Die Polizistin
Zimmer trat, war sie fertig angezogen.
»Das ging aber schnell«, sagte er.
Das Licht vom Bad strahlte ihn von hinten an und ließ seine Gestalt noch mickriger aussehen. Er stand fast verloren im Türrahmen, und der lange dünne Penis hing schlaff zwischen seinen Beinen.
Sie hob lässig die Schultern. »Du und dein Boss, ihr werft mir beide etwas vor, was nicht zutrifft. Deshalb bin ich immer noch der Meinung, du solltest mich zu ihm bringen, damit ich die Sache klären kann.«
Myers hob eine Augenbraue. »Das ist keine gute Idee«, sagte er kühl.
»Warum nicht? Ihr scheint mir alle zu misstrauen, deshalb sollte ich die Möglichkeit haben, mich zu rechtfertigen.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich werde ihm sagen, dass du es nicht warst. Denn sonst hättest du eben ein Geständnis abgelegt. Du bist keine Verrä-
terin, du bist nur eine geile Schlampe, mein Schätzchen.«
»Ich glaube, da irrst du dich«, sagte Shanna. Ihre Geduld war erschöpft. Plan A ging nicht auf, also musste sie zu Plan B greifen. Ihre Stimme war eiskalt, als sie sagte: »Zieh dich an.«
»Warum?«, fragte er grinsend.
»Weil wir zu einer kurzen Fahrt aufbrechen.« Sie ließ ihn die rechte Hand sehen, die eine neun Millimeter Glock hielt, jetzt auf seine Stirn gerichtet. »Du bringst mich zu Manny.«
Fünfzehntes Kapitel
»Denke noch einmal nach, Robert!«, rief Joe ins Telefon. »Hat sie nicht irgendeine Andeutung gemacht, wohin sie wollte?«
»Ich habe dir doch gesagt, was geschehen ist, Joe.
Wir haben sie vom Flughafen nach Hause gebracht.
Annie bereitete das Essen zu, aber Shanna hat nur mit der Gabel herumgestochert. Ich habe sie noch nie so angespannt gesehen.«
Die Muskeln in Joes Kinn arbeiteten. Für ihre Anspannung war er verantwortlich. »Hat sie nicht irgendwas gesagt, was sie unternehmen wollte?«
»Natürlich nicht. Mann, sie ist ein Profi. Sie hat sich am Tisch entschuldigt und ist ins Gästezimmer gegangen. Als Annie nach ihr gesehen hat, war sie schon lange weg.«
»Aber sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!«
»Aber genau das hat sie offenbar getan. Mann, Joe, wenn sie sich verstecken will, dann wird niemand sie finden.«
»Mist.« Joe drückte den Hörer gegen seine Brust und schaute auf die Uhr an der Wand. Es war spät, aber er hatte sein Büro seit drei Tagen nicht verlassen. Seit Robert ihn angerufen und ihm mitgeteilt hatte, dass Shanna ihm entwischt war, hatte er keine Ruhe mehr gefunden. »Bei all den Agenten? Irgendwer wird über sie stolpern.«
»Wenn sie nicht gefunden werden will, könnt ihr suchen, bis ihr schwarz seid. Sie hat zu lange auf der Straße gelebt. Sie weiß, wie man spurlos verschwin-det.«
»Aber doch nicht bei unserer heutigen Technik.«
»Sie weiß, wie sie eurer Technik ausweichen muss.«
Joe fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare.
Er hatte ein übles Gefühl im Bauch. Ganz egal, wie gut sie war – sie war allein da draußen. Nach allem, was sie ihm erzählt hatte, war er auch nicht sicher, ob sie kühl genug war. »Ich habe Angst vor dem, was sie tun könnte. Sie war schon vorher kurz davor, durchzudre-hen.«
»Du selbst hörst dich auch nicht überlegt und gelassen an.«
»Ich habe einen Fehler begangen. Ich hätte sie nie und nimmer wegschicken dürfen, aber ich wollte sie doch nur schützen. Ich konnte doch nicht ahnen…«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen, mein Junge«, sagte Robert leise. »Ich weiß, was du für sie empfindest.«
Einen Moment lang war er wie vor den Kopf geschlagen. Er hatte mit seinem alten Partner nie über seine Gefühle für Shanna gesprochen. Hatte sie etwas gesagt? Sein Herz setzte einige Schläge aus.
»Du nennst sie nicht mehr Lily«, erklärte Robert.
Sein Herz sprang wieder an. Natürlich hatte sie nichts gesagt. »Ja, nun, wir haben an diesem Fall ziemlich eng zusammengearbeitet«, murmelte er.
»Teufel«, sagte Robert, »ihr zwei wart immer schon wie zwei im Käfig eingesperrte Löwen. Wenn sie in deiner Nähe war, bist du auf Zehenspitzen gegangen, aber ihr habt es beide nicht ertragen können, euch nicht anzusehen.«
»Nun, ich würde sie auch gern wieder ansehen«, sagte Joe, um das Gespräch zurück zum aktuellen Problem zu bringen.
»Wenn ich raten müsste«, sagte Robert, »dann würde ich sagen, sie ist unterwegs zu diesem Santos.«
»Das ist die einzige Gewissheit, die ich auch habe. Das Problem besteht darin, dass ich nicht weiß, wo ich diesen Kerl finde.«
»Wie würde sie
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