Die Pollinger-Kinder und die Roboter von Blechheim
saßen viele Frauen an Fließbändern. Jede Frau machte ununterbrochen den gleichen Handgriff.
Die eine drückte einen Schalthebel herunter, die andere wickelte Draht auf eine Spule, die dritte drehte Schrauben ein...
Das zweite Bild blendete in eine Kabelfabrik über. Da saß ein Mann an einer riesigen Maschine. Er hatte nichts anderes zu tun als auf einen Knopf zu starren und diesen niederzudrücken, sobald er rot aufleuchtete.
„Eine langweilige Arbeit“, meinte Hans-Heinrich.
„Richtig“, stimmte der Boß zu. „Und jetzt behauptet noch einmal, daß diese Frauen und Männer mehr als Roboter sind! Wer Tag um Tag und Stunde für Stunde immer wieder den gleichen Handgriff ausführt, ist doch zum Roboter geworden, oder nicht?“
Er schaltete das Fernsehbild aus und das normale Licht ein.
„Wir möchten trotzdem keine Roboter werden“, sagte Hans-Heinrich.
„Bestimmt nicht!“ versicherte Roswitha.
Und weil die Lähmung der Hände gefallen war und Hans-Heinrich sich dreizehnmal hintereinander an der Nase gezupft hatte, kam ihm plötzlich eine Idee. „Wie wär’s“, fragte er den Boß, „wenn uns etwas einfiele, was uns allen Spaß macht? — Ihnen, Roswitha, mir und den Krause-Zwillingen?“
Eine ganze Weile blieb es still, dann sagte der Boß: „Moment mal! Soll das heißen, daß ihr — auch mir helfen wollt?“
„Mensch Meier“, flüsterte Roswitha, „der braucht Hilfe! Und — er bildet sich ein, daß er die von uns kriegen kann?“
„Halt die Klappe!“ zischte Hans-Heinrich, Dann rief er nach oben: „Klar wollen wir Ihnen helfen, Boß. Aber...“ Er stockte.
„Aber?“ dröhnte es in die Röhre.
„Aber dazu müssen wir beraten“, erklärte Hans-Heinrich. „Das geht nur, wenn wir mit untergeschlagenen Beinen zusammensitzen — wie die Indianer in meinem Indianerbuch. Wenn Sie das möchten, dann holen Sie uns bitte hinauf und setzen Sie sich mit uns auf die Beine.“
„Es ist nur am Anfang ungemütlich“, tröstete Roswitha, „aber es hört bald auf. Sogar Tante Kiki hat sich mit uns im Indianersitz unterhalten.“
„Dabei quietschen ihre Knie, wenn sie sich setzt“, warf Hans-Heinrich ein.
„Aber sie ist ja auch nicht so wehleidig wie manche Männer“, setzte Roswitha hinzu.
Sssssssssssssssssst!!!
Schon wieder verging den Pollinger-Kindern Hören und Sehen. Sie sausten nach oben.
Mensch Meier!
Im letzten Moment klappte die Falltür auf, schlug hinter ihnen zu — und dann saßen sie wieder in der riesigen Unterwasserhalle vor dem Boß, der gepanzert über seinem Schaltpult thronte.
Auf der Sessellehne hockten die blechernen Adler, Geier, Kondore, Pelikane, Wildgänse, Silberreiher und Raubmöwen, ließen die Flügel hängen und guckten dämlich.
„Na, dann los!“ orgelte der Boß von Blechheim. „Was schlagt ihr vor?“
„Zuerst müssen Sie zu uns herunterkommen“, sagte Roswitha. „Richtig beraten können wir nur im Indianersitz.“
„Das haben wir Ihnen doch schon erklärt“, sagte Hans-Heinrich. „Also kommen Sie schon!“
Das Geheimnis von Blechheim
„Es geht nicht“, murmelte der Boß.
„Wieso nicht?“ fragte Roswitha. „Haben Sie Rheuma wie die Schwiegermutter unseres Hausmeisters?“
„Oder kleben Sie an Ihrem Sessel fest?“ unkte Hans-Heinrich.
„Beinahe“, stöhnte der Boß von Blechheim, und diesmal klang seine Stimme betrübt.
Hans-Heinrich schaltete blitzschnell. „Wir helfen Ihnen wirklich gern“, erklärte er rasch, „auch wenn Sie auf Ihrem Sessel festgepappt sind. Im Lospappen sind wir ganz große Klasse. Aber Sie müssen uns unsere Rückfahrkarte zurückgeben, ja?“
„Rückfahrkarte?“ fragte Roswitha.
„Hast du wieder mal eine lange Leitung!“ brummelte Hans-Heinrich.
Da fiel bei Roswitha auch schon der Groschen. „Ach so“, rief sie, „du meinst das — das ,Simsalabim’?!“
„Daß du so eine Wucht bist, hätte ich nie gedacht“, stieß Hans-Heinrich hervor. „,Simsalabim’! Ja, so heißt es! Wie ist es dir bloß eingefallen?“
Roswitha deutete auf die Wand hinter dem Boß. „Dort steht es deutlich“, sagte sie.
So war es.
SIMSALABIM stand in grellroten Großbuchstaben hinter den Blechvögeln an die Wand geschrieben.
„Ich habe es euch zurückgegeben“, brummte der Boß von Blechheim. „Aber ihr werdet es sofort wieder vergessen, wenn ihr mir nicht helft, wie ihr versprochen habt!“
„Schießen Sie los“, sagte Hans-Heinrich gewollt forsch und kniff die Daumen
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