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Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Carl Grund
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Steinzeitbuch ganz genau an. Selbstverständlich stand nicht „Knüppelknilche“ unter den Bildern, sondern „Neandertaler“. „Knüppelknilche“ stammte von Hans-Heinrich, weil Dr. Haberkorn geschimpft hatte: „Was für ein Knilch wirft denn da mit Knüppeln herum? Wir leben doch nicht in der Steinzeit!“
    Sicher war, daß die abgebildeten Gestalten vor etwa fünfzigtausend Jahren auf der Erde gelebt hatten. Das stand schwarz auf weiß im Buch gedruckt.
    „Schön sehen sie nicht aus“, stellte Hans-Heinrich fest.
    „Beinahe wie die Gorillas in unserem Zoo“, sagte Roswitha, „nur mit noch längeren Haaren.“

    „Aber keiner schmeißt einen Bumerang“, meinte Hans-Heinrich. „Sie hauen mit einfachen Knüppeln zu und werfen mit Steinen.“
    „Und jagen Riesentiere damit“, warf Roswitha ein. „Gegen die kämen sie mit Bumerangs bestimmt nicht an.“ Sie deutete auf ein Bild, das Neandertaler bei der Jagd auf Höhlenbären zeigte. „Ganz schön gefährlich, was sie da machen. Und gefährlich sehen sie auch selber aus.“
    „Hast du Angst, zu den Knüppelknilchen mitzukommen?“ spottete Hans-Heinrich.
    Roswitha winkte ab. „Quatsch kein Blech! Wenn wir bei Gefahr schnell genug simsalabimmen, kann uns nichts passieren.“
    „Na eben“, sagte Hans-Heinrich.
    Die Pollinger-Kinder setzten sich auf den Teppich, schlossen die Augen und kniffen die Daumen ein.
    „Wir möchten zu den Knüppelknilchen in die Steinzeit“, murmelte Hans-Heinrich.
    „In die Steinzeit“, wiederholte Roswitha. Dann flüsterten beide: „Simsalabim.“
    Da waren sie auch schon dort.
     
     
     

In der Falle

     
    „Mensch Meier!“ riefen die Pollinger-Kinder erschrocken; dann lähmte der Schreck ihnen Stimme, Arme und Beine. Sie standen wie festgewurzelt und starrten aus weit aufgerissenen Augen dem Unheil entgegen, das auf sie zukam.
    Es war wie in einem Monsterfilm, nur daß sie diesmal nicht in bequemen Sesseln saßen und zuschauten, sondern mittendrin steckten. Und es sah verteufelt so aus, als sollte es ihnen diesmal an den Kragen gehen.
    Wir möchten nach Hause! dachten sie. Simsalabim!
    Leider konnten sie es nicht aussprechen, weil der Schreck ihnen die Lippen verschloß. Und das gedachte Simsalabim half überhaupt nichts.
    Die Pollinger-Kinder standen auf einer weiten Lichtung. Vor ihnen war ein Waldrand mit mächtigen Bäumen und wild verwuchertem Unterholz, aus dem eine steile Felsgruppe aufragte.
    Von dorther drohte die Gefahr. In der Felswand gähnte eine Höhle, die jetzt eine Menge Neandertaler aus Dr. Haberkorns Steinzeitbuch ausspuckte.
    Eine Horde von Urmenschen.
    Sie waren klein, aber unheimlich. Die einen fuchtelten mit knorrigen Knüppeln herum, andere mit kopfgroßen Steinen. Sie blinzelten aus zusammengekniffenen Augen und knurrten wie bissige Hunde.
    Es mußte um die Mittagszeit sein, denn die Neandertaler warfen kaum Schatten.
    Je näher die wilden Männer herankamen, desto deutlicher erkannten die Pollinger-Kinder Einzelheiten.
    Nein, schön waren diese Wesen wirklich nicht.
    Sie hatten flache Köpfe mit niedriger Stirn, starken Augenbrauenwülsten, platter Nase und fliehendem Kinn. Kurz und leicht nach außen gekrümmt waren die Beine, und die Fußspitzen gingen nach innen. Zottiges Haar wucherte um die Köpfe, zottige Tierfelle bedeckten die Leiber.
    Sie stapften geduckt heran — wie Angreifer auf dem Sprung. Immer drohender klang ihr Knurren. Hinter ihnen spuckte die Höhle zottelige Frauen und Kinder aus. Die guckten neugierig und kreischten mit hohen Stimmen.
    An die Spitze der Männerschar schob sich ein besonders kräftiger Neandertaler, vermutlich der Häuptling der Horde. Er schwang einen dicken, leicht gebogenen Knüppel, der die Pollinger-Kinder an einen übergroßen Bumerang erinnerte.
    Knapp zehn Meter vor Hans-Heinrich und Roswitha blieb der Häuptling stehen und schüttelte die Mähne. Das Knurren der anderen erstarb sofort.

    Und von den Pollinger-Kindern fiel die Starre; gerade im rechten Augenblick, dachten sie.
    Der Häuptling stieß seinen Krummprügel nach vorn. Die Horde brach in donnerndes Gebrüll aus und stürmte los.
    „Nichts wie weg!“ keuchte Hans-Heinrich. Er riß Roswitha herum, und sie liefen. An Simsalabimmen dachten sie nicht. Die Angst machte ihnen nur Beine. So schnell sie konnten, rannten sie dem hohen Gebüsch zu, das sich wie eine breite grüne Mauer in die hügelige Steppe hineinzog, die sich nach rückwärts bis zum Rande des Horizontes hin

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