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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Jacobs
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     Logik-Aufgaben. Die Kinder bekamen z. B. folgende Sätze: „Alle grünen Dosen sind groß. Alle Dosen sind rund.“ Aus fünf Antwortmöglichkeiten musste die
     richtige gefunden werden. Sie lautete: „Alle grünen Dosen sind rund.“ Andere Aufgaben bestanden aus Buchstaben- und Zahlenreihen. Die Kinder sollten
     erkennen, ob und welche Gesetzmäßigkeiten ihnen zugrunde lagen. Beim Lösen der Aufgaben waren jene, die Latein lernten, ihren Mitschülern nicht im
     Geringsten überlegen. Den Satz „Latein schult das logische Denken“ dürfen wir also getrost zu den Lernmythen zählen.

    Latein-Befürworter heben gern hervor, dass Latein die Muttersprache Europas ist. Anhand dieser „Basissprache“ könnten Schüler am
     besten lernen, wie Sprachen funktionieren. Bislang hat niemand untersucht, ob Lateinschüler einen Vorteil haben, wenn sie Türkisch oder Russisch
     lernen. Stern und Haag haben allerdings geprüft, ob Lateiner sich leichter tun, wenn sie eine romanische Sprache lernen. Und siehe da: Studenten mit
     Latinum, dieSpanisch lernten, waren nicht erfolgreicher als ihre Mit-Lerner, die in der Schule Französisch belegt hatten. Im Gegenteil:
     Die „Lateiner“ machten in der Grammatik sogar mehr Fehler als die „Franzosen“.

    Wer Latein lernt, verbessert sich immerhin in Deutsch. Gymnasiasten etwa, die vier Jahre Latein hinter sich haben, können komplexere
     deutsche Sätze bilden als Nicht-Lateiner. Außerdem finden sie in deutschen Sätzen mehr Fehler – sowohl in der Rechtschreibung als auch in der
     Grammatik. Hier also zahlt es sich aus, dass Lateinschüler darauf trainiert sind, sich Wörter ganz genau anzusehen.
    ■
    Latein oder nicht Latein? Das bleibt die Frage. Vor- und Nachteile halten sich in etwa die Waage. Für
     diejenigen, die sich zum Bildungsbürgertum zählen, gehört Latein vermutlich zum Pflichtprogramm. Ein Segen wird die Sprache jedoch womöglich vor allem für
     Kinder sein, die schlecht hören, Probleme mit der Rechtschreibung haben oder Schwierigkeiten mit der Aussprache. (In Lateinstunden wird hauptsächlich
     übersetzt. Und zwar vom Lateinischen ins Deutsche. „Gallia est omnis divisa in partes tres. Gallien als Ganzes zerfällt in drei Teile.“ Der berühmte
     erste Satz aus dem Gallischen Krieg einmal ins Französische übersetzt, zeigt die vergleichsweise kompliziertere Rechtschreibung, von der Aussprache ganz
     zu schweigen: „Toute la Gaulese se divise en trois morceaux.“) Eltern tun gut daran, nicht über die Köpfe ihrer Kinder hinweg zu bestimmen, sondern sie
     nach ihren Wünschen zu fragen. Viele Schulen bieten ihren Schülern Schnupperstunden, um ihnen die Qual der Wahl zu erleichtern.

Irrtum: Sport trainiert auch das Oberstübchen
    Lange galt dieses Vorurteil: Sportler haben zwar Muckis, sind dafür aber nicht besonders helle. Heute hört man es meist genau
     andersherum: Sport, so heißt es, formt nicht nur den Körper, nein, auch für das Hirn sei er der reinste Muntermacher. Sportler müssten demnach die
     Kollegen von der Couch-Fraktion auch auf geistigem Gebiet in die Tasche stecken können. Es versteht sich von selbst, dass Sportler, deren
     Verbandsfunktionäre und die Trimm-Dich-Geräte-Industrie mehr als überzeugt davon sind. Die Science-community nährt die neue Lehre zudem mit ständigen
     Meldungen, die auf die Formel „Schneller, weiter, schlauer“ hinauslaufen.

    Der Haken: Es stimmt nicht. Noch immer jedenfalls gibt es keinen ernsthaften Beweis. Detaillierte, wirklich aussagefähige
     Untersuchungen fehlen. Der Umkehrschluss zeigt überdies, wie gewagt die These ist: Schwache, kranke oder behinderte Menschen dürften demnach weniger
     belichtet sein als Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller. Und was ist mit dem seit Jahrzehnten im Rollstuhl sitzenden Astrophysiker Stephen Hawking
     („Eine kurze Geschichte der Zeit“)? Geht der bewegungsunfähige Top-Wissenschaftler etwa als die berühmt-berüchtigte Ausnahme durch? Hirnforscher glauben
     gleichwohl, dass von sportlicher Aktivität auch das Gehirn profitiert: Wer sich bewegt, versorgt es mit mehr Sauerstoff, neue Verknüpfungen von
     Nervenzellen entstehen. Die dergestalt aktivierten Nervenzellen sollen besonders lernfähig sein. Allerdings sterben die vielfachen Verknüpfungen ab, wenn
     man sie nicht nutzt. Lernforscher streiten jedenfalls Zusammenhänge zwischen Sport und gesteigertenDenkleistungen ab. Andere positive
     Nebenwirkungen sportlicher Betätigung –

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