich immer sehr, aber auch ohne sie habe ich Unterhaltung die Hülle und Fülle, weil die Tante gern aus ihrem Leben erzählt, am liebsten aus ihren Kindertagen, die sie noch in Armut verbrachte. Zu dem allem haben wir auch noch eine merkwürdige Bildergalerie hier, deren Grundstock aus verschiedenen Bildnissen aus der Klosterzeit her besteht: Heiligenbilder (nicht viele), zu denen sich die Porträts von Äbten und Prioren und sogar ein Fürstbischof von Breslau gesellen; dazwischen allerlei spezifisch Preußisches: Friedrich der Große (dreimal), Prinz Heinrich, General Tauentzien und zum Schluß ein Dutzend Bildnisse von Personen aus der Familie des ersten Mannes der Tante. Lauter Leysewitze. Von den Poggenpuhls nichts; nicht einmal das Porträt des Onkels. Ich nahm vor ein paar Tagen Gelegenheit, leise darauf hinzuweisen, worauf er lachend erwiderte: »Ja, Fiechen« (so nennt er mich immer), »das Poggenpuhlsche fehlt ganz und gar, was aber recht gut ist; es herrscht hier schon ein ungeheures Durcheinander, und wenn auch noch der ›Hochkircher‹ und der ›Sohrsche‹ hinzukämen, so wäre die Konfusion vollständig.« Der gute Onkel hat solchen bon sens, daß ihm der Hang, auch Mitglieder seiner eigenen Familie hier einziehen und mit den altschlesischen Adligen in

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