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Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster

Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Piep-Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Carl Grund
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sehr große Buchstaben“, sagte Mutter Krause, „auf Reklametafeln und an Firmenfassaden zum Beispiel.“
    „Und warum bewachen Gespenster die sechsundzwanzig Buchstaben?“ fragte Brigitte.
    „Damit kein Buchstabe von bösen Geistern stibitzt wird“, antwortete die Mutter. „Denk an dein letztes Diktat, Brigitte. Da stahlen dir böse Geister das ,P’, das ,M’ und das ,F’. Du hattest ,pumte’ statt ,pumpte’ geschrieben, ,brumte’ statt ,brummte’ und ,tropte’ statt ,tropfte’.“ Sie wies auf das Poster. „Die Wächter da sind gute Geister. Sie geben jedem, der mit Verstand und Überlegung etwas niederschreibt, genau die Buchstaben, die er braucht. Ja, das könnte mit dem Bild gemeint sein — vielleicht. Und jetzt feiert schön weiter. Tschüs.“
    Die Kinder blieben nachdenklich zurück. Eine kleine Weile überlegten alle angestrengt.
    Dann brummelte Herbert: „Glaub ich nicht.“
    „Ich auch nicht“, sagten Peter Schneider und der andere Junge aus der Nachbarschaft.
    Da flüsterte Roswitha Pollinger ihrem Bruder etwas ins Ohr, und Hans-Heinrich nickte eifrig.
    „Was habt ihr denn?“ erkundigte sich Brigitte.
    „Wir kriegen raus, was in der Truhe steckt“, verkündete Hans-Heinrich.
    „Und wie?“ fragte Herbert.
    „Wir fragen die Piep-Gespenster“, antworteten die Pollinger-Kinder gleichzeitig.
    „Ihr spinnt!“ riefen die Krause-Zwillinge.
    „Wie wollt ihr die Piep-Gespenster fragen, wenn es sie in Wirklichkeit gar nicht gibt?“ warf Peter spöttisch ein.
    „Auf dem Bild gibt es sie“, sagte Roswitha. „Da können wir uns genausogut zu ihnen hinwünschen, als wenn sie in einer Höhle oder in einem Spukschloß wären.“
    „Wir müssen nur die Augen schließen und ,Simsalabim’ sagen“, erklärte Hans-Heinrich.
    „Toll!“ spottete Herbert. „Da kommen wir mit.“
    „Du brauchst gar nicht so doof zu grinsen, auch wenn du Geburtstag hast“, fuhr Roswitha ihn an. „Und mitkommen kann keiner von euch, weil eure Familiennamen nicht mit ,Po’ anfangen und bei eurer Geburt kein doppelter Freitag und keine doppelte Dreizehn dabeigewesen sind.“
    „Jetzt spinnst du aber wirklich“, sagte Brigitte.
    „Gar nicht!“ fuhr Hans-Heinrich auf. „Pollinger fängt mit ,Po’ an; und vor neuneinhalb Jahren kam ich an einem Freitag in der Klinik an der Gustav-Freytag-Straße im Zimmer Nummer dreizehn auf die Welt, und es war Freitag, der dreizehnte.“
    „Und ich fange auch mit ,Po’ an“, sagte Roswitha. „Und in der Gustav-Freytag-Straße bin ich auch geboren — vor acht Jahren und vier Monaten — , an einem Freitag um dreizehn Uhr, als dreizehntes Baby an diesem Tag.“
    „Und wegen des ,Po’, des doppelten Freitags und der doppelten Dreizehn können wir Gespenster sehen und mit ihnen sprechen“, fuhr Hans-Heinrich fort. „Und daß wir uns überallhin wünschen können, wenn wir die Augen zumachen und ,Simsalabim’ sagen, verdanken wir einem kleinen Poltergeist, dem wir einmal geholfen haben.“
    Die anderen glaubten kein Wort.
    „Ihr seid noch ulkiger als die Maus in der Röhre“, sagte Peter.
    „Gehen wir“, flüsterte Roswitha ihrem Bruder zu. Brigitte versuchte, die beiden zurückzuhalten. „Seid doch nicht gleich eingeschnappt! Ihr habt Spaß mit uns gemacht, und wir lachen darüber. Das ist doch nicht schlimm.“
    „Es ist kein Spaß“, brummte Hans-Heinrich.
    „Wir kommen wieder“, versprach Roswitha. „Wir gehen nur für eine oder zwei Stunden nach Hause. In dem Lärm da können wir uns nicht konzentrieren. Und das müssen wir, wenn wir uns zu den Piep-Gespenstern wünschen. Wenn wir dann mit ihnen gesprochen haben, sagen wir euch Bescheid. Länger als bis achtzehn Uhr wird es bestimmt nicht dauern.“
    „Um achtzehn Uhr gibt es belegte Brote und Limo“, sagte Herbert. „Nachher müssen wir aus dem Wohnzimmer hinaus. Dann setzen wir uns in meinem Zimmer zusammen oder bei Brigitte.“
    Hans-Heinrich nickte.
    Als die Pollinger-Kinder gegangen waren, spöttelten die anderen eine ganze Weile über die „Spinner“. Dann wurde es ihnen zu dumm, und sie begannen auf Brigittes Vorschlag mit einem Pfänderspiel.
     
     
     

Hans-Heinpiepich und Pieposwitha
     
    Die Pollinger-Kinder setzten sich in Roswithas kleinem Zimmer zusammen. Niemand störte sie.
    Vater Pollinger arbeitete als Versicherungsdirektor auswärts, Mutter Pollinger war ins Café gegangen, und der Kanarienvogel Spatzi gab keinen Laut von sich. Hans-Heinrich hatte das Vogelhäuschen mit

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