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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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wirft Ned einen bösen Blick zu, knirscht mit den Zähnen und fährt fort.
    »Wir bringen Ihren Freund zum Friedensrichter, wo er sich aus tiefstem Herzen entschuldigt und sich Gott überantwortet. Dann hält er hübsch den Kopf gesenkt, bis er begnadigt wird.«
    »Begnadigt?«, frage ich ungläubig. »Aber ein Mann ist gestorben. Seine Witwe wird doch wohl Gerechtigkeit einfordern. Ich an ihrer Stelle würde es tun.«
    »Jeder Mann, der was auf sich hält, verliert hin und wieder mal die Geduld. So wird es der Friedensrichter sehen, da können Sie sicher sein. Das wird der Witwe das Maul stopfen, und wir können die Sache zu den Akten legen. Wir werden Ihrem Freund auch einen Tag Verdienstausfall zahlen.«
    Ned grinst. Seine Zähne sind so gelb wie die eines Maultiers. »Wir versprechen Ihnen, dass niemand gehängt wird. Ehrenwort.«
    »Fang doch nicht vom Hängen an, du dämlicher Ochse, du ängstigst das Mädchen ja zu Tode!« Horace wendet sich wieder an mich. »Da Sie sich jetzt ja keine Sorgen mehr machen müssen, würden wir gerne mit Ihrem jungen Freund reden.«
    Ich stehe auf und gehe ans Fenster. »Der Jüngling, von dem Sie sprechen, heißt Weed. Er lebte eine kurze Weile bei uns. Er war meinem Vater bei seiner Gartenarbeit behilflich. Aber er weilt hier nicht mehr, und ich weiß auch nicht, wo er sich derzeit befindet.« Scheu und mädchenhaft senke ich den Blick. »Ich würde gerne selbst mit ihm sprechen. Er verließ uns, kurz nachdem …« Meine Stimme verfängt sich in meiner Kehle, und warum auch nicht? »… kurz nachdem mein Vater vorschlug, wir sollten uns verloben.«
    Meine Besucher blicken sich betreten an. Auch sie waren einmal junge Männer. Und jetzt, da sie wissen, dass ich beschämt wurde, werden sie mich vielleicht in Ruhe lassen.
    »Ich verstehe.« Horaces Stimme ist verdrießlich. »Dann sprechen wir vielleicht am besten mit Ihrem Vater.«
    »Mein Vater ist nicht zu Hause.« Ich wedele mit der Hand, um ihnen zu zeigen, dass er sich irgendwo in den Weiten Nordenglands oder Schottlands aufhalten könnte. »Wenn Sie ihn auftreiben können, bitte schön, sprechen Sie mit ihm. Sie können ihn gerne suchen gehen. Ich werde derweil einen Tee kochen.«
    Noch ehe sie zu einer Antwort ansetzen können, entschuldige ich mich und verlasse das Zimmer. Wie nützlich es manchmal ist, eine Frau zu sein. Man kann immer die Küche als Ausrede benutzen, um lästigen Fragen oder unerwünschten Gesprächen zu entkommen.
Vater kann sich hinter seiner Arbeit verstecken
, denke ich,
und ich hinter meinem Wasserkessel.
    Während ich ein Feuer entzünde, wandern meine Gedanken. Das ungute Gefühl in meinem Herzen verdichtet sich. Ich fürchte, dass der Tod dieses Predigers irgendwie mit Weeds Verschwinden zusammenhängt. Aber wie?
    Ich hole die Teedose aus dem Regal. Es ist meine eigene Mischung aus getrockneten Lavendelblüten und Zitronenmelisse, in meinem Garten gepflückt und in der Vorratskammer zum Trocknen aufgehängt.
Weed hat mir dabei geholfen
, denke ich. S
eine Hände haben die Blüten und Blätter berührt, genauso wie mich …
    Ich messe den Tee ab und zerkrümele die getrockneten Blüten zwischen meinen Fingern, um ihr Aroma freizusetzen. Dabei kommt mir der Gedanke, wie leicht es wäre, ein bisschen von diesem und jenem zuzugeben – gerade so viel, um meinen Gästen später ihre Mahlzeit zu verderben oder ihren Schlaf, wenn sie zu Hause in ihren Betten liegen und nur ihre Frauen die Schmerzensschreie hören. Oder so viel, um sie zu töten und ihren aufdringlichen Fragen ein Ende zu bereiten.
    Ich tue natürlich nichts dergleichen. Trotz allem, was ich erlebt und erlitten habe, trotz allem, was mir genommen wurde, kenne ich immer noch den Unterschied zwischen Richtig und Falsch.
    Tatsächlich, meine Liebe? Ich persönlich sehe da kaum einen Unterschied.
    Ich bin eine Heilerin
, denke ich und vertreibe die Stimme des Bösen aus meinen Gedanken.
Ich werde nicht töten.
    Aber es ist ein merkwürdig beruhigendes Gefühl zu wissen, dass ich es kann.

Kapitel 2
    Heute Vormittag behandelte ich einen schlimmen Sonnenbrand, Triefaugen und eine tiefe Wunde, die sich ein unvorsichtiger Bauer an einem rostigen Nagel zugezogen hatte. Letzteres war eine ernste Sache, aber wenn der Bauer seinen verwundeten Fuß in einem starken Sud aus Salbei und Schafgarbe badet, sollte er rasch wieder heilen.
    Am Nachmittag kümmerte ich mich um meinen Gemüsegarten, der nach der Hitze der letzten Tage schlaff und müde

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