Die Polizistin
unbehaglich fühlte. Aber dann empfand sie ein Gefühl der Überlegenheit. Dies war die Damentoilette, ein Ort, an den sie sich zurückziehen konnte, wenn sie Zuflucht suchte. Was wäre wohl geschehen, wenn er vor fünf Minuten hier eingedrungen wäre?
»Hat Betty Ihnen gesagt, ich hätte Probleme?«, fuhr sie ihn an.
Verlegen strich er mit einer Hand über seinen Nacken.
»Nicht so richtig, aber ich wollte mich vergewissern.«
Ihre Wangen röteten sich, aber sie konnte sich die Frage nicht verkneifen. »Und wenn ich Probleme hätten, wären Sie bereit gewesen, mir zu helfen?«
Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. »Ja.«
Shannas Knie wurden schwach. Sie hielt sich am Becken fest. Himmel, was hatte seine Sekretärin ihm gesagt?
»Ich war bereit, Sie ins Krankenhaus zu fahren.«
Sie stieß hörbar die Luft aus. »Oh.«
»Aber wenn alles in Ordnung ist…«
»Ja, ist es. Problem gelöst.« Sie ging den Schritt zur Papierrolle und riss ein Blatt ab, ging aber so heftig vor, dass sie das Gerät fast aus der Wand gerissen hätte.
»Das ist gut.« Joe Mitchell schaute sich im Raum um und vermied es, ihr ins Gesicht zu sehen. »Gut«, sagte er wieder.
»Ja, gut.« Shanna warf das Papier in den Abfallkorb und drehte sich um. »Entschuldigen Sie mich, aber ich muss zurück an meinen Fall.«
»Lily?«
Frustriert wie nie zuvor blieb sie stehen, die Hand auf dem Türgriff. Sie überlegte, so zu tun, als hätte sie ihn nicht gehört, aber er war ihr Boss. Sie blickte über die Schulter.
»Ihr… eh…« Er räusperte sich. »Ihr Höschen fällt gleich aus der Jackentasche.«
Zweites Kapitel
Drei Wochen später.
»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, zischte Shawn Coberley, als er mit seiner Kollegin über den Parkplatz hastete. »Wir haben uns vorgenommen, nicht aufzu-fallen.«
Shanna klemmte die Tasche unter den Arm. Sie brauchte die Tasche, weil sie ihren Revolver und das Tonband darin versteckt hatte, denn an ihrem Körper wäre für die beiden Utensilien kein Platz gewesen.
Einige Male zog sie verstohlen den Saum ihres Kleids nach unten. Als sie es gekauft hatte, war es bestimmt zwei Zentimeter länger gewesen. »Glaube mir«, sagte sie, »niemand wird einen zweiten Blick für mich übrig haben.«
»Schon der erste Blick geht den Jungs an die Eier«, entgegnete Shawn trocken.
Er schob sie zwischen zwei geparkten Autos nach vorn und drückte eine Hand gegen ihr Gesäß. Shanna spür-te eine Gänsehaut auf den Armen. Mit jedem Schritt schien ihr Kleid zu schrumpfen. Okay, es war rücken-frei, aber es war die Vorderpartie, die zum Problem wurde. Es war völlig unmöglich, einen BH unter dem Kleid zu tragen, deshalb hüpften die Brüste bei jeder Bewegung. Sie brauchte C-Körbchen, und sie war eigentlich nicht dafür gebaut, ohne BH in die Öffentlichkeit zu gehen.
Sie gingen auf den Eingang zu, über dem das Neon-licht zuckte. Tasseis. Es war, als würde sich das Neon-licht auf ihren Augäpfeln einbrennen. Ihr Magen sackte nach unten, und ihre Schritte wurden schleppender.
Shawn blieb stehen. »Willst du es dir noch einmal ü-
berlegen? Wenn du willst, kannst du dich umziehen.
Ich warte.«
»Nein, schon gut. Ich habe nur nachgedacht.« Nachgedacht? Himmel. Die Erinnerungen schlugen wie Bomben in ihrem Kopf ein.
»Sicher?«
»Komm, wir gehen.«
Er öffnete die Tür, und sie trat hinein. In dem Laden hatte sich nicht viel geändert. Plötzlich bemerkte sie den durchdringenden Blick des Türstehers. Sie lächelte ihn an, und er ließ sie ein, ohne den Eintritt zu verlan-gen.
Shanna sah sich um. Noch war der Club nur schwach besucht. Ihr Blick ging zur Bühne, und ihr fiel sofort auf, dass sie das Beleuchtungssystem verbessert hatten. Das alte Spotlight hatte sie so sehr geblendet, dass sie noch Stunden später Sterne gesehen hatte.
Shanna überflog die wenigen Gäste.
Lenny und Squiggy waren schon da. Als sie sah, dass ihre alten Fans immer noch geifernd auf die Tänzerin-nen auf der Bühne starrten, musste sie lachen.
»Was ist denn so lustig?«, fragte Shawn und legte beschützend einen Arm um ihre Taille.
»Ach, nichts. Setz dich an einen Tisch. Ich hole uns was zu trinken.«
Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, zeigte dann aber auf einen freien Tisch. »Ist der in Ordnung? Von dort haben wir Eingang und Hintertür im Visier.«
Sie nickte. »Wenn Santos’ Männer kommen, können wir sie nicht verpassen.« Sie ging zur Theke, fragte aber noch über die Schulter: »Cola?«
Er nickte,
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